Die besten Privacy-Browser für iOS und Android
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Im Internet-Alltag darf unser Browser getrost als Tor zur Welt bezeichnet werden. Während native Apps die Angebote vieler Dienste und Services noch bequemer erreichbar gemacht haben, wird der Browser für immer und ewig die Anlaufstelle Nummer eins bleiben. Solch eine wichtige Anwendung will deshalb weise gewählt werden.
Während auf dem PC neben Chromium in Form von Chrome, Edge, Brave und Konsorten die Luft immer dünner wird und nur noch Mozilla mit seinem Firefox als letzte echte Bastion Widerstand leistet, sieht die Realität mobil etwas anders aus. Zwar hat auch hier Google seine Macht zumindest bei Android ausgespielt, an den Beschränkungen von Apple auf iOS hat sich aber sogar der Internet-Gigant die Zähne ausgebissen.
Browser-Wars
Sämtliche Browser auf Apples mobilem Betriebssystem müssen - Stand heute - gezwungenermaßen auf Apples WebKit-Engine setzen. Eigens entwickelte Engines, wie etwa Mozilla sie noch bietet, sind dagegen nicht erlaubt.
Das führt dazu, dass sämtliche Browser im App Store unter der Haube wie Safari laufen und sich nur durch Zusatzfunktionen vom Apple-Browser abheben können. Eine Änderung dieses viel kritisierten Zustandes ist aber in Sicht.
Der Digital Markets Act der Europäischen Union, der am 2. Mai 2023 in Kraft tritt, soll Apple zu einer Öffnung zwingen. Vermutet wird, dass bereits mit iOS 17, das später in diesem Jahr veröffentlicht werden soll, der Browser-Markt auf iOS frischen Wind bekommt. Sowohl Google als auch Mozilla arbeiten bereits an eigenständigen Varianten. Bis dahin gibt es aber schon jetzt einige interessante Alternativen auf beiden Plattformen.
Wir stellen euch diese Browser-Apps vor:
- Firefox: iOS und Android
- Firefox Klar: iOS und Android
- DuckDuckGo Browser: iOS und Android
- Tor Browser: Android
- Onion Browser: iOS
- Bromite: Android
Firefox
Wer im Internet unterwegs ist und sich ein bisschen um die eigene Privatsphäre schert, kommt an Firefox kaum vorbei. Der Browser ist quasi die letzte Bastion in einer Welt, durchsetzt von Chromium. Der von der Mozilla Foundation entwickelte Browser ist auch auf mobilen Plattformen seit Jahren vertreten, hat aufgrund der marktbeherrschenden Stellung von Apple und Google aber einen äußerst schweren Stand gegen Chrome und Safari. Die mobile Variante von Firefox kommt von Haus aus mit einigen Mitteln zur Absicherung der eigenen Privatsphäre im Internet.
So blockt die App auf Wunsch mehrere tausend Tracker, die keinerlei Nutzen für Endnutzer*innen haben und stattdessen einfach nur unsere Bewegungen verfolgen. Wer sich von dem Datenkraken Google abkoppeln möchte, kann außerdem die standardmäßige Suche zu einer Webseite wie DuckDuckGo umstellen. Während die iOS-Variante vorläufig noch den Beschränkungen von Apple unterliegt und dadurch weder auf die eigene Engine, noch auf Add-On-Support setzen kann, ist die Android-Variante eine ganz eigene Hausnummer.
Dank der vielen verfügbaren Add-Ons können wir so unseren Browser zu einer echten Festung machen. Erweiterungen wie uBlock Origin oder der Privacy Badger gehören mittlerweile zum Pflichtprogramm, wenn das Anfragekonvolut von Drittanbietern im Zaum gehalten werden soll. Darüber hinaus lassen sich noch hunderte weitere Add-Ons über Mozillas-Addon-Webseite finden. Auch der Sync von Firefox lässt sich absichern.
