Braun LE03: Sonos-Alternative und Design-Ikone im Test

Braun LE03: Sonos-Alternative und Design-Ikone im Test

© Braun / Thomas Steinlechner / futurezone

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Braun LE03: Sonos-Alternative und Design-Ikone im Test

Das Design ist quasi unantastbar. Aber wie schlagen sich die smarten Braun-Lausprecher im Alltag und wie gut lassen sie sich bedienen?

Die Elektronikprodukte von Braun gelten in vielerlei Hinsicht als Ikonen. Technisch waren sie in so manchen Belangen der Konkurrenz voraus und die unverwechselbare Designsprache hallt bis heute nach.

Maßgeblich dafür verantwortlich war Dieter Rams, der den Look der Braun-Produkte von 1955 bis 1995 prägte und vom ehemaligen Apple-Designchef Jony Ive als großes Vorbild bezeichnet wurde.

Weil die Formsprache von Ive unverkennbar an Rams Braun-Produkte angelehnt ist, gilt der ehemalige Designchef von Braun als Großvater des Apple-Designs. Beispielsweise gibt es beim iPod, beim iOS-Taschenrechner, beim Power Mac G5 und auch beim iMac eindeutige Parallelen zu früheren Braun-Produkten.

Die Lautsprechereinheit 1 und der LE01

Eine dieser Design-Ikonen hat Braun nun wieder zum Leben erweckt. Und zwar den Braun LE1, was für Lautsprechereinheit 1 steht. Der LE1 aus dem Jahr 1959 wurde von Dieter Rams entworfen und vor kurzem als smarter, vernetzter Speaker mit der Bezeichnung Braun LE01 neu aufgelegt.

Das Design des LE01 ist nahezu eine exakte Kopie vom originalen LE1. Neben dem neuen Flaggschiff gibt es auch einen kleineren LE02 und einen noch kleineren LE03, den ich einem ausführlichen Test unterziehen konnte.

Die LE-Lautsprecher von Braun

So wenig Design wie möglich

Auch wenn der prägende Standfuß beim kleinsten Braun-Lautsprecher nicht vorhanden ist, basiert das Design des LE03 noch immer auf dem großen Vorbild aus den 1950er Jahren. Außerdem baut der Look auf den "10 Thesen für gutes Design" auf, die Dieter Rams in den 1970er Jahren formuliert hat.

Eine These lautet "Gutes Design ist so wenig Design wie möglich", was bedeutet, dass die Funktionalität immer im Vordergrund stehen sollte. Das schmückende Element sollte nie überhandnehmen und immer der Praxistauglichkeit untergeordnet sein.

Der Look des LE03

All das trifft exakt auf den Braun LE03 zu: Der Look des smarten Speakers ist schlicht, minimalistisch, schnörkellos und komplett zeitlos. An der oberen Seite gibt es 6 Tasten, auf der Rückseite einen Stromanschluss, einen 3,5-mm-AUX-Eingang sowie eine Vorrichtung für die Montage auf einem Bodenständer.

Mit dieser schwülstigen Vorgeschichte ist das Design des LE03 quasi unantastbar. Aber wie sieht es unter der Haube aus? Wie schlägt sich der smarte Speaker im Alltag – gänzlich abgesehen von seinem kultigen Look, der ihn in Schutz zu nehmen scheint.

Der Braun LE03

Die Sound-Qualität

Der Sound ist jedenfalls erstklassig für einen Lautsprecher dieser Größe. Einen kleinen Raum kann der LE03 allemal beschallen. Insofern taugt der kleine Speaker in erster Linie für die Küche, das Badezimmer, das Büro oder auch für das Wohnzimmer als Hintergrundbeschallung.

Wenn es etwas lauter und kraftvoller werden sollte, offenbart der LE03 dann einige Schwächen, was auch aufgrund der kleineren Bauform wenig verwunderlich ist. Vor allem im Bassbereich lässt die Lautsprechereinheit 03 von Braun dann ziemlich aus.

Wer also in die Nähe eines HiFi-Erlebnisses kommen möchte, sollte sich eher an den größeren Braun-Lautsprechereinheiten LE02 und LE01 orientieren. Auch wenn ich diese Speaker nicht ausprobieren konnte, versprechen sie deutlich mehr Kraft und Umfang, was die Sound-Qualität betrifft.

Die LE-Lautsprecher von Braun

Ohne Google geht nix

Was aber einen smarten und vernetzten Speaker wirklich ausmacht, ist die Software sowie die App, mit der das ganze Werk im Alltag bedient wird. Auch wenn die LE-Reihe von Braun als Sonos-Konkurrenz positioniert ist, zeigt sich schnell und deutlich, dass es riesige Unterschiede zum Platzhirsch bei vernetzten Lautsprechern gibt.

