Von Game Boy bis PlayStation: Die besten Emulator-Apps fürs iPhone
Wer alte Spiele für Game Boy, PlayStation und Konsorten auf Smartphone und Tablet zocken will, hatte es mit einem iPhone schwer. Ein Jailbreak oder umständliches Sideloading waren bisher die einzigen Optionen. Für die meisten Nutzer*innen war das eine viel zu hohe Hürde.
Durch den Druck der EU in Form des Digital Markets Act hat sich hier aber einiges bewegt. Seit kurzem lässt Apple Emulatoren im App Store zu.
Wir stellen euch diese Apps vor:
- Emu64 XL: iOS
- PPSSPP: iOS
- Delta: iOS
- Gamma: iOS
- RetroArch: iOS
Legalität
Während das Emulieren von Games grundsätzlich kein Problem darstellt, ist die Beschaffung von Games mit Fallstricken versehen. So dürfen wir in unserem Besitz befindliche Spiele im Emulator zocken. Wie wir die Games, die sich etwa auf einer Cartridge oder CD befinden, auf das Smartphone bekommen, kann aber den Unterschied zwischen legal und illegal ausmachen.
So ist das Umgehen von wirksamen Verschlüsselungen ebenso nicht erlaubt wie das Herunterladen gesamter Games, etwa in der Form von ROMs, ISOs und anderen Files, wie sie zuhauf im Internet angeboten werden. Die Nutzung von Emulatoren selbst stellt aber keinen Konflikt mit dem Gesetz dar.
Emu64 XL
Eine der ersten Apps zum Start der Emulatoren-Ära auf iOS ist Emu64 XL. Die Anwendung hat sich auf das Emulieren des Commodore 64 spezialisiert, katapultiert uns also knapp 4 Jahrzehnte zurück.
Aufgebaut ist der Emulator denkbar einfach. Starten wir die App, laden das C64-Interface und eine virtuelle Tastatur. Im Landscape-Mode können wir Befehle in die lavendelfarbene Oberfläche klopfen oder Programme laden. Geladen werden hier T64- und D64-Dateien als Floppy Disks, die auf dem virtuellen Commodore-System ausgeführt werden können.
Neben Sound- und Spracheinstellungen bietet die App ein Videotutorial, darüber hinaus sind keine weiteren Optionen vorhanden. Um die Experience zu vervollständigen, bietet Emu64 XL, neben virtueller Tastatur und Joystick, auch Unterstützung für reale Peripherie in Form von Tastatur, Joystick und Gamepad.
Emu64 XL ist kostenlos im App Store erhältlich.
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PPSSPP
Während Entwickler Henrik Rydgård die Emulator-Regeln von Apple anfänglich skeptisch sah, hat es der bekannte PPSSPP-Emulator kurze Zeit später doch in den App Store geschafft. Bei PPSSPP handelt es sich um einen reinen Emulator für Spiele von Sonys PlayStation Portable (PSP).
PPSSPP arbeitet mit einer ausschließlich auf Querformat ausgelegten Oberfläche, wie sie bereits auf anderen Geräten seit Jahren eingesetzt wird. Während das Oberflächen-Design für iOS eher ungewöhnlich ist, bedient es sich relativ unkompliziert. Die wichtigsten Reiter „Spiele“, „Laden“ und „Einstellungen“ sind allesamt prominent platziert.
Um unsere alten PSP-Spiele zocken zu können, brauchen wir diese in ISO- bzw. CSO-Format. Über die Dateiintegration von Apple können wir die Games direkt in den Emulator laden. Außerdem gibt es einige Spiele direkt aus dem Homebrew-Store.
Gerade die Einstellungen sind bei PPSSPP besonders wichtig, braucht es je nach Game doch vereinzelt Anpassungen, bis alles perfekt läuft. Im Falle von GTA Vice City Stories konnte ich nach einer schnellen Audio-Anpassung beispielsweise sofort und ohne Probleme spielen.
Dank der Unterstützung von externen Controllern lassen sich iPhone oder iPad so in eine moderne PSP verwandeln. Wer unterwegs keinen Controller hat, kann auf die virtuelle Steuerung zurückgreifen.
PPSSPP ist kostenlos im App Store erhältlich.
Delta
Für Nintendo-Fans ist die Veröffentlichung von Delta wohl eines der größten Geschenke. Die App bietet uns die Möglichkeit, NES, SNES, N64, Game Boy (Color) sowie Game Boy Advanced und DS zu emulieren. Die App selbst gibt es bereits seit einigen Jahren, musste sich bis zur Änderung der App-Store-Regeln aber im Sideloading-Untergrund verstecken.
