LEBANON-ISRAEL-PALESTINIAN-CONFLICT
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Nach Pager-Attacke: Neue Explosionen von Walkie-Talkies im Libanon

Update, 18. September, 17:40 Uhr: Laut Associated Press wurden am heutigen Mittwoch durch die erneuten Explosionen mehr als 100 Personen verletzt. Neben Funkgeräten sollen nach AP-Informationen auch Solarenergie-Systeme in mehreren Wohnhäusern explodiert sein. Dabei wurde ein Mädchen verletzt.

Update, 18. September, 16:45 Uhr: Eine erneute Explosionswelle traf am Mittwochnachmittag Hisbollah-Vertreter am Rande der libanesischen Hauptstadt Beirut sowie im Süden des Landes. Wie Reuters berichtet, soll es sich dieses Mal um Walkie-Talkies gehandelt haben. 

Mindestens eine Explosion soll sich demnach in der Nähe eines Begräbnisses ereignet haben, das Hisbollah-Anhänger für die Opfer der Pager-Attacke organisiert hatten. Die Walkie-Talkies sollen vor 5 Monaten von der Hisbollah gekauft worden sein, ungefähr zur selben Zeit wie die Pager. 

Ursprüngliche Meldung: 
Die Pager, die im Libanon explodierten, sollen von einer ungarischen Firma hergestellt worden sein. Das erklärte die taiwanesische Firma Apollo Gold, deren Markennamen die explodierten Pager trugen. Auf ihrer Webseite erklärt das Unternehmen in einem Statement, dass die in Budapest ansässige Beratungsfirma BAC Consulting KFT zwar den Markennamen verwenden darf, für das Design, die Fertigung und den Verkauf der Produkte aber selbst verantwortlich sei. 

Die Webseite von BAC Consulting ist derzeit nicht erreichbar. Über die Wayback Machine lässt sich eine frühere Version der Webseite aufrufen. Die Firma präsentiert sich als Beratungsunternehmen, unter anderem für internationale Beziehungen, aber auch für Videospiele, KI, Blockchain sowie Schmuck und Kunst. 

➤ Mehr lesen: Explosionen im Libanon: Pager wohl mit Sprengstoff ausgestattet

Briefkastenfirma in Budapest

Die Adresse in Budapest führt zu einem Wohnhaus. In einer Street-View-Aufnahme von Juni 2024 weist nur ein ausgedruckter Zettel im Fenster darauf hin, dass sich dort ein Firmensitz befindet. Laut Reuters hat eine dort ansässige Person mitgeteilt, dass die Firma zwar dort gemeldet ist, jedoch keine physische Präsenz hat. Wie die BBC berichtet, wurde die Firma 2022 ins ungarische Firmenregister eingetragen. Der Kooperationsvertrag mit Apollo Gold soll bereits vor 3 Jahren unterzeichnet worden sein. 

Hier soll der Firmensitzt von BAC Consulting sein

Die auf der BAC-Consulting-Webseite als CEO genannte Cristiana B. bezeichnet sich als Beraterin, unter anderem mit Erfahrung in Krisengebieten. Auf ihrem LinkedIn-Profil erklärt sie, für die UNESCO und die EU-Kommission als Beraterin tätig gewesen zu sein. Gegenüber NBC bestätigte sie zwar, mit Apollo Gold zusammenzuarbeiten, wies aber jegliche Schuld von sich: "Ich stelle die Pager nicht her. Ich bin nur die Vermittlerin. Ich glaube, ihr habt das falsch verstanden". 

Spur zu Österreich-Vertreter "Tom"

Laut der Frankfurter Allgemeine Zeitung soll es auch Verbindungen nach Österreich geben. Demnach erklärte Apollo-Gold-Chef Hsu Ching-kuang, es geben einen BAC-Consulting-Vertreter in Österreich unter dem Namen "Tom". Dieser habe zwar seit Jahren keine Produkte von Apollo Gold erhalten, vertreibe aber selbst entworfene Pager unter diesem Namen. 

Die Geschäftsbeziehungen zwischen "Tom" und Apollo Gold seien schwierig gewesen, unter anderem seien Zahlungen ausgeblieben. Auch mit der Qualität der selbst designten Produkte zeigte man sich unzufrieden.

Laut Reuters-Informationen soll der israelische Geheimdienst Mossad bereits vor Monaten Sprengsätze in den Pagern des Modells AR-924 platziert haben. Zuerst wurde vermutet, eine gezielte Hacking-Attacke habe die Batterien der Pager überhitzt und zur Explosion gebracht. Das wird inzwischen als unrealistisch eingeschätzt. 

Mehrere Gramm Sprengstoff verbaut

Wie die New York Times berichtet, sollen zwischen 28 und 56 Gramm (1-2 Unzen) Sprengstoff pro Pager neben der Batterie angebracht worden sein. Gegenüber Reuters sprach eine Quelle hingegen von lediglich 3 Gramm Sprengstoff. 

Zudem habe man eine Fernzündvorrichtung verbaut. Die Pager hätten eine Nachricht erhalten und der Sprengstoff wurde gezündet. Wie genau der Sprengstoff verbaut war und warum er unentdeckt blieb, ist weiterhin unklar. Eine mögliche Erklärung ist, dass der Sprengstoff als Teil der Batterie getarnt wurde. 

➤ Mehr lesen: Hisbollah zerstört Iron Dome: Das steckt wirklich dahinter

Nach aktuellem Stand wurden 5.000 der mit "Apollo Gold" gelabelten Pager bestellt. Die Zahl der Verletzten beläuft sich derzeit auf 3.000, 12 Personen, darunter 2 Kinder, starben. Das teilte der libanesische Gesundheitsminister Firass Abiad mit. Die Hisbollah kündigte einen Vergeltungsschlag an, beschuldigt Israel als Urheber und sicherte der Hamas Unterstützung zu. Israel hat sich bisher noch nicht offiziell zum Angriff geäußert. 

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