Symbolbild: Apache-Kampfhubschrauber

Symbolbild: Apache-Kampfhubschrauber

© US Army

Militärtechnik

Polen kauft 96 AH-64E Apache: Das kann der legendäre Kampfhubschrauber

Schon im September 2022 hat Polen bei den USA angesucht, Apache-Kampfhubschrauber zu kaufen. Jetzt hat die US-Regierung zugestimmt.

Polen bekommt damit 96 AH-64 Apache. Teil des 12 Milliarden US-Dollar-Deals sind auch 1.844 Hellfire-Raketen, 460 AGM-179A, 508 Stinger und 7.650 WGU-59/B.

Modernste Variante für Polen

Der AH-64E, auch Apache Guardian genannt, ist die aktuelle und modernste Version des ikonischen Kampfhubschraubers. Zwar hat Boeing, das seit 1997 den Apache herstellt, im Jahr 2014 einen AH-64F vorgeschlagen, der wurde aber von der US-Armee abgelehnt.

Auch der 2018 vorgeschlagene Compound Apache, der einen zusätzlichen Rotor am Heck für Vorwärtsschub erhalten sollte, dürfte wohl nichts werden. Boeing schlug ihn als Übergang vor, bis der Bell V-280 Valor in ausreichender Stückzahl zur Verfügung steht. Der Hubschrauber ging als Gewinner des „Future Vertical Lift“-Programms der US Army hervor. Er soll in seinen verschiedenen Konfigurationen den AH-64 Apache, UH-60 Black Hawk, CH-47 Chinook und OH-58 Kiowa ersetzen, wird aber frühstens ab 2030 einsatzbereit sein.

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Apache kann Drohnen steuern

Der 2012 eingeführte AH-64E hat gegenüber dem AH-64D mehrere Upgrades erhalten. Dazu gehören 2 leistungsfähigere T700-GE-701D-Turbinen und ein neues Getriebe für eine Leistung von maximal 2.120 kW. Die Rotorblätter wurden um 15 Zentimeter verlängert, wodurch die Geschwindigkeit, Steigrate und Traglast leicht verbessert wird.

Die digitalen Systeme wurden verbessert. Dadurch kann der Apache Drohnen fernsteuern. Dazu gehören die RQ-7 Shadow und MQ-1C Grey Eagle. Ob Polen diese Funktion auch nutzen wird, ist nicht bekannt. Zumindest sind diese Drohnen nicht Teil des Apache-Pakets. Praktisch wäre es jedenfalls: So kann die Apache-Besatzung das Zielgebiet aus 80 bis 100 Kilometern Entfernung auskundschaften. Haben die Drohnen einen Zielmarkierungslaser an Bord, können sie für die lasergelenkten Raketen des AH-64E Ziele anvisieren. Der kann die Raketen dann aus der Deckung heraus abfeuern, etwa hinter einem Berg.

Bordkanone schwenkt mit der Blickrichtung mit

Der Apache wurde als Panzerjäger konzipiert. Daher wurde viel Wert auf eine umfangreiche Bewaffnung gelegt. Besonders innovativ war bei der Konzeption des Apaches die 30mm-Bordkanone des Typs M230. Diese ist schwenkbar und kann mit dem Helm der Pilot*in oder der Bordschütz*in gekoppelt werden. Die Kanone schwenkt so mit der Blickrichtung mit. Das System ist ein Mitgrund dafür, dass der Apache seinen ikonischen Status erhielt und 1983, als der erste seriengefertigte AH-64 die Fabrik verließ, als Hightech-Militärgerät galt.

Üblicherweise hat der Apache 750 Schuss explosive Munition geladen. Die M230 hat eine Schussrate von ungefähr 625 Schuss pro Minute. Die effektive Reichweite beträgt 1.500 Meter, die maximale Reichweite 4.000 Meter. Die aktuelle Version ist die M230E1, die auch mit Arrowhead gesteuert werden kann. Dabei handelt es sich um ein Zielsystem von Lockheed Martin, das sich in der „Nase“ des Apache befindet. Es hat einen elektronischen Zoom, Wärmebildsicht und eine Zielverfolgung.

Diese Raketen hat Polen gekauft

Raketen und zusätzliche Beladung werden auf 4 Hardpoints, 2 unter jedem Stummelflügel, befestigt. Polen kauft hierfür ua. Hellfire-Raketen. Diese wurde ab 1974 als Panzerabwehr-Rakete für Hubschrauber entwickelt. Daher auch der Name Hellfire, der für „HELiborne Laser, FIRE-and-forget“ steht. Das Ziel wird mit einem Laser anvisiert. Die aktuelle Variante der Hellfire ist die AGM-114R „Hellfire Romeo“. Sie wiegt 49 Kilogramm und hat eine Reichweite von 8 Kilometern. Sie hat einen angepassten Mehrzweck-Sprengkopf, der nicht nur gegen Panzer, sondern auch gegen nur leicht geschützte Ziele geeignet ist, bei reduziertem Kollateralschaden.