Wer mit Delta loslegen möchte, braucht noch Games in den passenden Formaten. Im Falle von Nintendo sind das, je nach Konsole, etwa GBA-Files für den Gameboy Advanced oder SMC-Dateien für SNES. Die Spiele werden aus der Dateien-App bzw. Dropbox, Google Drive und Co. in die App geladen und sind sofort spielbereit.
Delta macht optisch einiges her. Je nach Game wird die Konsolenoberfläche bzw. das Controllerdesign emuliert. Delta erkennt außerdem automatisch die in unsere Bibliothek geladenen Games und veranschaulicht diese mit originalen Cover-Arts.
Des Weiteren bietet die App einige praktische Zusatzoptionen, darunter ein Spielbeschleuniger, die Möglichkeit zum automatisierten Halten von Knöpfen sowie lokalen Multiplayer, um mit bis zu 4 anderen Spieler*innen zocken zu können. Per AirPlay können wir den Emulator zudem auf den Fernseher verfrachten, um unsere Lieblingsgames auf dem großen Bildschirm und mit externem Controller zu spielen.
Da Delta-Entwickler Riley Testut auch der Macher des AltStore PAL, eine der ersten App-Store-Alternativen, ist, kann Delta in der Europäischen Union nur über den AltStore PAL geladen werden. Wie du Zugriff auf den AltStore erhältst, erfährst du hier.
Delta ist kostenlos im AltStore erhältlich.
Gamma
Gamma von ZodTTD ist derzeit eine der wenigen Emulator-Apps, die sich an der Design-Sprache von iOS orientieren. Bei Gamma handelt es sich um einen PSX- bzw. PS1-Emulator. Starten wir Gamma, landen wir direkt in der (anfangs leeren) Spieleübersicht.
Hier können wir per Dateiübertragung via PC oder per Dateien-App unsere Spiele hinzufügen. Ist das Spiel geladen, können wir direkt losspielen. Die Oberfläche von Gamma bietet sowohl eine Hoch- als auch Querformat-Oberfläche. Im Hochformat erinnert das Design der App eher an einen Game Boy, der ein paar Tasten dazugewonnen hat. Durch die Darstellung im Hochformat ist die Verpixelung der PS1-Spiele gleichzeitig weniger wahrnehmbar.
Auch Gamma bietet neben der virtuellen Steuerung Unterstützung für externe Controller. Darüber hinaus können wir eine Synchronisierung einrichten, um Spiele und Savegames per Dropbox oder Google Drive mit anderen Geräten synchron zu halten.
Gamma ist kostenlos im App Store erhältlich.
RetroArch
Wer alle Konsolen in einer App versammeln möchte, ist bei RetroArch an der richtigen Adresse. Seit bald 15 Jahren ist das plattformübergreifende Projekt der Inbegriff für Emulation. RetroArch agiert dabei als Frontend für dutzende Emulatoren, die über die Jahre entstanden sind.
Vertreten sind hier von Game Boy über PlayStation 1 bis Game Gear der Großteil aller jemals erschienenen Konsolen. Lediglich auf die Emulation von Geräten wie PlayStation 2 oder Nintendo Wii muss aufgrund fehlender Unterstützung für JIT (Just-in-Time) seitens Apple verzichtet werden.
RetroArch setzt auf eine eigene Oberfläche. Gerade zu Beginn dauert es hier eine Weile, bis alle Menüpunkte und deren Funktionsweise klar sind. Grundsätzlich versammelt RetroArch bekannte Cores, die das Emulieren von verschiedenen Konsolen ermöglichen. So gibt es etwa für Game Boy oder PlayStation 1 gleich mehrere zur Auswahl.
Um spielen zu können, müssen wir ein passendes Spiel unter „Inhalt laden“ hinterlegen. Mit „Archiv laden“ starten wir das gewünschte Spiel. RetroArch versucht dann passende Cores vorzuschlagen. Gelingt dies nicht, können wir das System bzw. den Core manuell laden.
In Sachen Optionen ist RetroArch wohl die umfangreichste App. Automatische Savestates, individuelle Core-Einstellungen, Overlays, individuelle Controllerbelegung, Latenz-Einstellungen, Cheats und eine Rückspul-Funktion sind nur einige der Optionen, die hier angeboten werden. Auch Multiplayer und eine Auto-Update-Funktion sind in RetroArch enthalten.
Selbstverständlich können wir auch hier neben den verschiedenen virtuellen Gamepads auf externe Controller setzen. Aufgrund des Umfangs ist RetroArch derzeit mein persönlicher Favorit unter den für iOS verfügbaren Emulatoren.
RetroArch ist kostenlos im App Store erhältlich.
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