Ukraine zerstört erstmals Russlands modernste Funkstation
Zum ersten Mal seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine konnten ukrainische Spezialeinheiten eine russische R-416GM "Granit-M" Funkstation zerstören. Das 25 Millionen Dollar teure System ist das beste Langstrecken-Funkfahrzeug der russischen Armee und erst seit 2018 im Einsatz.
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Anders als westliche Armeen kann Russland nicht auf Satelliten für seine Langstreckenkommunikation zählen. Stattdessen setzt die Armee bodengestützte Funkstationen ein. Diese lassen Signale in bis zu 18 Kilometern Höhe an der Troposphäre abprallen und ermöglichen so eine Kommunikation über bis zu 800 Kilometer Entfernung.
Solche Systeme sind wertvolle Ziele für die Ukraine. Entsprechend groß wird auch der Abschuss einer solchen Funkstation gefeiert und verbreitet.
Angriff durch Kamikazedrohnen
Auf dem Video wird gezeigt, wie sich 2 Drohnen der mobilen Station annähern. Die erste Drohne scheint dabei noch vor dem Kontakt mit der Funkstation zu explodieren. Ob diese im Anflug neutralisiert werden konnte, ist unbekannt. Möglich ist auch ein Zünder, der bei einer gewissen Entfernung zum Ziel auslöst. Diese Zünder verhindern etwa, dass sie eine Drohne in einem Anti-Drohnen-Netz oder -Käfig verfängt und der Kontaktzünder nicht ausgelöst wird.
Die zweite Drohne verzeichnete allerdings einen direkten Treffer. Bei beiden Explosionen bildeten sich dicke Rauchwolken, nach dem direkten Treffer scheint das R-416GM System Feuer gefangen zu haben. Aufgenommen wurde die Szene von Shark-Aufklärungsdrohnen.
Spekulationen um Drohnen
Bei den Angriffsdrohnen könnte es sich um eine Variante der RAM II handeln. Während die Heckfinnen der RAM II nach oben zeigen, scheinen die Drohnen im Video nach unten zeigende Heckfinnen aufzuweisen.
Wie der ukrainische Defense Express berichtet, könnte es sich bei der Drohne auch um eine neuere Entwicklung handeln, die der polnischen Warmate ähnelt.
Auffällig ist beim 2. Anflug jedenfalls, dass die Drohne zum Schluss versucht, ihren Flug zu korrigieren und zum Ziel hinlenkt. Das könnte auf den Einsatz einer automatischen Zielverfolgung hindeuten. Aufgrund von Störmaßnahmen sind Drohnen innerhalb eines gewissen Radius zum Ziel nämlich "blind" unterwegs und können nicht ferngesteuert werden.
Wichtige Ziele
Der Abschuss einer einzigen R-416GM-Station wird die russische Kommunikation nicht wesentlich stören. Sollte es allerdings gelingen, weitere Funkanlagen auszuschalten, könnte es die Kommunikation zwischen dem Kommandoposten und den Einheiten an der Front erschweren.
Wie die ukrainischen Einheiten die R-416GM aufgespürt haben, ist unklar. Drohnenpilot*innen könnten die Anlage während Aufklärungsflügen entdeckt haben. Möglich ist auch, dass der ukrainische Geheimdienst russische Funksprüche aufspüren und zurückverfolgen konnte. Dies könnte zwar durch kurze Übertragungen und ändernde Standorte verhindert werden, Analysten beichteten allerdings bereits 2022, dass russische Truppen keinen großen Wert auf "Kommunikationsdisziplin" legten.
Die Funkstation war außerdem nicht optimal getarnt. Zwar hatte sie ein grünes Tarnnetz übergestülpt, das Fahrzeug stand jedoch nicht auf einem grünen Untergrund, sondern auf einer hellen Straße.