Autovermieter: "Es gibt keine Nachfrage nach Elektroautos"
Es stellt sich Ernüchterung ein. Nach einer überschwänglichen Anfangseuphorie und hochtrabenden Ankündigungen, was die Elektrifizierung der Flotten betrifft, steigen die Autovermieter bei Elektroautos auf die Bremse. Die Probleme liegen auf der Hand.
Erst vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass Sixt vorerst keine Teslas mehr anbieten wird. In etwa gleichzeitig ruderte auch Hertz zurück und gab bekannt, beim Umstieg auf Elektroautos vorsichtiger und deutlich langsamer vorgehen zu wollen.
Nun legt der Präsident des deutschen Autovermieterverbands ordentlich nach: "Es gibt aufseiten unserer Mietkunden keine spezielle Nachfrage nach Elektroautos – eher im Gegenteil", sagt Jens Erik Hilgerloh gegenüber dem Branchenblatt Automobilwoche.
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Die Probleme der Autovermieter
Dass Kund*innen doch lieber zu den Verbrennern greifen, liege angeblich an der umständlichen Handhabung der Elektroautos. Das betreffe in erster Linie die Ungewissheit beim Laden der Fahrzeuge sowie die Ladeinfrastruktur im Allgemeinen.
Hohe Kosten, hohes Risiko
Zu schaffen machen den Vermietern auch die unerwartet hohen Reparaturkosten. Außerdem würden sich die Preissenkungen bei Elektroautos unmittelbar auf die Restwerte der Fahrzeuge niederschlagen. Das stelle einen entscheidenden Faktor bei den Vermietern dar, was die Kalkulationen schwierig und unzuverlässig macht.
"Die Hersteller wollen uns die Elektroautos verkaufen, damit müssen wir das Risiko des Restwerts tragen", erklärt Hilgerloh. Zu den schwer prognostizierbaren Wiederverkaufswerten komme hinzu, dass es aktuell praktisch keine Nachfrage nach gebrauchten Elektroautos gebe.
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Die Sache mit dem Laden
Auch der Aufbau der Ladeinfrastruktur sei für die Autovermieter nur schwer zu bewerkstelligen, wie Hilgerloh erläutert: "Wenn an einer Vermietstation mit 200 Fahrzeugen jedes 2. ein Elektroauto ist, dann brauche ich mindestens 10 Ladesäulen." Das sei für viele Stromversorger und die vorhandene Netzinfrastruktur schlicht unvorstellbar.
Auch wenn die Anfangseuphorie mittlerweile verflogen ist, wollen die Autovermieter grundsätzlich an Elektroautos festhalten. Vorsichtiger, langsamer und besser durchdacht soll die Elektrifizierung der Flotten nun fortschreiten. So sollen bei Sixt bis 2030 zwischen 70 und 90 Prozent der Fahrzeuge elektrisch fahren.
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