USS Zumwalt

USS Zumwalt

© US Navy

Militärtechnik

Hyperschallraketen für gescheiterte Zumwalt: Fotos zeigen Umbau

Die Zumwalt-Klasse war als modernstes Kriegsschiff der Flotte geplant. Daraus wurde eines der größten Rüstungs-Debakel der US Navy in den vergangenen Dekaden.

Zur Ehrenrettung wurde beschlossen, die USS Zumwalt, das erste von insgesamt nur 3 Schiffen der Zumwalt-Klasse, mit einem der modernsten Waffensysteme der US-Streitkräfte nachzurüsten: Hyperschallraketen.

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Der Großteil des Umbaus wurde im Dezember 2024 abgeschlossen. Auf den Fotos war das neue Startsystem (Vertical Launch System - VLS) für die Hyperschallraketen aber mit einem Gerüst umhüllt und daher nicht zu sehen.

Erster Blick auf das neue VLS

Jetzt hat die US Navy einen ersten Blick auf das VLS gewährt. Captain Clint Lawler hat beim Surface Warfare Navy Symposium dem Umbau ein Slide bei seiner Präsentation gewidmet.

Umbau der Zumwalt

Umbau der Zumwalt

Die Zumwalt befand sich schon seit August 2023 in der HII-Werft. Die Zeitlinie auf dem Slide beginnt mit Jänner 2024 im Trockendock. 2 der Fotos zeigen Arbeiter und geben so einen guten Eindruck davon, wie groß das Schiff ist und wie entsprechend groß das Umbauvorhaben war.

Beim Bild von Juli/August 2024 sieht man die Anlieferung eines Startbehälters des VLS auf einem Lkw. Auch das verdeutlicht anschaulich die Dimensionen des Kriegsgeräts.

Der Durchmesser dieser Startbehälter beträgt 2,2 Meter. Insgesamt wurden 4 Startbehälter installiert. Die Hyperschallrakete IRCPS (Intermediate Range Conventional Prompt Strike) ist aber schlanker. Daher kommt ein sogenanntes APM (Advanced Payload Module) zum Einsatz. Dieses erlaubt, dass 3 IRCPS in jede Röhre passen. Die Zumwalt kann damit insgesamt 12 der Hyperschallraketen aufnehmen.

Auf diesem Slide aus dem Jahr 2021 ist das APM zu sehen

Auf diesem Slide aus dem Jahr 2021 ist das APM zu sehen

Der Vorteil der Nutzung eines APM: Bei Bedarf kann das ausgetauscht werden, damit das VLS dünnere oder dickere Raketen aufnehmen kann – solange eine bestimme Bauhöhe nicht überschritten wird. Das lässt offen, dass die Zumwalt künftig mit anderen Raketen, Drohnen oder Loitering Munitions bestückt werden könnte, die aus dem VLS starten.

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Einen Hinweis darauf gab es ebenfalls beim Symposium zu sehen. Auf einer künstlerischen Darstellung der Zumwalt ist ein APM mit 7 Öffnungen zu sehen.

Bis es so weit ist, wird es aber noch dauern. Aktuell ist geplant, dass die Zumwalt frühestens Ende des Jahres die IRCPS bei Tests starten wird. Das gibt der Navy und US Army, bei der die landgestützte Variante der IRCPS unter dem Namen Dark Eagle erprobt wird, noch Zeit, die Hyperschallrakete zu optimieren.

US Hyperschallsystem Dark Eagle

Dark Eagle beim Test im Dezember 2024

Erst im Dezember 2024 konnte Dark Eagle erfolgreich von einem Container Launcher starten – davor gab es mehrere Fehlversuche. Laut der US Army lag das aber nicht an der Rakete selbst, sondern an der Abschussvorrichtung.

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Zumwalt wurde um Kanonen herumgebaut

Interessant ist, dass bei der Umrüstung nur eine 155mm-Kanone der Zumwalt ausgetauscht wurde. Die zweite bleibt vorerst an Bord. Das ist seltsam, da das Advanced Gun System (AGS) der Hauptgrund für den Fehlschlag der Zumwalt-Klasse war.

Ein AGS der Zumwalt wird abgebaut

Ein AGS der Zumwalt wird abgebaut

Das Schiff ist quasi um die Kanonen herumgebaut. Es sollte so eine moderne Variante eines Schlachtschiffs werden, um Landziele günstiger zu beschießen als mit von U-Booten und Lenkwaffen-Zerstörern gestarteten Marschflugkörpern. Weil aber der Navy die Munition zu teuer war, ist die Zumwalt-Klasse ohne Munition für AGS unterwegs.

