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Wie eine temporäre Werkstatt nachhaltiges Bauen vermittelt

Am Gelände der FH Campus Wien steht seit kurzem ein neues Gebäude aus Holz, der [Bau]Kasten. Studierende des Studiengangs Architektur - Green Building aus dem Department Bauen und Gestalten haben hier die Möglichkeit, ihre Modelle zu bauen. Auch die vielen praxisbezogene Lehrveranstaltungen haben nun einen passenden Ort, an dem sie stattfinden können. Die Werkstatt selbst besticht durch ihre spezielle Bauweise. Anders als andere Gebäude wurde sie zum einen aus nachwachsenden Baustoffen errichtet und zum anderen kann sie aufgrund einer ausgeklügelten Steckkonstruktion jederzeit komplett demontiert und woanders wieder aufgebaut werden. 

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Temporär freie Fläche genutzt

Nach jahrelanger Suche nach einem optimalen Ort für eine Lehr-, Forschungs- und Versuchswerkstatt hat die FH Campus Wien eine Ausschreibung der Magistratsabteilung 23 genutzt, um 2022 das Projekt [Bau]Kasten einzureichen, erzählt Christian Polzer, Studiengangsleiter des Bachelorstudiums Architektur - Green Building und Initiator des Projekts. "Wir haben uns mit dem Bachelor-Studiengang Nachhaltiges Ressourcenmanagement und der Firma DataB zusammengeschlossen und gesagt: Die Werkstatt bauen wir mit den Studierenden selbst."

Die MA23 hat das Vorhaben unterstützt. Errichtet wurde der [Bau]Kasten auf einer Fläche, die künftig der Erweiterung der FH Campus Wien um ein weiteres Gebäude dienen soll. "Es war klar, dass das nur eine temporäre Werkstatt sein kann. Deswegen haben wir sie wiederverwendbar und rückbaubar gebaut." Statt eines Betonfundaments wurden Schraubfundamente verwendet.

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Der Baukasten der FH Campus Wien von Außen. Die Fundamente sind nur in den Boden geschraubt.

Stecksystem statt Metallschrauben

"Darauf haben wir ein Haus gebaut, das einzigartig ist und großteils aus Sperrholzplatten besteht", sagt Polzer. Aus Holz wurden bei DataB Elemente gebaut, deren Teile mit einem Stecksystem verbunden sind. "Man kann sich das wie ein 3D-Puzzle vorstellen." Die Außenwände des Hauses sind mit einer Holzspandämmung ausgestattet. Die großen Module wurden angeliefert und vor Ort zusammengesteckt. "Die einzelnen Teile dieses Puzzles wurden mit einem Gummihammer reingeschlagen. Durch die Reibung entstand ein dicht verbundenes Bauteil", sagt Polzer.

Experimentieren mit Tiny Houses

Im [Bau]Kasten werden unter anderem Modellbauübungen stattfinden, Präsentationen für Entwurfsübungen oder die Veranstaltung "Plastisches Gestalten". Für das Masterstudium Architektur - Green Building wird es in der Werkstatt eine Sommerakademie geben, in der Tiny Houses entstehen sollen.
 
Die Kleinbaukörper   bieten eine gute Gelegenheit, gestalterische Ideen umzusetzen und auszuprobieren. Sie werden nicht für die Ewigkeit gebaut, sondern sollen von Studierenden auch wieder rückgebaut werden. Mit den Teilen könne der nächste Jahrgang dann wieder etwas Neues generieren. So entstehe eine Kreislaufwirtschaft, erklärt Polzer. Die Tiny Houses sollen auch außerhalb des [Bau]Kasten aufgestellt werden. So wird praktisch die Planung, die Produktion, die ökologische Bewertung und der Rückbau von Baukonstruktionen mit Studierenden untersucht.

Gebäude kann umsiedeln

Der [Bau]Kasten besitzt eine Widmung für zehn Jahre. Sollte der Platz, an dem die temporäre Werkstatt jetzt steht, einmal für ein anderes Bauprojekt benötigt werden, gebe es zwei Optionen, sagt Polzer: "Entweder wir stellen das Gebäude woanders hin oder die FH Campus Wien kann es verkaufen." Die Wand- und Deckenplatten könne man demontieren, die Schraubfundamente aus dem Boden ziehen und das Gebäude kann weiterziehen.

Dieser Artikel ist im Rahmen einer Kooperation zwischen FH Campus Wien und der futurezone entstanden.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Energie, Mobilität und Klimaschutz. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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