Neuer Satellit misst Erdbewegungen zentimetergenau
Es gibt bereits zahlreiche Satelliten im All, die die Erde im Auge behalten sollen. Mehr als 2 Dutzend erdbeobachtende Satelliten stammen alleine von der NASA. Nun haben die Indian Space Research Organisation (ISRO) und die NASA einen neuen, besonderen Satelliten gestartet.
Er kann die kleinsten Veränderungen an Küsten, am Land und auf Eisschilden erkennen, wie die NASA berichtet. Der Satellit namens NISAR ist am Mittwoch in Indien gestartet.
Die NISAR-Mission
NISAR ist ein 2.392 Kilogramm schwerer Satellit, der nicht nur Indien und den USA, sondern der ganzen Welt bei der Vorbereitung und Bewältigung von Katastrophen helfen soll. Laut der NASA handelt es sich bei NISAR um “das anspruchsvollste Radar, das wir je gebaut haben”.
Denn der Satellit, der sich in einer Höhe von 747 Kilometern befindet, kann die kleinsten Veränderungen überall auf der Welt erkennen. Das bedeutet, der Satellit kann laut NASA Verschiebungen von Land- und Eismassen auf den Zentimeter genau erkennen.
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2 Radarfrequenzen im Einsatz
NISAR steht für NASA-ISRO Synthetic Aperture Radar. Laut der NASA ist das der “erste Satellit seiner Art, der die Erde mit 2 verschiedenen Radarfrequenzen beobachtet”. Zum einen kommt das L-Band der NASA zum Einsatz und zum anderen das S-Band der ISRO. Jede dieser Radarfrequenzen ist empfindlich für unterschiedlich große Objekte und die Erkennung bestimmter Merkmale.
Das L-Band eigne sich gut für die Messung von Bodenfeuchtigkeit, Waldbiomasse und der Bewegung von Land- und Eisoberflächen. Das S-Band-Radar hingegen ist für die Beobachtung von Landwirtschaft, Grasland-Ökosystemen und Infrastrukturbewegungen geeignet. Durch das kombinierte Radarsystem könne ein dynamisches, dreidimensionales Bild der Erde in noch nie dagewesener Detailgetreue geliefert werden, heißt es von der NASA.
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Im Gegensatz zu anderen Satelliten könne NISAR auch durch Wolken hindurch sehen. Das ermöglicht die Oberfläche auch bei Stürmen oder Dunkelheit zu überwachen.
Erdbeben, Waldbrände und Co.
Der Satellit wird in regelmäßigen Abständen, also alle 12 Tage, die Erde an derselben Stelle überfliegen. Aber auch Gebiete der polaren südlichen Hemisphäre, die von anderen Satelliten selten erfasst werden, werden überwacht.
So beobachtet und kartiert NISAR Veränderungen an der Oberfläche des Planeten. Mit diesen Daten können die Wissenschaftler nicht nur zur Katastrophenvorsorge beitragen, sondern auch die Auswirkungen des Klimawandels besser verfolgen.
Denn der Planet verändert sich laut den Forschern ständig. Kleine Veränderungen können demnach große Auswirkungen auf den Planeten haben. "Mit NISAR werden wir die Vorläufer von Naturgefahren wie Erdbeben, Erdrutsche und Vulkane sehen; wir werden Landabsenkungen und -anschwellungen, Bewegungen und Verformungen, das Schmelzen von Gletschern und Eisschilden in Grönland und der Antarktis sehen; und wir werden Waldbrände sehen”, heißt es von der NASA.
Darüber hinaus können durch den Satelliten auch durch den Menschen verursachte Landnutzungsänderungen festgestellt werden. Zum Beispiel, wenn Gebäude oder Brücken gebaut werden.
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Noch nicht vollständig in Betrieb
Noch hat der Satellit den vollständigen Betrieb nicht aufgenommen. Er wird 90 Tage brauchen, um mit der Datenerfassung zu beginnen. Davor müssen noch die Tests aller Systeme abgeschlossen werden.
An der Mission arbeiteten die Wissenschaftler mehr als 10 Jahre. Die Mission hat einen Wert von 1,5 Milliarden US-Dollar. Darüber hinaus ist es das erste Mal, dass ISRO und NASA gemeinsam Hardware für eine Erdbeobachtungsmission entwickelt haben.