Während bei Sonos die hauseigene Smartphone-App im Mittelpunkt des Ökosystems steht, hat Braun diesen grundlegenden Teil an Google ausgelagert. Nimmt man beispielsweise den LE03 in Betrieb, startet man zwar in der Braun-Audio-App man landet aber rasch in der Google-Home-App, in der der Lautsprecher eingerichtet und konfiguriert wird.

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Die Braun-Audio-App wiederum dient eigentlich nur dazu, die Sound-Einstellungen des Lautsprechers anzupassen. Das geschieht einerseits über ein vordefiniertes Sound-Profil, das sich am Aufstellungsort orientiert und andererseits mittels Treble- und Bass-Schieberegler.

Ansonsten gibt es in der Braun-Audio-App lediglich kurze Anleitungen dafür, wie man den LE03 bespielen kann: Bluetooth, AirPlay2, Chromecast und AUX-In. Streaming-Dienste oder Ähnliches sind in der hauseigenen Braun-App nicht zu finden.

Der Funktionsumfang der Braun-Audio-App ist sehr begrenzt

Die Anschlussmöglichkeiten

Das sind auch schon jene Möglichkeiten, mit denen man Musik auf den Braun-Speaker bekommt. Nutzt man also beispielsweise Spotify oder eine andere Streaming-App, ist man auf AirPlay2, Chromecast oder Spotify-Connect angewiesen.

Wer etwa die Musik eines YouTube-Videos über den Lautsprecher hören möchte, kann auf Bluetooth zurückgreifen und wer einen Plattenspieler anschließen möchte, kann dies über den 3,5-mm-AUX-Eingang tun.

Keine eigene Desktop-App

Um den smarten Braun-Lautsprecher mit Musik zu versorgen, gibt es also ausreichend Möglichkeiten, die auch allesamt wunderbar funktionieren, sofern man eine Streaming-App auf einem iOS oder Android-Gerät verwendet: Wer ein iPhone verwendet, wird hauptsächlich auf AirPlay2 zurückgreifen, Android-User*innen werden dasselbe mit Chromecast tun.

Die Musikwiedergabe des Braun LE03 über einen Laptop oder Browser zu steuern, ist dagegen etwas mühsam. Das ist der große Nachteil an dieser Konfiguration. Bei MacBooks funktioniert zwar AirPlay2 über die hauseigene Music-App oder auch Spotify-Connect. Im Gegensatz zu Sonos gibt es für den Braun-Lautsprecher halt keine eigene Desktop-App, die vollen Zugriff auf die Funktionen ermöglicht.

Braun LE03

Multi-Room und Stereo-Paar

Mehr Einstellungsmöglichkeiten als die Braun-Audio-App bietet auch die Google-Home-App nicht. Dort scheint eigentlich nur der LE03 als Smart-Home-Element auf, Einstellungen können jedoch keine vorgenommen werden.

Allerdings dient die Google-Home-App dazu, aus mehreren Braun-Lautsprechern ein Multi-Room-System zu machen. Weil ich zum Testen aber nur einen Speaker zur Verfügung hatte, konnte ich diesen Teil des Funktionsumfangs leider nicht unter die Lupe nehmen.

Neben der Multi-Room-Fähigkeit können auch 2 Braun-Lautsprecher zu einem Stereo-Paar zusammengeschlossen werden. Als Satelliten-Speaker für ein Surround-System können die LE03 leider nicht herhalten.

Sprachassistenz

Zentraler Bestandteil ist auch der integrierte Google Assistant, der Sprachbefehle entgegennehmen kann. Wer von dieser Funktion nicht viel hält, kann die Verbindung zum Mikrofon mit der Privatmodustaste am Gerät physisch trennen, wie es von dem Hersteller heißt. Amazon Alexa oder andere Sprachassistenten sind am Braun LE03 nicht verfügbar.

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Braun LE03

Braun vs. Sonos

Die App

Während Sonos seinen User*innen mit der umfangreichen Sonos-App ein Zuhause bietet, haben die vernetzten Braun-Lautsprecher so etwas in dieser Form nicht zu bieten.

Bei der Braun-Audio-App sind etwa keinerlei Streaming-Services, Internet-Radios oder ähnliche Dienste integriert.

Bei den LE-Lautsprechern von Braun nutzt man in erster Linie die nativen Streaming-Apps und legt die Tonausgabe per AirPlay2 oder Chromecast auf die vernetzten Speaker.

