Bitrig
Bitrig im Test: In 15 Sekunden zur ersten eigenen App
Unterhaltungsmaschine, Psychotherapeut, Arbeitshelfer: Der Einsatzzweck von KI-Anwendungen ist von nutzlos bis hilfreich breit gestreut. Besonders gerne wird Künstliche Intelligenz beim Programmieren verwendet, vom Noob bis zu Programmier-Pro.
Eine neue App namens Bitrig möchte das auf ein neues Level heben. Damit sollen sich Apps nach unseren Vorstellungen von der Künstlichen Intelligenz programmieren lassen. Auf Wunsch landen die sogar in TestFlight, der Test-Plattform von Apples App Store, ohne auch nur ein Minimum an Programmierkenntnissen zu erfordern. Ich habe mir die App angesehen.
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Die App für Apps
Ein paar Wochen ist es erst her, dass Bitrig in der Version 0.1.0 im App Store gelandet ist. Geht es nach den Entwicklern, sollen aus der App viele weitere entspringen. Bitrig möchte das Erstellen und Testen von Apps so einfach wie möglich machen.
Keine Vorkenntnisse, keine Zusatzprogramme oder Testgeräte, einfach nur eine App: Nach dem Download von Bitrig muss man zuallererst einen Account anlegen. Single Sign-On per Apple oder ganz klassisch per Mail-Adresse stehen zur Auswahl.
Gleich im nächsten Schritt hat man die Wahl: Free-Version mit Nachrichten-Beschränkung oder Pro-Version um 22,99 Euro pro Monat, dafür ohne Limits. Was genau Nachrichten in diesem Kontext sind, wird beim Onboarding nicht klar. Später im Test löst sich das Rätsel aber auf.
Nach dem unkomplizierten Einstieg in die App landet man im Dashboard von Bitrig. Hier reihen sich die Apps bzw. App-Projekte auf. Über den Button am rechten oberen Bildschirmrand starte ich mein erstes Projekt.
Vom Wow-Effekt...
Begrüßt werde ich von einer Eingabemaske, wie man sie von AI-Chatbots à la ChatGPT und Perplexity bereits kennt. Als ersten Versuch möchte ich eine App erstellen, die mein Krafttraining im Fitnessstudio aufzeichnet. Der Prompt dafür ist einfach gehalten: „Baue eine App, die meine Workouts im Fitnessstudio trackt - mit Fokus auf Muskeltraining.“
Bitrig beginnt sofort zu werkeln und listet fein säuberlich seine Gedankengänge. Es wird beispielsweise richtig geschlussfolgert, dass Sets, Wiederholungen und Gewicht wichtige Einträge sind. Auch das Tracking verschiedener Muskelgruppen ist dabei.
Dann zaubert Bitrig und nach etwas mehr als 15 Sekunden habe ich eine App namens „Gym Tracker“ vor mir. Die noch blanke Übersichtsseite der neuen App kann jetzt mit dem Plus-Button am oberen Rand erstmalig befüllt werden.
Ich kann das Workout benennen, Muskelgruppen auswählen, Sets definieren sowie innerhalb dieser Sets Wiederholungen und Gewicht angeben. Ich bin erst einmal baff. Optisch noch etwas spartanisch, wurde innerhalb von 15 Sekunden eine App hochgezogen, die funktioniert. Dachte ich zumindest.
...zur Fehlersuche
In meiner Euphorie feuere ich gleich den nächsten Prompt hinterher. Die App soll doch bitte auch einen Kalender enthalten, in dem meine Workouts verzeichnet werden. Bitrig fügt daraufhin einen Reiter „Kalender“ hinzu, in dem ich Stats nach Monaten sortiert einsehen kann.
Dazu gehört etwa, wie oft ich im Monat trainiert habe und was mein bester Streak ist. Alles in passender Apple-Optik. Als ich dann wieder in die Workout-Übersicht wechsle, fällt mir aber auf, dass sie leer ist. Im Hintergrund werden sie zwar gespeichert, sehen kann ich meine Einträge aber nicht.
Das Problem mit dem Limit
Da der Chatbot alles in seiner Erinnerung behält, versuche ich das Problem mit weiteren Instruktionen zu lösen. Problem geschildert und: wieder nichts! Nicht nur, dass nach mehreren Bitten um Fehlerkorrektur noch immer nicht meine Workouts sichtbar sind, wird jetzt auch die vorher erwähnte Nachrichten-Beschränkung ein Problem.
Jedes Mal, wenn man in Bitrig auf „senden“ drückt, wird eine Nachricht abgezogen. In der Free-Version hat man also 5 Versuche pro Tag, um etwas auf die Beine zu stellen. In der Pro-Version sind die Nachrichten derzeit unbegrenzt, sollen aber in Zukunft auf 150 beschränkt werden. Zu große Plauderlaune und laufende Fehlerkorrekturen könnten also auch hier zum Problem werden.
Mit dem Einsatz einiger Nachrichten und viel Geduld lassen sich die Fehler dann doch einigermaßen beheben. Im Zuge dessen taucht aber immer wieder die Angst auf, dass andere Code-Teile der App irgendwann nicht mehr funktionieren. Eine Versionskontrolle gibt es nicht. Ich müsste also jede Veränderung im Code irgendwo separat speichern.
App in der Welt verteilen
Auch bei einem der App-Beispiele von Bitrig, einer einfachen Darstellung eines Aktienwertes, klappt beispielsweise nach dem Erstellen der App das Abrufen des Wertes nicht. Die API wurde hier falsch von der KI genutzt. Manche Nutzerinnen und Nutzer können so einen Fehler sicher selbst beheben, für die potenzielle Zielgruppe von Bitrig dürfte das aber schnell zur Endstation werden.
So sehr Bitrig noch einige Wünsche offen lässt, so sehr hat die App doch das Potenzial, eine große Hilfe zu sein. Die Möglichkeit, aus dem Nichts eine App zu basteln, die mit etwas Geduld nicht nur hübsch sondern auch funktional sein kann, ist quasi einzigartig.
Noch fehlen Frameworks wie die für Face ID oder HealthKit, diese werden aber bereits unter „Coming soon“ gelistet. Auch Dinge wie eine Versionskontrolle könnte in Bitrig später Platz finden, das bisher gerade einmal in Version 0.1.11 verfügbar ist. Die Möglichkeit, Apps über TestFlight zu veröffentlichen, ist bereits integriert. Über die Option Distribute App kann man, sofern man einen Developer Account bei Apple hat, die Apps in der Welt verteilen.
Fazit
Bitrig bietet eine spannende Lösung zum schnellen Erstellen von Apps. Die Möglichkeit, Anwendungen mit reiner Texteingabe zu erstellen sowie direkt auf dem Gerät testen bzw. nutzen zu können, ist äußerst praktisch. Wer eine umfangreiche App erstellen will, braucht aber Geduld und vor allem ausreichend Nachrichten. Programmierneulinge werden mit zwangsläufigen Fehlern zu kämpfen haben.
Fehlende Frameworks schränken derzeit die Möglichkeiten ein. Die noch junge App hat aber definitiv das Potenzial, die ein oder andere coole App für die Masse zu schaffen.
Bitrig ist kostenlos für iOS erhältlich.
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