Gewinner des Goldenen Brett vorm Kopf 2024 ist "healy"

Gewinner des Goldenen Brett vorm Kopf 2024 ist "healy"

© GWUP

Digital Life

Goldenes Brett vorm Kopf 2024 geht an Wellness-Gerät Healy

Zum 12. Mal wurde in Wien der größte unwissenschaftliche Unfug des Jahres mit dem "Goldenen Brett vorm Kopf" ausgezeichnet. Unter 160 Nominierungen konnten sich 2 Gewinner durchsetzen, die besonders häufig im Zentrum der Kritik standen. 

Das pseudomedizinische Gerät "Healy" hat dieses Jahr Aufsehen erregt und sich damit das Goldene Brett vorm Kopf 2024 verdient. Auf der Healy-Webseite wird dabei Schmerzlinderung bei Fibromyalgie, Skelettschmerzen und Migräne versprochen. Auch Depressionen, Angstzustände und Schlafstörungen soll es lindern können. 

Dabei fallen Schlagwörter wie "Quantensensoren", die die ideale "Frequenz" der Anwender messen und diese zur "Harmonisierung des bioenergetischen Feldes" aussenden. Im Plastikgehäuse steckt aber nur eine Infrarotdiode, die in etwa 20 Cent kostet. Verkauft wird das Gerät je nach Ausführung für 500 bis 4.500 Euro

➤ Mehr lesen: Das große Missverständnis der Quanten-Esoterik

Gefährliche Heilversprechen

Wie bereits mehrere Recherche-Netzwerke, darunter Simplicissimus und die deutsche Verbraucherzentrale NRW, aufdeckten, wirbt Healy - unter anderem über Influencer - mit irreführenden Versprechen. Dabei wurde das Gerät für die Heilung von Krebs und Multipler Sklerose verantwortlich gemacht. 

Eine Klage von Healy World gegen Simplicissimus wurde fallengelassen, weil sich das Unternehmen zu stark in Widersprüche verstrickte. Gegen die Verbraucherzentrale NRW verlor Healy World vor Gericht. Hinter dem in Berlin ansässigen Unternehmen steckt u.a. der österreichische Gastro-Investor Christian Halper

Die Fachjury begründete ihre Entscheidung, Healy mit dem Goldenen Brett auszuzeichnen, ua. mit dessen "erheblichen kommerziellen Interesse" und den Versuchen, Kritiker mundtot zu machen und selbst kritikresistent zu sein. Von solchen Geräten gehe eine Gefahr für Nutzer aus, da sie auf notwendige medizinische Therapien aufgrund von pseudomedizinischen Versprechen verzichten könnten. 

➤ Mehr lesen: So gefährlich ist Esoterik

Schweizer Sektengründer für Lebenswerk ausgezeichnet

Den Preis für das Lebenswerk erhielt heuer Ivo Sasek. Der Schweizer hat die extrem-evangelikale und antidemokratische Sekte "Organische Christus-Generation" (OCG) gegründet. Von seinen bis zu 2.000 Anhängern im deutschsprachigen Raum fordert er absoluten Gehorsam und Abkapselung von der Gesellschaft, so die Jury des Goldenen Bretts.

3 seiner Söhne haben den Ausstieg aus der Sekte geschafft. Sie berichten über ihre Erfahrungen und klären über ihren Vater auf. 

Ivo Saseks Ansichten reichen von Befürwortung körperlicher Gewalt in der Kindeserziehung über Verherrlichung von Hitler und Gaddafi. Er verbreitet antisemitische Parolen und gibt Holocaust-Leugnern eine Bühne. 

➤ Mehr lesen: "Goldenes Brett 2023" geht an Politologin Ulrike Guérot

Auch Verschwörungs-Medium und Tierärztekammer nominiert

Ebenfalls nominiert war AUF1 TV von Stefan Magnet. Das Medienangebot teilt Verschwörungstheorien und wissenschaftsfeindliche Inhalte, darunter die Leugnung des menschgemachten Klimawandels sowie Pro-Putin-Propaganda. Zudem werden Alternativ-Medizinprodukte beworben.

Auch die österreichische Tierärztekammer hatte sich mit Aussagen wie "Homöopathie als Leuchtfeuer der Tiermedizin" eine Nominierung gesichert. Kritikern wird mit rechtlichen Schritten gedroht, so die Jury. Das könnte dazu führen, dass Tieren die nötige medizinische Hilfe verwehrt bleibe.

Ein heißer Anwärter auf den Sieg wäre eigentlich die vieldiskutierte Astrologie-Show des ORF "Blick in die Sterne - Die Astro Show" gewesen. Die Sendung wurde aber nach nur einer Ausstrahlung wieder abgesetzt, wohl auch wegen der großen Kritik.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare