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Ex-Nokia-Mitarbeiter erklärt, warum Windows Phone gescheitert ist

Microsoft mag derzeit der wertvollste Technologie-Konzern der Welt sein, doch in einem Bereich konnte man nie wirklich Fuß fassen: Smartphones. Das hauseigene Mobil-Betriebssystem Windows Phone scheiterte kläglich und riss unter anderem auch den Mobilfunk-Giganten Nokia mit ins Verderben. Microsoft-Gründer Bill Gates sagte erst kürzlich, dass der Verlust des Smartphone-Marktes „der größte Fehler seines Lebens“ war.

Doch wie kam es dazu? Ein ehemaliger Nokia-Mitarbeiter gab in einem Reddit-Thread Einblick dazu, wie der Niedergang von Windows Phone vonstatten ging. Der namentlich nicht bekannte Ex-Mitarbeiter war offenbar bei einer Nokia-Niederlassung in den USA als Software-Entwickler tätig. Dort heuerte er offenbar kurz nach der Vereinbarung zwischen Nokia und Microsoft an: Nokia kündigte 2011 an, künftig nur noch Smartphones mit Windows Phone bauen zu wollen.

Vier Gründe

Der Deal wurde damals als Gewinn für Microsoft eingestuft, da Nokia trotz des iPhones weiterhin der größte Handy- und Smartphone-Hersteller war. Das sollte sich aber rasch ändern, auch dank Googles Android. Diese hätte Microsoft zu stark unterschätzt, so der frühere Nokia-Mitarbeiter: „Android war damals sehr einfach gehalten, aber der wahre Wert lag in Googles Diensten. Als Google Microsoft YouTube, Maps, Gmail und vieles mehr weggenommen hat, sah Windows Phone ziemlich alt aus.“

Ein weiterer Faktor sei der misslungene Start von Windows 8 gewesen, dessen Metro-Design auch in Windows Phone zu finden war. „Nach Windows 8 haben viele Menschen beide Produkte als schlecht empfunden, obwohl sie von voneinander unabhängigen Teams entwickelt wurden und die schlechten Beispiele von Windows 8 nicht in Windows Phone zu finden waren.“ Des Weiteren sei der Ruf von Microsoft, das heute als offen und innovativ gilt, damals relativ schlecht gewesen. Zudem sei Microsoft sehr spät dran gewesen: „2014 war jeder relativ zufrieden mit iOS oder Android und selbst wenn Windows Phones die Apps noch bekommen hätte, die gefehlt hätten, wäre das für viele kein ausreichender Grund, um zu wechseln.“ Ein Faktor, der auch heute noch Gültigkeit habe, wie die Marktanteile belegen.

Ausweg Android

„Als die Situation für Windows Phone schwieriger wurde, begann Nokia im Geheimen an einem Android-Smartphone als Back-up zu arbeiten“, erzählt der Nokia-Veteran. Offiziell sei das aufgrund des Exklusiv-Deals nicht erlaubt gewesen. Man behalf sich jedoch, indem man die Entwicklung der Nokia-X-Geräte in die sogenannte Feature-Phone-Abteilung, also klassische Handys ohne Internet-Funktionalität, verschob. „Weil Nokia X ein Geheimnis war, konnten sie auch nicht einfach Jobinserate schalten, sondern mussten überall Java-Entwickler anstellen und diese intern anderen Aufgaben zuweisen.“

Durch seine Arbeit an Nokias Android-Fork habe er auch beide Seiten kennen und dabei Microsofts Betriebssystem zu schätzen gelernt: „So viele Nachteile es auch auf der Nutzer-Seite hatte, Programmieren für Windows Phone war immer besser als bei Android.“ Selbst habe er aber mittlerweile trotz mehrerer anderer Positionen als Windows-Phone-Entwickler die Entwicklung für das Microsoft-Betriebssystem aufgegeben. Microsoft teilt seine Meinung: Im Jänner gab das Unternehmen bekannt, dass die Plattform ab 10. Dezember nicht mehr mit Updates versorgt wird und Nutzer daher auf Android oder iOS wechseln sollen.

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