ATLAS: Hyperschall-Triebwerk mit festem Treibstoff hebt erstmals ab
GE Aerospace hat erfolgreich die ersten Testflüge mit ATLAS absolviert. ATLAS steht für Atmospheric Test of Launched Airbreathing System und ist ein Ramjet-Triebwerk mit festem Treibstoff.
Ramjets (Staustrahltriebwerke) kommen nahezu ohne bewegliche Bauteile aus. Während bei einem normalen Turbofan-Triebwerk ein Schaufelblatt-Rad die zur Verbrennung benötigte Luft einsaugt, nutzt ein Ramjet dazu lediglich den Luftstrom. Daher spricht man auch von Airbreathing – luftatmend.
Allerdings werden bei normalen Ramjets immer noch bewegliche Teile für die Treibstoffzufuhr benötigt, wie zB. Ventile. ATLAS verzichtet darauf.
Wegwerf-Triebwerk
Möglich ist dies, weil der Treibstoff auf Kohlenwasserstoff-Basis fest statt flüssig ist. Wird er gezündet, brennt er bei ATLAS schichtweise ab. Durch die simple Bauweise soll so ein Triebwerk möglichst günstig gebaut werden können – weil es nur für die einmalige Nutzung gedacht ist.
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Erkenntnisse von ATLAS könnten für Über- und Hyperschallraketen genutzt werden. ATLAS könnte auch als abwerfbarer Booster dienen, der ein Fluggerät auf Hyperschallgeschwindigkeit (Mach 5, 6.174 km/h) bringt, bevor es dann selbstständig gleitet oder ein Scramjet-Triebwerk übernimmt. Das ist ähnlich wie Ramjet aufgebaut, aber für höhere Mach-Geschwindigkeiten geeignet. Ramjets sind üblicherweise nur bis Mach 6 (7.408 km/h) effizient nutzbar.
Falls ATLAS in Serienproduktion geht, kann es auch bei der zivilen Luftfahrt und Forschung helfen. So kann es etwa für aerodynamische Flugtests von Hyperschall-Passagiermaschinen im kleinen Maßstab verwendet werden oder bei Tests von neuen Materialen für die Luft- und Raumfahrt.
Kampfjet als Testplattform
Bis es so weit ist, dauert es aber noch. Bei den jetzigen Tests wurde ATLAS an eine F-104 Starfighter geschnallt. Diese Maschinen wurden früher als Kampfjets genutzt und dienen jetzt als Testplattform. Die F-104 kann Mach 2,2 erreichen.
Laut GE Aerospace sind die Flüge mit der F-104 nötig, weil im Windtunnel nicht die Komplexität eines echten Flugs simuliert werden kann, wie etwa Belastung durch Vibrationen und Temperaturwechsel. Bei den Testflügen wurde Überschallgeschwindigkeit erreicht. ATLAS wurde dabei nicht gezündet – es ging in erster Linie darum zu beobachten, wie sich das System bei einem echten Flug verhält und ob es den widrigen Bedingungen standhalten kann.
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Die Zündung von ATLAS soll in der nächsten Testphase erfolgen. Bei solchen Flugtests werden dann aber Drohnen oder unbemannte Technologie-Demonstratoren eingesetzt.