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Was tun mit den alten Ski?

In Österreich werden jedes Jahr mehr als 350.000 Paar Ski verkauft. Am Ende der Saison landen viele davon in Kellern, Garagen und schlussendlich im Sperrmüll. Dieser wird „thermisch verwertet“, also verbrannt. 

Das FFG-geförderte Projekt „Wintrust. Wintersport Resource Efficiency and improved Circular Economy“ will das ändern. Die Montanuniversität Leoben sucht zusammen mit dem Transfercenter für Kunststofftechnik, Wintersportartikelherstellern, Händlern, Abfallsammel- und Recyclingbetrieben nach Wegen, um die wertvollen Rohstoffe in Ski, Skistöcken, Helmen und Skischuhen wiederzuverwerten. Geleitet wird das Projekt von "ecoplus. Niederösterreichs Wirtschaftsagentur GmbH".

Hightech-Produkte

 „So abgedroschen es auch klingt, aber all diese Produkte sind Hightech-Produkte“, sagt Recyclingexperte David Zidar von der Montanuniversität Leoben zur futurezone. „In Skischuhen finden sich sehr viele bewegliche Teile und Ski bestehen aus unglaublich vielen unterschiedlichen Lagen, die alle ihre eigenen Aufgaben haben.“ 

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Wichtig ist, dass all diese Materialien nicht im Sperrmüll landen, sondern gesammelt werden. In der Modellregion Pinzgau-Pongau wurden im Zuge des Projekts daher 70 Sammelstellen  – sowohl in Gemeinden als auch bei Sportartikelhändlern – geschaffen, wo man seine alten Ski, Skischuhe, Helme und Stöcke abgeben konnte. 28 Tonnen Material kamen dabei in der vergangenen Saison zusammen, das meiste davon waren Ski und Skischuhe. 

Das Einsammeln ist aber nur der erste Schritt, um vom Abfallprodukt auf das Rohmaterial zu kommen, das wieder im Produkt eingesetzt werden kann. Die einzelnen Materialien in der Ausrüstung müssen voneinander dann voneinander getrennt werden.

 Bei Skischuhen ist man bereits am weitesten, 10 Tonnen konnte man in dem Forschungsprojekt bereits recyceln. „Das ist schon Industriemaßstab und in so einem Forschungsprojekt eigentlich gar nicht vorgesehen“, sagt Zidar. Es sei aber wichtig, auch große Mengen zu recyceln, um ökonomisch abschätzen zu können, ob sich das Verfahren auszahlt.

Markt unter Druck

„Der Markt ist sehr recyclingfeindlich. Wirtschaftlich zu arbeiten, ist unglaublich schwierig“, sagt Zidar. Grund sind die günstigen Preise für Virgin-Kunststoffe, also „jungfräuliche“ Materialien, die direkt aus fossilen Rohstoffen hergestellt werden. Dennoch sind gerade die Sportartikelhersteller sehr interessiert daran, neue Recyclingmethoden zu erforschen. 

Der Rohstoffpreis kann nämlich jederzeit steigen und potenzielle Gesetze zu Recyclingquoten könnten die Hersteller zwingen, auf recycelte Materialien zu setzen. Zudem hat es auch einen gewissen Marketingwert, wenn ein Produkt ökologisch verträglicher hergestellt wird.

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„Gleichzeitig ist Recycling nicht immer besser für die Umwelt – etwa, wenn der Energieaufwand dafür zu groß ist“, sagt Zidar. Dann zahle es sich aus, beim neuen Produkt ein „jungfräuliches“ Material zu verwenden. „Hier eine Balance zu finden, ist eine echte Herausforderung“, so Zidar. Im Projekt wird daher mit einer Lebenszyklusanalyse genau berechnet, welche Auswirkungen die Recyclingmethoden auf die Umwelt haben.

Ski korrekt entsorgen

Konsumenten, die ihre alte Skiausrüstung recyceln wollen, haben momentan nur wenige Möglichkeiten dazu. Am besten erkundigt man sich beim Händler, ob dieser die alten Ski zurücknimmt. „Am Ende des Projekts in einem Jahr soll ein Modell entwickelt werden, wie man ein Recyclingprogramm, so wie im Pinzgau-Pongau, auf ganz Österreich ausdehnen könnte“, sagt Zidar. „Dann wird es auch für die Aufbereiter interessant, weil größere Mengen da sind.“

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Den kleinsten ökologischen Fußabdruck erreichen Konsumenten, wenn sie Abfall korrekt entsorgen – egal ob Skischuh oder Plastikverpackung, rät der Experte. Hier bestehe in Österreich noch Luft nach oben, was nicht auf die Faulheit der Leute zurückzuführen ist. 

„Manchmal tue sogar ich mich schwer, zu entscheiden, ob ein Produkt in den Gelben Sack oder in den Restmüll gehört“, sagt Zidar. Man müsse es Konsumenten möglichst leicht machen – etwa durch eine Markierung am Produkt, die anzeigt, ob es in den Restmüll gehört oder nicht. Über einen QR-Code am Ski könnten zudem am Handy Sammelstellen in der Umgebung angezeigt werden. 

Diese Serie erscheint in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG).

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Marcel Strobl

marcel_stro

Ich interessiere mich vor allem für Klima- und Wissenschaftsthemen. Aber auch das ein oder andere Gadget kann mich entzücken.

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