KC 500 MX LP (TKL)

KC 500 MX LP (TKL)

© Gregor Gruber

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Endlich mechanisch leiser tippen: Cherry KC 500 MX LP (TKL) im Test

Die KC 500 MX LP ohne Nummernblock trägt den Namenszusatz (TKL)

Leise mechanische Keyboards sind eine Illusion. Ich habe schon etliche Modelle ausprobiert, die genau das versprochen haben. Und es war keine dabei, deren Switches das Geklapperte soweit gedämpft haben, dass nicht die Kollegen jedes Mal die Augen verdrehen, wenn ich zum Tippen ansetze, oder die Lebensgefährtin zuhause demonstrativ den Fernseher um die 3-fache Lautstärke erhöht, wenn ich ein Mail schreibe.

Cherrys Lösung für die Geklapper-Krise könnte die KC 500 MX LP (TKL) sein – obwohl sie nicht mal direkt als leise beworben wird. Sie nutzt die neuen Switches MX LP 2.0 des Herstellers, die einen „verbesserten Sound“ haben. Ich habe im Großraumbüro und Homeoffice getestet, was das für die Nerven der Personen in Hörweite bedeutet.

Edelretro

Die KC 500 MX LP gibt es in 2 Größen: mit und ohne Nummernblock. Ohne Nummernblock hat sie den Namenszusatz (TKL). Beide Modelle gibt es in den Farbvarianten Schwarz und Grau.

Die KC 500 MX LP ist die Fullsize-Variante mit Nummernblock

Die KC 500 MX LP ist die Fullsize-Variante mit Nummernblock

Das graue Farbschema ist genial. Es wirkt wie eine elegante Variante der kultigen beigefarbenen „Model M“-Tastatur von IBM – Edelretro, ohne trashig oder kitschig zu sein. Zu dem positiven Eindruck trägt die Metallplatte bei, auf der die Tasten optisch fast ein bisschen schweben, wenn die Beleuchtung aktiviert wird.

Die Tastenkappen bestehen aus PBT-Material. Die feine Struktur des Materials hilft nicht nur beim Retrolook, sondern sorgt auch dafür, dass sich die Tasten „weich“ und ein wenig griffig anfühlen, ohne dem klebrigen Gefühl, das man von manch anderen Tastenkappen kennt.

Sieht man genau hin, erkennt man die feine Struktur des PBT-Materials

Sieht man genau hin, erkennt man die feine Struktur des PBT-Materials

Schwer, aber rutschfest

Trotz der kompakten Größe ist das Keyboard mit einem halben Kilo Gewicht (ohne Kabel) überraschend schwer. Nicht zu schwer, dass man es im Rucksack mitnimmt, wenn man zwischen Office und Homeoffice pendelt – aber schwer genug, dass es nicht am Tisch verrutscht, wenn man mal unabsichtlich dagegen stößt oder energisch tippt.

Die Rutschfestigkeit wird auch durch eine durchgängige Gummileiste an der Unterseite der Rückseite erreicht, sowie 3 kleinere Gummiteilchen oben. Klappt man die 2 Standfüße aus, gibt es nur noch 2 Gummiteilchen oben, die Bodenkontakt haben. In diesem Modus ist das Keyboard anfälliger für verrutschen.

KC 500 MX LP (TKL) Unterseite

KC 500 MX LP (TKL) Unterseite

Die Tastatur ist kabelgebunden, per USB-C. Sollte also das geflochtene, 1,8 Meter lange USB-Kabel im Lieferumfang zu kurz sein, kann man problemlos ein längeres nutzen. Auch kann man so vom USB-A-zu-USB-C-Kabel zu einem reinen USB-C-Kabel wechseln, wenn es das eigene Gerät erfordert.

Membran gegen mechanische Schalter

Der Hauptverursacher des Lärms beim Tippen, sind die Schalter der Tasten. Sie sorgen dafür, dass das Drücken der Taste registriert wird und die Taste nach dem Anschlagen in die Ausgangsposition zurückspringt. Hier sind 2 Bauweisen gängig. Membrantechnik und mechanische Schalter.

Die Membrantechnik wird auch Rubber Dome genannt. Beim Betätigen der Taste wird eine Gummikuppel zusammengedrückt, beim Loslassen lässt diese die Taste nach oben federn. Notebooks und Tastaturen mit flacher Bauweise verwenden eine Abwandlung davon, die Scherentechnik. Auch diese setzt auf Gummi, hat aber 2 Plastikstreben, die die Taste stabilisieren. Das erlaubt eine flache Bauweise und höhere Lebensdauer.

Mechanische Schalter nutzen eine Feder statt Gummi. Es gibt sie in verschiedenen Arten. Oft werden diese mit Farben bezeichnet, weshalb man dann etwa Red Switches, Blue Switches usw. in den Spezifikationen der Produkte findet. Je nach Art haben diese unterschiedliche Eigenschaften bezüglich Druckkraft, Hub, Lebensdauer, Reaktionsfreudigkeit und auch Lautstärke.

Generell gilt: Membran ist immer leiser, aber mechanische Tastaturen haben das bessere Tippgefühl, weil die Tasten leichter zu betätigen sind.

