737-Max-Abstürze: Boeing bekennt sich schuldig und zahlt Millionen
Innerhalb von 5 Monaten stürzten 2018 und 2019 in Indonesien und Äthiopien 2 Boeing-737-Max-Maschinen ab. Insgesamt starben 346 Personen bei diesen fatalen Flugzeugabstürzen. In einem Ermittlungsverfahren bekannte sich Boeing nun des Betrugs schuldig und muss eine Geldstrafe von 243,6 Millionen Dollar zahlen, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet.
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Der Vergleich, den das US-Justizministerium Boeing am 30. Juni anbot, erspart Boeing ein umfangreicheres Gerichtsverfahren. Ein solches hätte vermutlich noch schwerwiegendere Konsequenzen für den Flugzeugbauer gehabt. Damit der Deal endgültig durchgeht, muss dieser jedoch erst noch von einem Bundesrichter abgesegnet werden.
Mangelhafte Software sparte Geld
Der eingestandene Betrug von Boeing besteht darin, dass der Flugzeughersteller wissentlich falsche Angaben gegenüber der US-Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA) bezüglich einer neuen Software gemacht hat, die für die Abstürze verantwortlich war. Diese Software sparte dem Flugzeugbauer Geld, da die Piloten dadurch weniger intensives Training benötigten.
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Eine Funktion der Software ist, dass sie die Nase des Flugzeugs automatisch nach unten drückt, wenn bestimmte Bedingungen herrschen. Das war die Ursache für die tragischen Abstürze. Nach den Unfällen durften die 737-Max-Maschinen 20 Monate lang nicht mehr starten.
Folgen für Aufträge von Regierungsorganisationen
Ein tatsächliches Gerichtsverfahren hätte zwar vermutlich noch schwerwiegendere Folgen gehabt, doch auch das Schuldeingeständnis dürfte für Boeing Konsequenzen haben. Es wird für Boeing schwieriger werden, lukrative Aufträge von Regierungsorganisationen wie der NASA oder dem US-Verteidigungsministerium zu erhalten.
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Die Ermittlungen gegen Boeing wegen der fatalen Flugzeugabstürze laufen seit 2021. Teil des Vergleichs ist, dass Boeing in den kommenden 3 Jahren insgesamt 455 Millionen US-Dollar ausgeben muss, um die Sicherheit seiner Flugzeuge zu verbessern. Außerdem wird der Flugzeugbauer einen externen Aufpasser erhalten, der überwachen wird, ob das Unternehmen die Abmachungen einhält.
Familien der Opfer enttäuscht
Mit dem Deal verhinderte Boeing ein echtes Gerichtsverfahren. Den Familien der Opfer passt das gar nicht – sie hätten gewollt, dass es statt des Vergleichs ein richtiges Gerichtsverfahren für Boeing gibt und dass das Unternehmen eine härtere finanzielle Strafe erhält. „Boeings Verbrechen kann tatsächlich als das tödlichste Wirtschaftsverbrechen in der Geschichte der USA angesehen werden“, sagten sie in einem Statement im Vorjahr.
Für die Opfer ist das Ergebnis nicht zufriedenstellend. Die Familien der Opfer wollten zuletzt, dass das US-Justizministerium 2,5 Milliarden US-Dollar von Boeing fordert – die maximal erlaubte Geldstrafe. Die nun verhängten 243,6 Millionen Dollar entsprechen dem Betrag, den Boeing sparte, indem es kein Vollflugsimulationstraining für die Piloten seiner MAX-Maschinen durchführte.
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