NASA-Sonde kam der Sonne an Heiligabend näher als je zuvor
Die NASA-Raumsonde Parker Solar Probe ist der Sonne an Heiligabend näher gekommen, als je ein menschgemachtes Objekt zuvor. Demnach kam die bis auf 6,1 Millionen Kilometer an die Oberfläche der Sonne heran.
Die Sonde von der Größe eines Kleinwagens hatte nach NASA-Berechnungen an ihrem sonnennächsten Punkt eine Geschwindigkeit von etwa 690.000 Kilometer pro Stunde und hielt Temperaturen von rund 1.000 Grad Celsius aus.
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Hitzeschild hält 1.400 Grad stand
Die Sonde sei damit schneller geflogen als jedes andere bisher vom Menschen gebaute Objekt. Zum Schutz der Instrumente hat sie einen 11,4 Zentimeter dicken Hitzeschild, der vor allem aus Kohlenstoff besteht. Er hält Temperaturen von bis zu 1.400 Grad stand und schützt vor der starken Sonnenstrahlung.
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Die Forscher erwarten unter anderem Erkenntnisse über die Entstehung des Sonnenwind. Dabei handelt es sich um einen Strom geladener Teilchen, den die Sonne permanent aussendet. Auch wie Sonnenstürme entstehen erforscht due Sonde. Diese werden nach Eruptionen auf der Sonne ins All geschleudert und können die Erde treffen.
Viele Rekorde seit 2018
Die im August 2018 gestartete, rund 700 Kilogramm schwere Sonde Parker Solar Probe umkreist die Sonne bisher auf stark elliptischen Bahnen. Sie gelangt immer wieder abwechselnd in Sonnennähe und Sonnenferne.
Bereits bei ihrem ersten Vorbeiflug im Oktober 2018 war sie laut NASA mit 42,7 Millionen Kilometern so nahe an die Sonne herangekommen wie kein anderes Raumschiff zuvor. 2021 durchflog sie als erste Sonde die Korona, also die äußere Atmosphärenschicht der Sonne. 2023 kam sie sogar auf etwas mehr als 7 Millionen Kilometer an die Oberfläche der Sonne heran.
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Neben der NASA-Sonde kreist auch eine europäische Sonnen-Sonde um unseren Zentralstern. Der Solar Orbiter startete 2020 und soll bis mindestens 2026 in Betrieb sein. Die ESA untersucht damit ebenfalls Sonnenwind und das Weltraumwetter. Zusätzlich werden Daten über die Sonnenpole und das Magnetfeld der Sonne gesammelt.
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Warten auf Rekord-Bestätigung
Ob die Parker Solar Probe tatsächlich einen neuen Rekord aufgestellt hat, ist aktuell noch nicht sicher. Die NASA-Berechnungen lassen sich erst am 27. Dezember prüfen, da die Sonde mehrere Tage keinen Kontakt zur Erde hat.
Weitere Daten werde es erst Ende Jänner geben, wenn die Hauptantenne der Sonde zur Erde zeige, sagte der Astrophysiker Volker Bothmer von der Universität Göttingen wenige Tage vor dem Vorbeiflug. "Es wird aber einige Jahre dauern, bis wir alle Daten ausgewertet und verstanden haben." Bothmer leitet die deutsche Beteiligung an der Mission und hat unter anderem ihr Konzept sowie eine Weitwinkelkamera mitentwickelt.
Weitere Annäherungen im kommenden Jahr
Die Nähe von rund 6 Millionen Kilometern bedeutet laut Bothmer ein nochmals tieferes Eintauchen in die Sonnenkorona. "Wir werden dadurch Daten aus Bereichen der Sonnenatmosphäre bekommen, die es niemals zuvor gegeben hat. In dieser Nähe befinden wir uns dann in den Geburtsregionen des Sonnenwindes und der Sonnenstürme." Zum Vergleich: Die Erde ist im Schnitt etwa 150 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt, der sonnennächste Planet Merkur rund 58 Millionen Kilometer.
Am 22. März und 19. Juni werde sich die Sonde der Sonne voraussichtlich erneut auf rund 6 Millionen Kilometer Entfernung annähern, sagte Bothmer. Was danach geschehen soll, werde derzeit erörtert.