Deutschland kauft Arrow 3: Das kann das israelische Flugabwehrsystem
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Deutschland kauft das in Israel gefertigte Flugabwehrsystem Arrow 3 (Pfeil 3). Fast 4 Milliarden Euro soll das System am Ende kosten. Dafür erhält die Bundesrepublik eines der leistungsfähigsten Raketenabwehrsysteme, die momentan auf dem Markt sind.
Teil von Sky Shield
"Das System soll den Himmel über Deutschland und ganz Europa schützen", schreibt das deutsche Verteidigungsministerium auf Twitter. Das dürfte wohl eine Anspielung auf das "Sky Shield"-Projekt sein, das vor Drohnen, Marschflugkörpern und ballistischen Raketen aus Russland schützen soll (die futurezone hat dazu berichtet). Israel arbeitet seit 2008 an der Entwicklung des Raketensystems, erste Tests wurden 2011 durchgeführt. Bei der Entwicklung beteiligt waren auch die US-Konzerne Boeing und Raytheon.
Gegen ballistische Raketen
Die Arrow-3-Raketen sind dafür ausgerichtet, um extrem schnelle ballistische Raketen in sehr großer Höhe abzufangen. Die Lenkwaffe soll Gefahren auf Distanzen von bis zu 2.400 Kilometer und in einer Höhe von bis zu 100 Kilometer bekämpfen können. Dabei sollen feindliche Raketen primär durch einen direkten Treffer ausgeschaltet werden. Dank eines Splittersprengkopfs mit Näherungssensor reicht aber auch ein knapper Vorbeiflug aus, um ein Ziel zu zerstören. Als Maximalgeschwindigkeit der Rakete wird "Hyperschall" angegeben, also mehr als die 5-fache Schallgeschwindigkeit (ca. 6.200 km/h).
Dank der hohen Reichweite von Arrow 3 lassen sich damit auch ballistische Langstreckenraketen bekämpfen, die mit nuklearen Sprengköpfen ausgestattet werden können. Eine Zerstörung solcher Atomraketen außerhalb der Atmosphäre bietet ein zusätzliches Maß an Sicherheit, den radioaktiven Niederschlag möglichst gering zu halten.
Schwächen gegen Hyperschallraketen
Militärexperte Gustav gibt allerdings gegenüber der deutschen Tagesschau an, dass sich Arrow 3 gegen Interkontinentalraketen aufgrund deren hohen Geschwindigkeit "schwertun" würde. Auch Hyperschallwaffen können mit Arrow 3 nur bedingt abgewehrt werden, da diese erst spät vom Radar erfasst werden würden. Eine weitere Bedrohung dürften wohl Hypersonic Glider darstellen. Diese fliegen in etwa 100 Kilometern Höhe mit Hyperschallgeschwindigkeit Richtung Ziel. Zudem sollen sie automatisch Ausweichmanöver und Kurswechsel durchführen, um nicht von Abwehrsystemen neutralisiert werden zu können. Auch diese Hypersonic Glider sollen mit nuklearen Sprengköpfen bestückt werden.
Das komplette Arrow-3-System besteht aus einem mobilen Abschusssystem, das schon für der Arrow 2 entwickelt wurde. Das Abschusssystem kann dabei Salven von mehr als 5 ballistischen Raketen innerhalb von 30 Sekunden abfangen. Daneben gibt es eine mobile Radarstation, die den feindlichen Flugkörper lokalisiert. Im mobilen Leitstand wird die Flugbahn für die Abwehrraketen ermittelt und nach dem Start gegebenenfalls Steuersignale an die Raketen übermittelt.
Schwenkbare Triebwerke
Manövrieren lässt sich die Rakete durch schwenkbare, zweistufige Triebwerke. Dadurch kann die Abwehrrakete auch abgefeuert werden, ohne dass das feste Ziel zuvor bereits feststehen muss. Wie teuer die einzelnen Raketen sind, ist nicht genau bekannt. Bei ähnlichen Systemen wie dem Patriot-Luftabwehrsystem aus den USA kostet eine Rakete geschätzt rund 4 Millionen Euro. 2010 wurde der Preis für eine "Arrow 3"-Rakete noch auf 2 bis 3 Millionen Dollar geschätzt.
Kommentare