Hyperschallrakete (Symbolbild)

Konzept einer Hyperschallrakete von Raytheon Technologies (Symbolbild)

© Northrop Grumman

Science

China: Durchbruch bei Abwehrsystem für Hyperschallraketen

Ein Team an chinesischen Wissenschaftler*innen hat laut eigenen Angaben einen großen Fortschritt bei ihren Bemühungen erzieht, das Land vor einer möglichen Bedrohung durch Hyperschallwaffen zu schützen. Sie entwickeln ein System aus wiederverwendbaren Fluggeräten, die über lange Distanzen in bis zu 5-facher Schallgeschwindigkeit fliegen können.

In der Praxis soll das Fluggerät durch Frühwarnsatelliten und Bodenradarstationen alarmiert werden. Durch Vorhersagen der Flugbahn der Hyperschallrakete soll sie das Flugzeug dann abfangen und mithilfe eines Projektils neutralisieren. Anschließend kann das Fluggerät wieder zu seiner Basis zurückkehren und für einen neuen Einsatz vorbereitet werden. 

Mathematisches Problem

Dieses Konzept umzusetzen, ist laut den chinesischen Wissenschaftler*innen sehr herausfordernd. Bei ihren Arbeiten standen sie von einem schwierigen mathematischen Problem, wie die South China Morning Post (SCMP) berichtet. 

So sind bestehende Algorithmen für das Abfangen von Raketen für konventionelle Waffen geschrieben, wird Yin Zhongjie vom Shanghai Institute of Mechanical and Electrical Engineering zitiert. Wenn die Flugbahn hingegen für ein Hyperschallfluggerät mit diesen Methoden berechnet werden würde, könnte dies schlimmstenfalls zu einem Absturz führen, erklären die Forscher*innen. 

Hyperschallflugbahnen seien schwierig zu berechnen, da sie deutlich andere Eigenschaften als die von konventionellen Fluggeräten haben. Der Bordcomputer eines Abfangfliegers könne nur einen Bruchteil der Ressourcen bereitstellen, die derartige Berechnungen erfordern. Darum müsse schon viel im Vorhinein passieren bzw. durch Algorithmen vereinfacht werden.

Nah ans Ziel

Die Computersimulationen, die die chinesischen Wissenschaftler*innen durchführten, zeigten, dass der neue Algorithmus das Flugzeug mit seinen Berechnungen auf bis zu 6,8 Kilometer an sein Ziel führte. 

Das chinesische Team erklärte, dass ihr Algorithmus auf der Arbeit des MIT-Studenten David Benson basiert, der sich in seiner Doktorarbeit mit dieser Thematik beschäftigte. Auch haben sie einen Algorithmus verwendet, den die NASA für das Hyperschallflugzeug X-33 verwenden wollte. Das Projekt wurde von der US-Weltraumbehörde aber eingestellt. 

Abwehr von Hyperschallraketen

Militärs auf der ganzen Welt experimentieren mittlerweile mit Hyperschallraketen. Deren Abwehr stellt Landesverteidigung vor völlig neue Herausforderungen. Ende 2022 hieß es etwa, dass US-Raketenabwehrsysteme nicht einmal annähernd in der Lage seien, Hyperschallwaffen abzufangen. 

Auch sei man generell ins Hintertreffen geraten: "Wir sind in Bezug auf Hyperschallprogramme nicht so weit fortgeschritten wie die Chinesen oder die Russen", sagte General David Thompson, der stellvertretende Chef der US-Weltraumoperationen im November 2021.

Teilweise dürften die USA aber zuletzt aufgeholt haben. So wurden in den vergangenen Monaten mehrere Male – offenbar erfolgreich – derartige  Hyperschallraketen getestet.

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