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Heute ist der zweitkürzeste Tag des Jahres

Der Dienstag, 22. Juli 2025, wird höchstwahrscheinlich kürzer dauern als ein durchschnittlicher Tag. 1,34 Millisekunden werden laut Forschern heute von den üblichen 24 Stunden bzw. 86.400 Sekunden abgezogen. Damit wird es der zweitkürzeste Tag des Jahres, berichtet die New York Times.

Revolution in der Zeitmessung

Die Erfindung der Atomuhr hat unser Verständnis von Zeit verändert. Die Zeitmessung erfolgt basierend auf der Schwingung von Atomen. Das ist viel genauer als die frühere Zeitmessung mit Quarzuhrwerken. Moderne Dienste wie GPS-Navigation, das Internet oder internationale Finanzmärkte wären ohne die Atomzeitmessung undenkbar.

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Seit 1973 zeichnet man genau auf, wie lange ein Tag nach der Atomzeitmessung dauert. Seit einigen Jahren wundern sich aufmerksame Beobachter, weil die Tage immer kürzer werden. Bis 2020 war der kürzeste jemals dokumentierte Tag 1,05 Millisekunden kürzer als 24 Stunden. Der bisher kürzeste Tag der Messgeschichte mit Atomuhren war der 5. Juli 2024, der 1,66 Millisekunden kürzer war als ein normaler Tag.

Der bisher kürzeste Tag des Jahres 2025 war laut timeanddate.com der 10. Juli. 1,38 Millisekunden haben ihm gefehlt. Wenn sich die Prognose für 22. Juli bestätigt, wird der um 1,34 Millisekunden kürzere Dienstag der zweitkürzeste Tag 2025 werden. Genaueres wird man in den nächsten Tagen wissen. Am 5. August soll ein weiterer, kurzer Tag folgen, mit 1,25 Millisekunden Verlust auf die 24 Stunden.

Die Erde dreht sich schneller

Grund für die kürzeren Tage ist eine Zunahme der Erdrotationsgeschwindigkeit. Über die Ursachen dieser Beschleunigung rätseln Forschende nach wie vor. Diskutiert wird, ob das schmelzende Polareis, Erdbeben oder der Anstieg des Meeresspiegels zu der Beschleunigung führen könnten.

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Ebenso könnte es sein, dass das Innere der Erde die Erde schneller drehen lässt: Der flüssige Erdkern kann sich nämlich unabhängig vom Erdmantel drehen. Verlangsamt sich die Rotation im Inneren, könnte das dazu führen, dass sich der Mantel schneller dreht – aber das ist derzeit nur eine Theorie.

Auch über einen möglichen Einfluss des Mondes diskutieren Experten. Der Abstand zwischen unserem Planeten und dem Erdtrabanten vergrößert sich nämlich minimal. Tatsächlich weiß man es derzeit nicht genau, was der Grund für die schnellere Rotation ist.

Erste negative Schaltsekunde

Wenn sich die Erde weiterhin schneller dreht, könnte es sein, dass wir bis zum Ende des Jahrzehnts bereits eine ganze Sekunde von unserem 24 Stunden dauernden Tag abziehen müssen. Das wäre die erste negative Schaltsekunde.

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Einem normalen Menschen wird es nicht auffallen, wenn eineinhalb Millisekunden von den 24 Stunden fehlen - allein ein Wimpernschlag dauert in der Regel länger als 100 Millisekunden

Es ist jedoch nicht so trivial, wie man denkt: Die Verkürzung kann beispielsweise zu technischen Synchronisationsproblemen bei der Zeitmessung führen oder die Navigation von Satellitensystemen beeinflussen. Korrekturen wie das Einfügen einer Schaltsekunde werden dadurch notwendig.

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