Möchten wir Lesezeichen, Chronik und Passwörter über mehrere Geräte hinweg synchronisieren, kann statt der Cloud von Mozilla auch ein eigener Sync-Server, etwa auf einem Raspbery-Pi, betrieben werden. Dieser erlaubt es uns, die Daten komplett in unserem Herrschaftsbereich zu belassen, ohne auf die Bequemlichkeit des Sync-Features verzichten zu müssen. Dank dieser Features gehört Firefox auf meinen Geräten zur Anlaufstelle Nummer eins und seit Jahren zu meinem persönlichen Favoriten.
Firefox Klar
Schon länger ist die Mozilla Foundation mit 2 eigenen Browsern vertreten. Weltweit als Firefox Focus bekannt, in der DACH-Region aber als Firefox Klar im Einsatz, setzt die Browser-Alternative beim Thema Privatsphäre noch einmal einen drauf. Firefox Klar wurde ursprünglich als reiner Inhaltsblocker für iOS auf den Markt gebracht, später aber in einen vollwertigen Browser weiterentwickelt, der seitdem sowohl iOS-, als auch Android-Nutzer*innen zur Verfügung steht.
Schon optisch fällt bei der Nutzung von Firefox Klar sofort ein Unterschied auf. Die Oberfläche des Browsers ist deutlich kompakter, verzichtet also auch oberflächlich auf den ein oder anderen Zusatz. Öffnen wir den Browser, kommt uns direkt die Suche entgegen, die wir selbstverständlich auch hier vordefinieren können.
Firefox Klar blockiert im Gegensatz zur normalen Firefox-Variante standardmäßig Tools zur Analyse- und Werbeverfolgung. Darunter fallen etwa auch die Tools von sozialen Netzwerken wie Facebook, die uns selbst ohne Kontakt zum Anbieter verfolgen. Auf Wunsch können wir aber auch bei Firefox Klar das Verhalten anpassen und bestimmte Blockaden lockern.
In der sehr kompakten Optik sticht lediglich der Löschen-Button hervor. Dieser kann jederzeit von uns genutzt werden, um unsere laufende Session zurückzusetzen. Von der Chronik bis zu den Cookies wird dann alles vernichtet und wir werden wieder zum Suchfenster geschickt.
DuckDuckGo Browser
DuckDuckGo hat sich dank seiner auf Privatsphäre ausgelegten Suche über die Jahre einen Namen gemacht. Während Google den Ruf eines Datenkraken immer weiter verfestigt hat, möchte DuckDuckGo seine Nutzer*innen eine Alternative bieten, die nicht jeden einzelnen Schritt verfolgt. Der Fokus auf Privatsphäre hat sich mittlerweile aber auch auf den Browser selbst verlegt, wo DuckDuckGo eine eigene Variante anbietet. Währen die iOS-Version wie alle anderen mit WebKit läuft, nutzt die Android-Version Android WebView als Rendering-Engine.
Der DuckDuckGo-Browser ist dabei verhältnismäßig kompakt aufgebaut, ein Feature-Festival dürfen sich Nutzer*innen hier also nicht erwarten. Stattdessen verfolgt man hier klare Ziele. Standardmäßig ist die gleichnamige Suche aktiviert. Außerdem wird von Haus aus die Blockade von Tracking-Scripts forciert. Auch der Umgang mit Cookies wird hier anderes gehandhabt. Schließen wir bei DuckDuckGo ein Tab, verwirft der Browser direkt alle angefallen Daten.
Was für das allgemeine Surfen eine schützende Funktion ist, kann auf unseren Lieblingsseiten aber auch zum Nerv-Faktor werden. Auch hier hat man sich aber etwas überlegt und lässt uns gewünschte Seiten von dieser Regelung ausnehmen. Da der DuckDuckGo-Browser mehr ein Aufsatz auf bereits bestehendes Software-Material ist, muss hier auf Zusatzfunktionen wie Synchronisation oder Add-Ons verzichtet werden. Die kürzliche Veröffentlichung des PC-Browsers lässt aber hoffen, dass sich das Unternehmen in Zukunft noch breiter aufstellen und den Funktionsumfang erweitern möchte.
