JF-17

JF-17

© Clemens Vasters, Wikimedia Commons cc-by-2.0

Militärtechnik

JF-17 mit Gleitbomben: So führt Pakistan Luftangriffe im Iran aus

Der Iran hat am Dienstag einige Ziele von extremistischen Gruppen auf pakistanischem Territorium attackiert. Nun folgte die Vergeltung: Man habe mehrere Luftschläge gegen Terrorverstecke in der Provinz Sistan und Belutschistan durchgeführt, teilte Pakistans Außenministerium am Donnerstag in Islamabad mit.

An der Operation, die in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag stattgefunden hat, waren mehrere Militärflugzeuge der Pakistan Air Force (PAF) im Einsatz. Dabei sollen Gleitbomben verwendet worden sein. 

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Pakistans Variante der JDAM-ER

Pakistan hat für diese Fliegerbomben ein eigenes präzisionsgelenktes Nachrüst-Kit entwickelt. Das B-REK (Boosted Range Extension Kit) stammt vom staatlichen pakistanischen Rüstungsunternehmen Global Industrial and Defense Solutions (GIDS). 

B-REK ist mit dem US-amerikanischen JDAM-ER (Joint Direct Attack Munition) vergleichbar. Das Kit besteht aus Gleitflügeln und einem Leitwerk, sowie einem Zielmodul. Durch GPS/INS-Navigation werden so Ziele in einer Entfernung von bis zu 170 Kilometer getroffen, mit einer Präzision von weniger als 10 Metern. Als Basis für die Umrüstung dient die 227 Kilogramm schwere Allzweckbombe des Typs MK-80

JF-17 Thunder: Das Rückgrat der Luftwaffe

Durch die hohe Reichweite der Gleitbomben, konnten die Kampfjets des Typs JF-17 Thunder beim Abwurf im pakistanischen Luftraum bleiben. Die getroffenen Ziele befinden sich lediglich 80 Kilometer von der iranisch-pakistanischen Grenze entfernt. 

Die JF-17 hat Pakistan gemeinsam mit China entwickelt. Die leichtgewichtigen, einstrahligen Kampfjets gelten als Rückgrat der PAF, die ungefähr 120 Stück dieses Typs im Einsatz hat. 

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Die JF-17 hat eine Flügelspannweite von 9,44 Metern. Je nach Ausführung liegt die maximale Geschwindigkeit bei Mach 1,8. Die Einsatzreichweite liegt bei 900 Kilometern, die Dienstgipfelhöhe bei 16.920 Metern.

Sie hat eine zweiläufige 23mm-Bordkanone. An den 8 Hardpoints können bis zu 3.700 Kilogramm Last mitgeführt werden. Zur möglichen Bewaffnung gehören, neben B-REK, Luft-Luft-Raketen, Luft-Boden-Raketen, Antischiffsraketen und ungelenkte Bomben. Bomben und Raketen werden von Pakistan großteils selbst entwickelt und gebaut oder von China zugekauft.

J-10C

Rückendeckung erhielten die JF-17 von Kampfjets des Typs J-10C, dessen NATO-Code Firebird lautet. Die pakistanische Armee bezeichnet die J-10C als "Drache aus dem Osten". Auch diese Maschine wurde von China gekauft. Die J-10C ist der neueste und modernste Kampfjet im Arsenal von Pakistan. Die PAF hat derzeit 20 Stück davon, weitere 16 sind bestellt.

Die J-10C ist deutlich leistungsstärker und der JF-17 praktisch in allen Belangen überlegen. Sie hat moderne Bordsysteme, kann mehr Nutzlast mit sich führen und soll auch bessere Flugeigenschaften aufweisen. Durch die moderneren Systeme können etwa chinese Luft-Luft-Raketen der vierten Generation genutzt werden. Insgesamt hat die J-10C 11 Hardpoints für bis zu 5.600 Kilogramm Nutzlast.

Eine übliche Taktik

Dass neue Kampfjets den älteren Begleitschutz geben, ist eine übliche Taktik. Die Ziele in den B-Rek-Bomben waren vorprogrammiert. Das heißt die JF-17 hat als Bomb-Mule (Bomben-Maultier) gedient. Weil aus dem eigenen Luftraum aus gefeuert wurde, war mit wenig Gegenwehr zu rechnen. Es ist also nicht nötig, das neueste Flugzeug dafür einzusetzen. Denn auch ohne Feindbeschuss kann in der militärischen Luftfahrt immer etwas passieren. Und dann ist es weniger schlimm eine JF-17 zu verlieren, als eine neue und teurere J-10C.

Ein Gegenangriff kann aber nicht ausgeschlossen werden. Anstatt die JF-17 mit älteren und weniger effizienten Luft-Luft-Raketen zu bestücken und dafür Bombennutzlast einzubüßen, wurden die J-10C als Begleitschutz mitgeschickt. Diese haben im Luftkampf eine höhere Erfolgschance als die JF-17. Außerdem können die durch die moderneren Systeme früher mögliche Feindaktivität erkennen als die JF-17. Auch hier gilt im Ernstfall: Würden alle Maschinen abgeschossen werden, wäre es weniger schlimm 2 JF-17 und 2 J-10C zu verlieren, als 4 J-10C (wenn sowohl Begleitschutz als auch Bodenangriff durch die J-10C ausgeführt worden wäre).

Die "Wing Loong II"-Drohne

Außerdem kam bei den Operationen eine chinesische Drohne vom Typ "Chengdu GJ-2" zum Einsatz. Das als "Wing Loong II" bezeichnete, unbemannte Fluggerät, wurde als Aufklärer verwendet und unterstützte in dieser Rolle die Kampfjets auch während der Mission.

Die Wing Loong II ist Chinas Gegenstück zur amerikanischen MQ-9 Reaper. Die chinesische Drohne hat eine Flügelspannweite von 20 Metern. Sie kann bei Bedarf mit Waffen bestückt werden (bis zu 480kg Nutzlast). 

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