Zweite Kanone könnte später entfernt werden

Es ist denkbar, dass der Umbau jetzt getestet werden soll, bevor das zweite AGS entfernt wird. Ebenso möglich ist, dass die Umrüstung des zweiten AGS komplizierter ist. Links und rechts von diesem befinden sich nämlich die Zellen des Mk 57 VLS für Tomahawk-Marschflugkörper und SM-2-Raketen zur Luftabwehr.

Schematische Darstellung der USS Zumwalt mit dem neuen VLS

Schematische Darstellung der USS Zumwalt mit dem neuen VLS, angefertigt vom Marineexperten H I Sutton

Zwischen diesen Zellen das neue VLS für die Hyperschallraketen einzubauen, könnte ein Sicherheitsrisiko darstellen, was Hitze angeht und mögliche Brände oder Explosionen, wenn die Zumwalt unter Feuer gerät. Ebenso könnte es Bedenken geben, weil dann die Hyperschallraketen mittig knapp vor der Brücke des Schiffs starten würden, anstatt wie beim Mk 57 links und rechts außen.

Munition für Kanone müsste neu entwickelt werden

Schließlich besteht die Option, dass die Navy doch noch einen Versuch unternimmt, günstigere Munition für AGS zu bekommen. Das Geschütz ist ursprünglich für die Bestückung mit der GPS-gesteuerten LRLAP ausgelegt worden – die pro Stück 800.000 US-Dollar kostet.

Hätte die Navy alle 3 Zumwalt-Schiffe voll mit LRLAP bestückt, wären das Kosten von 1,8 Milliarden US-Dollar gewesen. Um diesen Betrag hätte die Navy auch 18 Stück F-35C Stealth-Fighter kaufen können, die sie auf ihren Flugzeugträgern nutzt.

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Was gegen diese Option spricht: Die AGS und ihr Munitionzuführungssystem ist so an das LRLAP angepasst, dass nicht einfach reguläre 155mm-Munition genutzt werden. Die Navy müsste also die neue Munition erst entwickeln lassen und testen, was wiederum Zeit und vor allem Geld kostet. Die Zumwalt-Klasse ist die einzige, die AGS nutzt: Dementsprechend hätte diese neue Munition keinen Mehrwert für andere Schiffe der Navy.

In Anbetracht der aktuellen Bedrohungslage, durch günstige Drohnen und improvisierte Marschflugkörper im Roten Meer, bzw. zukünftig durch Drohnenschwärme im Chinesischen Meer, könnte sich das dennoch auszahlen. Mit Airburst-Munition könnten Drohnen günstiger abgewehrt werden als mit Raketen aus dem Mk 57. Aktuell kostet eine SM-2 um die 2,4 Millionen US-Dollar. Selbst, wenn ein Schuss einer neu entwickelten Airbust-Munition für AGS wieder 800.000 US-Dollar kosten würde, wäre das nur ein Drittel einer SM-2.

Laserwaffe als Alternative

Möglich ist noch, dass die Navy den Turm durch etwas anderes ersetzen will, wie etwa eine Energiewaffe. Für DDG(X), die Nachfolge-Klasse der Arleigh Burke, sind etwa 2 600-kW-Laserwaffen angedacht. DDG(X) soll ein ähnliches turboelektrisches Antriebssystem wie die Zumwalt-Klasse nutzen.

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Auf der Zumwalt könnte also das zweite Geschütz später entfernt und durch Laserwaffen ersetzt werden, um damit Drohnen, Raketen und Kamikaze-Boote abzuwehren. Das würde einem Probelauf gleichkommen, um zu testen, ob das Antriebssystem, so wie es auch für DDG(X) geplant ist, ausreichend Leistungsreserven für den Betrieb der Energiewaffen hat.

Hyperschallraketen für alle Zumwalt-Schiffe

Als nächstes Schiff der Zumwalt-Klasse soll die USS Lyndon B. Johnson das VLS für die Hyperschallraketen erhalten. Als letztes und neuestes Schiff der Klasse wurde sie von Beginn an ohne AGS gebaut. Sie war bereits auf Testfahrten, wurde jetzt aber Anfang Jänner 2025 ins Trockendock geholt, damit das VLS installiert werden kann. Die Indienststellung ist für 2027 geplant.

Die USS Michael Monsoor, das zweite Schiff der Zumwalt-Klasse, wird im Jahr 2026 in die Werft geholt. Wie bei der USS Zumwalt wird voraussichtlich nur das vordere Geschütz durch das neue VLS ausgetauscht werden.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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