
Anja Tretbar-Bustorf (Magenta) und Angela Köppl (WIFO) diskutierten über Herausforderungen auf dem Weg zur Klimaneutralität.
„Klimarisiken müssen noch stärker in den Köpfen verankert werden“
Die Klimakrise ist unbestritten eine der größten Herausforderungen, mit der sich unserer Gesellschaft konfrontiert sieht. Wie Unternehmen – ganz egal ob kleiner Betrieb oder internationaler Konzern – damit umgehen können und welche Vorteile es für sie hat, schnell klimafit zu sein, diskutierte ein Panel (powered by Magenta) von Unternehmensvertretern und Ökonomin Angela Köppl vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) beim SPEAK OUT Festival 2025.
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„Beim wettbewerbsfähigen Wirtschaften geht es nicht nur um den ökonomischen Aspekt, um das Einkommen allein, sondern auch um die Verbesserung der sozialen und ökologischen Lebensgrundlagen“, sagt Köppl. Man dürfe nicht vergessen, dass die Natur viele Ressourcen für die Wirtschaft bereitstellt. Wenn sie Schaden nimmt, werde dadurch der wirtschaftliche Erfolg eingeschränkt. Die Ökonomin betont, dass es strukturelle Veränderungen braucht, um der Klimakrise zu begegnen – statt in einzelnen Sektoren zu denken, müssten alle zusammenarbeiten und gemeinsame Perspektiven finden.
Emissionen messbar machen
In der Praxis ist das manchmal gar nicht so einfach, wie Anja Tretbar-Bustorf, Chief Corporate Affairs Officer von Magenta schildert: „Wir versuchen auf allen Ebenen Klimaschutz mitzudenken: Beim Einkauf von Energie, bei der Nutzung klimaeffizienter technischer Systeme, in unseren Shops und Schaufenstern. Aber wir können zum Beispiel derzeit noch nicht in allen Shops grüne Energie nutzen, weil viele Shoppingcenter noch Gasheizungen haben.“
Bloß zu messen, wie viel CO2-Emissionen im Unternehmen insgesamt entstehen, sei schwierig. Es gebe beispielsweise über 10.000 Strombezugsstellen und ebenso viele Zähler, deren Verbrauch meist nur einmal im Jahr abgelesen werden kann.
Magenta will bis 2040 klimaneutral sein
Magenta plant, in Einklang mit der Strategie des deutschen Mutterkonzerns, 2040 Klimaneutralität zu erreichen. Das Unternehmen werde dadurch in seinen Grundfesten erschüttert, weil auch das Businessmodell in Frage steht. Mehr Hardware zu verkaufen sei zwar gut für den Umsatz, aber schlecht für die Klimabilanz.
Deshalb habe sich Magenta entschieden, Geräte zurückzunehmen und wiederaufbereitet weiterzuverkaufen. „Da geht es ums Geld! Wir müssen uns überlegen, wie man den Spagat schafft zwischen der Profitabilität, d.h. unserer Verantwortung gegenüber Shareholdern, und unserer gesellschaftspolitischen Verantwortung“, erläutert Tretbar-Busdorf. Ignoranz sei keine Option, außerdem würden viele Kunden es gut finden, wenn ein Unternehmen Klimaschutz ernstnimmt.
Lieferketten nachhaltiger gestalten
Autohersteller Volvo bemüht sich, die eigene Lieferkette CO2-ärmer und gleichzeitig ethisch verantwortungsbewusster zu gestalten: „Wir haben Verträge mit Lieferanten abgeschlossen, die sie verpflichten, ihre CO2-Fußstapfen im Vergleich zu 2018 um 25 Prozent zu reduzieren“, sagt Unternehmenssprecherin Karin Stalzer. Sie sieht die Zukunft in elektrischen Fahrzeugen, für die die unternehmenseigenen Entwicklungsteams laufend neue Materialien entwickeln.
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Stalzer hält Etappenziele für besonders wichtig, um die Vision nicht aus den Augen zu verlieren. Bis Ende 2025 sollen demnach alle Volvo-Werke zertifiziert CO2-neutral sein, in 5 Jahren dann 99 Prozent aller Produktionsabfälle wiederverwertet oder recycelt sein.
Auch kleine Betriebe haben Vorbildwirkung
Charly Schillinger, Gründer und Geschäftsführer der veganen Fast-Food-Kette Swing Kitchen, ist überzeugt, dass auch kleine Unternehmen große gesellschaftliche Veränderungen vorantreiben können: „Wir waren unserer Zeit leider immer voraus und haben den ,Spinnerstatus‘ gehabt, als wir 1998 am Land ein veganes Restaurant eröffnet haben.“

Charly Schillinger hat vor 10 Jahren die vegane Burger-Kette "Swing Kitchen" gegründet.
© Kurier / Ferry Romar
Grund für die rein pflanzliche Ausrichtung seiner Betriebe sei zuallererst der Tierschutz, direkt gefolgt vom Klimaschutz. Um dieses Thema komme man spätestens seit 2019, als sich Fridays for Future hierzulande etablierte, nicht mehr herum: „Jede große Burger-Kette versucht mittlerweile auf den Zug aufzuspringen. Es ist mittlerweile ein Muss, ein veganes Produkt zu haben, das war vor 10 Jahren noch ganz anders.“
Ökonomin Köppl sieht diesbezüglich dennoch Verbesserungsbedarf: „Klimarisiken und die damit verbundenen Kosten auf volkswirtschaftlicher und Unternehmens-Ebene müssen noch stärker in den Köpfen verankert werden.“ So müsse klar sein, dass alles, was wir heute entscheiden, erst in Jahrzehnten wirksam wird.
Dieser Artikel ist im Rahmen einer Kooperation mit Magenta entstanden.
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