DuckDuckGo Browser ist kostenlos für iOS und Android erhältlich.
Tor Browser und Onion-Browser
Auch das Anonymisierungsnetzwerk Tor ist auf mobilen Endgeräten vertreten. Während fast alle anderen Browser sich um die Datenverarbeitung und -abfrage auf dem Gerät kümmern, lässt sich mit Tor auch die Netzwerkebene verstärken. Zum Zugriff auf das Tor-Netzwerk gibt es dafür gleich 2 Browser. Für Android stellt The Tor Project einen eigenen Browser zur Verfügung, der uns den Zugriff ermöglicht.
Auf iOS hat man sich jedoch gegen ein eigenes Projekt, vor allem aufgrund der WebKit-Einschränkung, entschieden und empfiehlt stattdessen Onion Browser, der mit ähnlichem Funktionsumfang kommt. Obwohl beide Browser aus unterschiedlicher Feder stammen, verfolgen sie einen ähnlichen Ansatz. Beide setzten auf eine kompakte Oberfläche, die von Adressleiste und Menüleiste umhüllt werden. Standardmäßig setzen sie auf die Einschränkung von Aktivitätsverfolgung, die auf so mancher Webseite überhandnimmt.
Der Onion Browser unterstützt zusätzlich noch HTTPS-Everywhere, um auch jene Webseiten zur Nutzung von HTTPS zu zwingen, die es bis heute nicht geschafft haben, diese Funktion standardmäßig zu aktivieren. Der eigentliche Fokus beider liegt aber natürlich auf dem Tor-Netzwerk. Wer sich nicht nur um Tracker und Co. sorgen macht, sondern auch das Belauschen der eigenen Netzwerkverbindung verhindern möchte, kann sich bei beiden Varianten auf Knopfdruck mit Tor verbinden.
3 verschiedene Stufen erlauben uns dabei den Umfang der Absicherung auszuwählen. Während wir auf Level 1 quasi ungesichert unterwegs sind, sorgen Level 2 und 3 für erhöhte Sicherheit. Damit einhergehen können aber auch Einschränkungen bei der Nutzung von diversen Webseiten. Neben dem Zugriff auf das normale Web erlauben beide Browser natürlich auch den Besuch von .onion-Webseiten. Gerade in Ländern mit überbordender Zensur stellen diese eine wichtige Alternative für den Zugang zu Informationen dar.
Onion Browser ist kostenlos für iOS erhältlich. Tor Browser ist kostenlos für Android erhältlich.
Bromite
Während manche die Vereinbarkeit von Privatsphäre und Chromium grundsätzlich bezweifeln, sehen andere sehr wohl die Möglichkeit, beides zu kombinieren. Die Browser-App Bromite versucht genau diese Kombination zur verwirklichen. Bromit ist ein Chromium-Fork, der sich vor allem um Tracking kümmert und den Unarten der heutigen Browser-Welt den Gar ausmachen möchte.
Bromite behält dabei die vielen guten Komponten von Googles Chrome, schneidet dabei aber so gut wie alles ab, was uns bei der Wahrung unsere Privatsspähre in die Quere kommen könnte. Nutzer*innen haben somit die Möglichkeit, gewisse Grenzen zu setzen, ohne auf so manchen Komfort zwanghaft verzichten zu müssen.
Oberflächlich sind die Unterschiede kaum zu bemerken, bisherige Chrome-Nutzer*innen werden mit einem Umstieg somit kaum Probleme haben. Selbst das Sync-Feature von Chrome ist bei Bromite mit an Bord. Das Synchronisieren von Lesezeichen oder Senden von Tabs ist somit auch hier theoretisch möglich.
Bromite ist kostenlos für Android über die offizielle Webseite oder die offizielle F-Droid-Repository erhähtlich.
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