Eingewöhnungszeit erforderlich

Die Oberflächen der regulären Tasten der KC 500 MX LP (TKL) haben eine Breite von 1,4 cm, während reguläre Fullsize-Tastaturen häufig 1,2 cm haben. Der Abstand zwischen den Oberflächen ist 4 mm – versus 6 mm bei ordinären Keyboards.

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Hat man vorher eine solche normale Tastatur benutzt, muss man sich etwas umgewöhnen. Denn die Tasten der KC 500 MX LP (TKL) sind leicht zu treffen, wenn man gut geübt ist. Schlägt man aber schludrig an, steigt die Chance zusätzlich die Nachbar-Taste zu treffen. Bei der KC 500 MX LP (TKL) kommt hinzu, dass die Tasten einen kurzen Vorlaufweg von lediglich einen mm haben, während der gesamte Hub 3 mm ist. Man hat den Eindruck, dass die Tasten schon auslösen, wenn man sie nur schief anschaut.

Die MX LP 2.0 Switches

Die MX LP 2.0 Switches

Das sorgt aber für ein ausgezeichnetes Tippgefühl. Ich kann es zB. überhaupt nicht leiden, wenn ich beim Schnelltippen auf Tastaturen Buchstaben auslasse, weil der Vorlaufweg der Tasten zu lang ist. Bei der KC 500 MX LP (TKL) ist eher das Gegenteil der Fall: Hier kommen tendenziell Buchstaben dazu, wenn ich nicht sauber tippe. Aber das ist dann eben meine eigene Schuld und nicht die der Tastatur.

Ebenfalls förderlich für das gute Tippgefühl ist die Bauhöhe von lediglich 19,1 bis 21,17 mm. Das ist beachtlich für eine mechanische Tastatur. Aufgrund der Schalter fallen diese sonst meistens deutlich höher als klassische Membran-Tastaturen aus.

KC 500 MX LP (TKL)

KC 500 MX LP (TKL)

Lautstärke

Für den Lautstärke-Test wurde die KC 500 MX LP (TKL) sowohl im Großraumbüro, als auch im Homeoffice genutzt. In beiden Fällen gab es einen Daumen nach oben. Damit „darf“ ich auch im Homeoffice wieder eine mechanische Tastatur nutzen, nachdem mir das von der Lebensgefährtin aufgrund der Lautstärke lange Zeit verboten wurde.

Dabei wirkt die KC 500 MX LP (TKL) beim Schreiben nicht wirklich leise. Das Geräusch ist aber dumpfer. Und das ist der Trick. Viele mechanische Tastaturen haben ein charakteristisches, metallenes „Schnalzen“. Dieses ist zu hören wenn die Taste ausgelöst wird. Zusätzlich hört man beim Anschlagen am Ende des Hubs noch das normale Geräusch. Die KC 500 MX LP (TKL) hat dieses Schnalzen nicht und damit ein Störgeräusch in einer hohen Tonlage eliminiert. Die meisten Menschen nehmen Geräusche in hohen Tonlagen unangenehmer wahr als tiefe.

KC 500 MX LP (TKL)

KC 500 MX LP (TKL)

Zudem ist der maximale Anschlag am Ende des Hubs ebenso eher dumpf. Im Großraumbüro war für den Kollegen, der etwa 2,5 Meter entfernt sitzt, das Tippgeräusch der KC 500 MX LP (TKL) deshalb sogar angenehmer, als die handelsübliche Membrantastatur, die zur Büroausstattung gehört.

Flüsterleise ist die KC 500 MX LP (TKL) deshalb aber nicht. Membrantastaturen, die besonders leise sind, wie die Cherry Stream oder Logitech MK295 Silent Wireless, sind leiser – haben aber nicht so ein gutes Tippgefühl wie die mechanische KC 500 MX LP (TKL). Theoretisch könnte man das Keyboard leiser verwenden, in dem man die Tasten immer nur den einen mm bis zum Auslösen drückt, anstatt bis zum Ende des Hubs anzuschlagen. Aber so viel Fingerspitzengefühl haben vermutlich nur die wenigsten Menschen beim Tippen mit dem 10-Finger-System.

Fazit

Die KC 500 MX LP (TKL) ist ein Segen. Durch das Soundprofil ist sie im Großraumbüro und Homeoffice so unauffällig wie eine klassische Membrantastatur. Und so kann man als User endlich (wieder) eine mechanische Tastatur verwenden, ohne, dass Kollegen und Mitbewohner auf die Barrikaden steigen und drohen das Keyboard zu demolieren.

Abgesehen davon ist die KC 500 MX LP (TKL) durch ihre flache Bauweise und den geringen Vorlauf bis zum Auslösen sehr angenehm beim Tippen. Allerdings wird man ein paar Stunden brauchen, um sich daran zu gewöhnen, wenn man schon länger keine mechanischen Keyboards mehr benutzt hat, bzw. benutzen durfte.

Für den stationären Gebrauch macht die KC 500 MX LP mit Nummernblock Sinn (110 Euro), sofern man ausreichend Platz am Schreibtisch hat. Will man ein Keyboard hingegen im Büro und im Homeoffice nutzen, ist die TKL-Variante (100 Euro) die bessere Wahl, weil sie mit ihren 35 cm in die meisten Rucksäcke passt und damit leicht transportiert werden kann.

 

Technische Daten auf der Website des Herstellers

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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