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F/A-XX versus China: US Navy soll jetzt doch ihren „Superflieger“ bekommen

Im Kampf um den neuen Kampfjet scheint sich eine Einigung anzubahnen. Laut Reuters hat das Pentagon grünes Licht erhalten, um den Gewinner der Ausschreibung F/A-XX zu verkünden. Laut Regierungsangehörigen könnte dies sogar noch diese Woche passieren.

Aus dem F/A-XX-Programm soll ein Stealth-Fighter der 6. Generation hervortreten. Dasselbe Ziel hatte das NGAD-Projekt der US Air Force, dessen Gewinner Boeing mit der F-47 ist. Die F-47 wurde im März von US-Präsident Trump als ein „Superflieger“ vorgestellt, der „das beste, tödlichste Flugzeug, das jemals gebaut wurde“ sein soll. Auch die F/A-XX soll so ein Superflieger werden, aber für Starts und Landungen auf den Flugzeugträgern der Navy geeignet sein.

Mit dieser Grafik wurde die Boeing F-47 als Siegerin des NGAD-Projekts der Air Force verkündet

Boeing versus Northrop

Ursprünglich sollen sich mindestens 4 Unternehmen für F/A-XX beworben haben. Glaubt man den aktuellen Informationen, sind davon nur noch 2 im Rennen: Boeing und Northrop Grumman. Beide haben kürzlich Konzeptgrafiken gezeigt, wie ihre F/A-XX aussehen könnte.

F/A-XX-Entwurf von Boeing

Sofern die Grafiken tatsächlich den geplanten Designs entsprechen, setzt Boeing bei der F/A-XX auf Canards – genau wie bei der F-47. Es macht Sinn, dass Boeing denselben Kampfjet der Navy anbietet, nur eben für Flugzeugträger angepasst.

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Northrops Konzeptgrafik für die F/A-XX

Das Konzept von Northrop hat keine Canards. Die Grafik deutet an, dass das Flugzeug kein klassisches Seitenleitwerk hat. Das erinnert an den Stealth-Bomber B2 und dessen Nachfolger B-21, die ebenfalls beide von Northrop gebaut werden.

B-21 Raider

Pentagon wollte F/A-XX auf Eis legen

Dass Northrop gerade die neue B-21 baut, wurde vom Pentagon als Begründung für das Vorhaben genutzt, die F/A-XX auf Eis zu legen. Die B-21 sei aus taktischen und strategischen Gründen zu wichtig. Würde Northrop die F/A-XX-Ausschreibung gewinnen, könnte das womöglich die Fertigung des Stealth-Bombers und die Indienststellung bei der Air Force verzögern, weil das Rüstungsunternehmen nebenbei noch einen Flieger für die Navy bauen muss.

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Dasselbe Argument wurde gegen Boeing vorgebracht, das die F-47 für die Air Force baut. Boeing wies das damals entschieden zurück: „Unsere Strategie war, dass wir an beiden Programmen teilnehmen, gewinnen und abliefern werden“, sagte Steve Parker, CEO von Boeing Defense: „Wir haben 5 Milliarden US-Dollar investiert, um beide Projekte voranzutreiben. Also ja, wir können absolut beide Jets bauen.“

Was bedeutet Kampfjet der 6. Generation?

Kampfjets werden in Generationen eingeteilt. Die aktuellste, die im Einsatz ist, ist die 5. Generation, die sich durch vor allem durch Tarnkappeneigenschaften auszeichnet. Dazu gehören etwa die F-22, F-35, Su-57, J-20 und J-35.

Zu den derzeit noch lose definierten Fähigkeiten eines Kampfjets der 6. Generation gehören:

  • Tarnkappeneigenschaften und interner Waffenschacht
  • Für Luftkämpfe und Bodenangriffe geeignet
  • Geeignet für elektronische Kriegsführung
  • Erweiterte Datenübertragungsfähigkeiten für das vernetzte Schlachtfeld und Datenübertragung direkt zu Satelliten
  • Kann optional ferngesteuert und mindestens teilautonom mittels KI agieren
  • Helm-Display ist mit Außenkameras verbunden, damit der Pilot „durch das Flugzeug“ durchschauen kann und so eine 360-Grad-Rundumsicht hat
  • Adaptives Triebwerk
  • Erweiterte Gegenmaßnahmen, wie Jammer, Infrarot-Blender und optional Energiewaffen – etwa um anfliegende Raketen per Laser zu zerstören

Der tatsächliche Grund des Versuchs, das F/A-XX-Projekt sterben zu lassen, liegt am knappen Budget und der Eitelkeit des US-Präsidenten. Trump will sich mit der F-47 (er ist der 47. Präsident) ein fliegendes Denkmal setzen. Und damit das klappt, soll sie noch in seiner aktuellen Amtszeit, die im Jänner 2029 endet, zum Jungfernflug abheben. Deshalb wird bei den Rüstungsausgaben anderer Branchen, wie bei der US Army und der US Navy, gespart, damit mit dem freigespielten Budget die Entwicklung der F-47 beschleunigt werden kann.