Die AGM-179A ist eine moderne Luft-Bodenrakete, die die USA erst seit Anfang 2022 einsetzen. Die reguläre Serienproduktion findet seit August 2022 statt. Sie wiegt ebenfalls 49 Kilogramm und hat mit 8 Kilometern dieselbe Reichweite wie die Hellfire. Allerdings hat sie nicht nur einen Laser-, sondern auch einen Radarsuchkopf.

Daher soll sie zukünftig die Hellfire, sowie die veraltete AGM-65 Maverick ablösen. Warum Polen nicht gleich nur die AGM-179A gekauft hat, dürfte am Preis liegen. Sie kostet ca. 325.000 US-Dollar, während die Hellfire bei etwa 110.000 US-Dollar liegt.

Die von Polen gekauften Stinger 92K sind Luftabwehrraketen. Sie hat eine Reichweite von bis zu 8 Kilometern und steuert per Infrarotsuchkopf (Wärme) auf ihr Ziel zu. Der Apache soll sich so gegen andere Hubschrauber und Flugzeuge verteidigen können.

Am meisten Stück hat Polen von der WGU-59/B gekauft. Dabei handelt es sich um nachgerüstete Hydra-Raketen. Die 70mm-Hydra-Rakete ist eigentlich ungelenkt. Durch das Upgrade bekommt sie einen Lasersuchkopf. Der Vorteil ist, dass sie mit einem Stückpreis von ca. 25.000 US-Dollar sehr günstig ist. Sie wiegt 15 Kilogramm und hat eine Reichweite von 5 Kilometern.

Sie ist für leichte oder ungepanzerte Ziele gedacht, für die eine Hellfire zu stark wäre. Der Apache transportiert sie in Pods. Jeder Pod hat Platz für 19 Raketen.

Fliegender Panzer

Eine übliche Einsatzkonfiguration des AH-64E besteht aus 750 Schuss für das 30mm-Hauptgeschütz, 8 Hellfire- oder AGM-179A-Raketen sowie 38 WGU-59/B-Raketen. Optional können insgesamt 2 Stinger-Raketen an den Enden der Stummelflügel angebracht werden.

Diese gewaltige Feuerkraft hat dem Apache den Ruf als „fliegendes Arsenal“ und den Spitznamen „fliegender Panzer“ eingebracht. Letzterer kam auch daher, dass aufgrund der starken Panzerung und der Bauweise angenommen wurde, dass der Apache quasi immun gegen Abwehrfeuer mit Handfeuerwaffen vom Boden aus ist.

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Schutzmaßnahmen

Diese Wunschvorstellung wurde im Afghanistan-Krieg und im Dritten Golfkrieg abgelegt. 80 Prozent der in Afghanistan eingesetzten Apaches wiesen Einschusslöcher auf, auch an Stellen, die als geschützt gelten und als kritisch für die Einsatzfähigkeit angesehen wurden. Gemessen daran, wie heftig der Beschuss auf die Apaches war, kam es in diesen Konflikten zwar zu vielen Reparaturen, aber nur wenigen Abschüssen. Bei Kerbela (Irak) wurde 2003 ein Apache beschädigt und musste notlanden, die Besatzung geriet in Gefangenschaft. 2007 wurden in Taji und Nadschaf 2 AH-64D abgeschossen.

Technische Daten AH-64E

Länge: 17,7 Meter
Höhe: 5 Meter
Rotordurchmesser: 14,63 Meter
Leergewicht: 5,17 Tonnen
Maximales Startgewicht: 10,43 Tonnen
Maximale Geschwindigkeit: 300 km/h
Reisegeschwindigkeit: 279 km/h
Dienstgipfelhöhe: 6.096 Meter
Besatzung: 2 (Pilot, Schütze)
Grundpreis: ca. 35 bis 50 Millionen US-Dollar, je nach Ausstattung. Hinzu kommen Kosten für Transport, Service-Verträge, Ersatzteile, Bewaffnung, Ausbildung/Personalschulung

Aufgrund der Lehren, die daraus gezogen wurden, wurde das Ground Fire Acquisition System (GFAS) entwickelt. Es besteht aus 2 Pods und hat 120 Grad Sichtwinkel. In diesem Bereich wird das Mündungsfeuer von Handfeuerwaffen, Maschinengewehren und Flugabwehrgeschützen per Infrarot erkannt. Die Besatzung wird so vor dem Beschuss gewarnt und kann die feindlichen Truppen anvisieren.

Im August 2012 wurden 24 AH-64D mit dem System ausgestattet. Ob GFAS seitdem bei weiteren Apaches installiert wurde und ob die polnischen AH-64E GFAS haben werden, ist nicht bekannt. Zu den Standard-Schutzsystemen des Apaches gehören ein Radarwarn- und -störsystem, ein Laserwarner, ein Infrarot-Störsystem und Täuschkörperwerfer.

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