Eingänge und Anschlüsse

Die vernetzten Braun-Lautsprecher sind standardmäßig mit einem 3,5mm-AUX-Eingang sowie Bluetooth ausgestattet, was ihnen ein hohes Maß an Flexibilität verleiht.

Bei den neuen Era-Lautsprechern von Sonos sind mittlerweile auch Bluetooth und ein AUX-Eingang vorhanden. Bei anderen oder älteren Sonos-Komponenten ist dies meist nicht der Fall.

Sprachassistenz

Sonos ist bekanntlich nicht allzu gut auf Google zu besprechen - ein langwieriger Patentstreit lässt grüßen. Insofern können die Sonos-Lautsprecher nur mit Amazon Alexa oder dem hauseigenen Sonos Voice Control angesprochen werden. Der Google Assistant ist nicht verfügbar.

Bei den LE-Lautsprechern von Braun ist es genau umgekehrt. Da die Braun-Speaker tief im Google-Home-System integriert sind, können sie nur per Google Assistant entsprechende Sprachbefehle entgegennehmen.

Surround, Stereo und Multi-Room

Bei Sonos ist es je nach Modell möglich, die einzelnen Lautsprecher zu Stereo-Paaren zusammenzuschließen oder sie als Satelliten beziehungsweise Front-Lautsprecher eines Surround-Systems zu verwenden. Multi-Room ist ohnehin das Aushängeschild bei Sonos.

Die Braun-Lautsprecher lassen sich zwar auch zu Stereo-Paaren verbinden, als Surround-Einheiten können sie allerdings nicht verwendet werden. Außerdem sind sie auch Multi-Room-fähig - testen konnte ich das allerdings leider nicht.

Die Soundqualität

Bei der Sound-Qualität gibt es beim LE03 von Braun nicht viel auszusetzen - sofern man die Maßstäbe an die kleine Bauform korrekt anlegt. Zu den größeren LE02 und LE01 kann ich keine verlässliche Aussage treffen. Auch bei den Sonos-Lautsprechern gibt es an der Sound-Qualität nicht viel zu bekritteln.

Die Preise

Beim Preisvergleich kommt es auf die jeweiligen Modelle an: Der Sonos Era 100 kostet 261 Euro und ist am ehesten mit dem Braun LE03 um 199 Euro vergleichbar. Bei den größeren Speakern schaut es dann wieder umgekehrt aus.

Sonos Five, der größte Lautsprecher aus dem Sortiment kostet 582 Euro (UVP). Den Sonos Era 300, der etwas unterhalb des Five angesiedelt ist, bekommt man ab 496 Euro. Die größte Soundbar Sonos Arc gibt es ab 789 Euro.

Der mittelgroße Braun LE02 kostet bereits 749 Euro. Das Braun-Flaggschiff, der LE01 übersteigt mit einem Preis von 1.199 Euro dann alle Sonos-Komponenten.

Fazit

Mit den LE-Lautsprechern hat Braun eine Design-Ikone auferstehen lassen, deren Look tatsächlich zeitlos ist. Der LE03 ist kompakt und schlicht und lässt sich in jede Umgebung unauffällig integrieren. Auch an der Sound-Qualität des kleinen Lautsprechers gibt es kaum einen Kritikpunkt.

Wer sich eine allumfängliche App zum Bedienen der smarten Braun-Speaker erwartet, wird enttäuscht sein. Eine solche ist allerdings nicht notwendig. Denn die Anschlussmöglichkeiten der LE-Lautsprecher sind völlig ausreichend, um eigentlich alle möglichen Musikquellen über die Speaker wiedergeben zu können.

Google-scheu sollte man dabei jedoch nicht sein. Denn ohne tiefreichende Google-Home-Anbindung können die Braun-Lautsprecher erst gar nicht in Betrieb genommen werden. Für all jene, die mit Google möglichst wenig zu tun haben wollen oder erst gar keinen Google-Account haben, kommen die Braun-Speaker wohl eher nicht in Frage.

Unterm Strich ist der LE03 von Braun ein kompakter, gutaussehender, vernetzter Lautsprecher, der ein hohes Maß an Flexibilität aufweist und für die Beschallung von mittelgroßen Räumen völlig ausreicht. Mit 199 Euro ist er sogar deutlich günstiger als viele vergleichbare Smart-Speaker.

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Florian Christof

FlorianChristof

Großteils bin ich mit Produkttests beschäftigt - Smartphones, Elektroautos, Kopfhörer und alles was mit Strom betrieben wird.

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Florian Christof

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