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Facebook rechtfertigt sich für Anrufprotokolle

Facebook steht nach dem Datenskandal rund um Cambridge Analytica unter verstärkter Beobachtung. Die Nachricht, dass die mobilen Apps des sozialen Netzwerks jahrelang Telefonanrufe von Nutzern sowie Ein- und Ausgänge von SMS protokolliert haben, gießt nun Öl ins Feuer. Der neuseeländische Programmierer Dylan McKay hat über die Anrufprotokollierung erfahren, nachdem er bei Facebook ein Archiv mit allen Dateien angefordert hat, die in den vergangenen Jahren über ihn gespeichert worden waren. Diese Möglichkeit steht jedem Nutzer des Netzwerks offen.

McKay hat sich das von Facebook gelieferte Datenarchiv genau angesehen. Sein Twitter-Beitrag, wonach Facebook anscheinend über jedes Telefonat Bescheid wusste, dass McKay mit seiner Schwiegermutter geführt hatte, verbreitete sich rasant und sorgte für eine Welle der Empörung.

"Faktencheck"

Facebook reagierte sofort auf die Kritik und veröffentlichte einen " Faktencheck". Die Aufzeichnung der Anruf- und SMS-Versanddaten in den Apps Facebook Messenger und Facebook Lite sei niemals ohne die Zustimmung ("Opt-In") der Nutzer durchgeführt worden. Das Social Network habe die Funktion neben dem automatischen Abgleich mit dem Adressbuch seiner Nutzer angeboten, um diese bei Facebook besser mit nahestehenden Menschen zu vernetzen. Im Klartext ging es also angeblich um präzisere "Freundschafts"-Vorschläge.

Möglich wurde die Datenaufzeichnung auch durch das Mobil-Betriebssystem Android. In dessen früheren Versionen (vor Version 4.1 "Jelly Bean") konnten Telefonprotokolle ohne Weiteres von Apps ausgelesen werden. Google verschärfte hierbei die Datenschutzbestimmungen. Über Umwege konnten bestimmte Apps weiterhin auf Anruf- und SMS-Versanddaten zugreifen. Erst im Oktober 2017 schloss Google den Zugang komplett.

Zweifel

Dylan McKay und einige andere Facebook-Nutzer, die sich ihren Datenbestand bei Facebook zusenden ließen, bezweifeln die Darstellung des Unternehmens stark. McKay versichert etwa, der Messenger-App niemals die Berechtigung erteilt zu haben, auf Anruf- und SMS-Daten zuzugreifen. Laut Ars Technica habe die Standardinstallation der App das "Opt-In" bereits abgedeckt. Eine klar verständliche Nachfrage der App, so wie Facebook das aktuelle Verfahren beschreibt, habe es bis 2016 nicht gegeben. Damals wurde Facebook wegen seiner Intransparenz beim Datensammeln öffentlich kritisiert.

Facebook versichert, können Nutzer seiner Apps die Datensammlung jederzeit wieder deaktivieren, sollten sie ihr einmal zugestimmt haben. Alle gesammelten Daten würden von Facebook außerdem sicher aufbewahrt und niemals mit Dritten geteilt. Kritikern fehlt allerdings eine Erklärung, warum neben Namen und Telefonnummern von Kontakten auch der exakte Zeitpunkt von Anrufen sowie die Dauer von Anrufen über Jahre protokolliert wurden.

Die Skepsis gegenüber Facebook wächst jedenfalls und der Vorwurf der übermäßigen Datensammlung wird nicht zur Beruhigung der Lage beitragen.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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