
Stromleitung (Symbolbild)
Expernte warnt, dass Stromkabel knapp werden könnten
Die weltweite Energiewende und der rapide Ausbau erneuerbarer Energien führen zu einer dramatisch steigenden Nachfrage nach Stromkabeln. Und genau diese Kabel könnten in den kommenden Jahren zum Engpass werden.
Darum dreht sich der aktuelle Bloomberg-Podcast Zero, in dem Claes Westerlind, CEO des dänischen Kabelherstellers NKT zu Gast ist. Demnach seien viele Fabriken, die Hochleistungs-Kabel für die Strominfrastruktur herstellen, bereits für die nächsten Jahre ausgebucht.
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“Die Energieagentur schätzt, dass wir das Äquivalent von 80 Millionen Kilometer Netzinfrastruktur bis 2040 bauen müssen”, so Westerlind. “Das ist mehr oder weniger das Ausmaß des gesamten existierenden Stromnetzes, das wir in den nächsten 15 Jahren noch einmal errichten müssen”, sagt Westerlind.
Westerlind betont, dass die Branche vor der Herausforderung steht, ihre Kapazitäten deutlich zu erhöhen, um mit der steigenden Nachfrage Schritt zu halten. Die Kabel-Knappheit sei ein reales und zentrales Problem für die Umsetzung der Energiewende. Die Branche müsse Milliarden in den Ausbau investieren.
Keine Standardfertigung
Ein Grund für die Engpässe ist, dass Hochspannungsleitungen meist individuell für jedes Projekt entwickelt und gefertig werden. Standardisierung ist kaum möglich, da jede Leitung an die örtlichen Gegebenheiten und Leistungsanforderungen angepasst werden muss.
Das hat auch den Grund, dass man bei den Projekten bestmöglich Kosten sparen möchte. Und schon kleine Einsparungen beim Material, etwa beim Kupferanteil, machen bei hunderten Kilometern Kabel einen erheblichen Unterschied. Gleichzeitig ist es dann aber auch so, dass genau dieses Kabel nur unter den Bedingungen eingesetzt werden kann.
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Politische Spannungen
Eine weitere Schwierigkeit für die Branche sind politische Unsicherheiten. So sagt Westerlind das grundlegende Dilemma darin, dass Energiesysteme auf Jahrzehnte ausgelegt werden, während politische Entscheidungen meist kurzfristig im Vierjahresrhythmus getroffen werden.
Das führe dazu, dass oft nicht die besten langfristigen Entscheidungen für das Energiesystem getroffen werden, weil diese politisch nicht attraktiv sind. Langfristig sieht er die Strombranche jedoch als robust an, weil der Trend zur Elektrifizierung und der Bedarf an Strom als Energieträger fundamental und unumkehrbar seien.
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