F/A-XX gegen China

Nicht nur die Navy selbst verteidigte ihr F/A-XX-Programm, auch andere Politiker, der US-Senat und Militäranalysten stellten sich hinter die Seestreitkräfte. Denn die Rüstungsstrategie der USA ist derzeit stark auf einen Konflikt mit China im Pazifik ausgerichtet. China hat mehrfach angedroht, Taiwan zu erobern und die USA haben mehrfach zurück gedroht, dass man Taiwan zur Hilfe eilen werde. Bei so einem Konflikt würden die Flugzeugträger der US Navy an vorderster Front stehen, während die F-47 eher aus der „zweiten Reihe“, etwa von US-Stützpunkten in Japan aus, eingreifen würde.

China führt derzeit Testflüge mit den Stealth-Fightern J-36 und J-50 durch. Bei diesen dürfte es sich um Kampfjets der 6. Generation handeln.

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Auf den Flugzeugträgern der Navy sind aber mehrheitlich Kampfjets der 4. Generation, die keine Stealth-Fähigkeiten haben, stationiert. Sie hätten im Luftkampf also das Nachsehen.

Und wenn die Navy mit den Jets ihrer Flugzeugträger nicht den Luftraum sichern kann, gefährdet das alle Schiffe der USA und derer Verbündeten: Sie wären leichte Ziele für Marschflugkörper und Raketen, die von chinesischen Kampfflugzeugen, Drohnen und Bombern gestartet werden.

F/A-XX ersetzt F/A-18

Die F/A-18E (Einsitzer) und F/A-18F (Zweisitzer) sind das Rückgrat der Navy-Flugzeugträgerflotte. Sie wurden 2001 in Dienst gestellt. Die Navy besitzt über 400 Stück davon, 93 weitere sind bestellt.

Die E/A-18G ist eine Variante der F/A-18F zur elektronischen Kriegsführung. Die zukünftige F/A-XX soll ebenfalls Fähigkeiten zur elektronischen Kriegsführung haben und damit sowohl die F/A-18E/F als auch die E/A-18G ablösen können.

E/A-18G

F-35C: Mit Stealth, aber auch Problemen

Mit der F-35C hat die Navy zumindest einen Stealth-Fighter der 5. Generation. Von dem sind derzeit aber nur etwa 110 Stück vorhanden.

Zudem sind nicht alle Flugzeugträger mit dem Stealth-Jet der 5. Generation kompatibel und müssten erst entsprechend umgebaut werden. Sogar die USS Gerald R. Ford, der neueste und größte Flugzeugträger der US Navy, hat noch keine F-35C an Bord. Der Bau des Kriegsschiffs war bereits zu weit vorangeschritten, um die zum Betrieb der F-35C nötige Infrastruktur einzubauen. Die Ford muss erst damit nachgerüstet werden.

Hinzu kommt, dass die F-35 eine niedrige Readiness hat. Die Landversion F-35A, die pflegeleichter als die F-35C ist, hatte 2024 eine Readiness von 51,5 Prozent. Das heißt: Von den etwa 400 aktiven F-35A, die die US Air Force derzeit betreibt, war nur rund die Hälfte einsatzbereit.

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Für die F-35C gibt es keine offiziellen Zahlen zur Readiness. Da die F-35C bei den Katapultstarts und Landungen mit Fangseil stärker belastet und noch dazu der Meeresluft mit dem höheren Salzgehalt ausgesetzt ist, muss sie vermutlich öfters gewartet und repariert werden, weshalb die Readiness noch niedriger ist. Deshalb ist auch eine Anforderung an die F/A-XX, dass sie robuster ist und somit länger im Einsatz bleiben kann, bevor sie gewartet werden muss.

F/A-XX ist noch nicht fix

Während in sozialen Netzwerken Fans der US Navy die bevorstehende F/A-XX-Ankündigung feiern, mahnen Rüstungsexperten vor zu viel Vorfreude. Es gab schon mehrfach Berichte, die sich auf Insider beriefen, laut denen der Navy-Jet „sehr bald“ oder „in den nächsten Wochen“ vorgestellt werden sollte – und danach aber nichts passiert ist.

Als positives Zeichen wird gesehen, dass Trump in der Vorwoche den Flugzeugträger George H.W. Bush besucht hatte. Anlässlich des 250. Geburtstag der Navy sah er dort F/A-18s beim Starten zu.

Trump mit roter Kappe am Deck des Flugzeugträgers George H.W. Bush

Womöglich konnte er bei der Angelegenheit davon überzeugt werden, dass er sich auch bei der Navy ein Kampfjet-Denkmal setzen kann und nicht nur bei der Air Force. Trump selbst war übrigens zwar als Kind auf einer privaten Militärschule, hat aber nicht gedient. Der Rekrutierung für den Vietnam-Krieg entging er, wegen einer angeblichen Exostose in den Fersen.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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