Chaos in den Tabs gehört für viele Nutzer*innen zum Alltag.

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© Thomas Prenner

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Starke Einschränkungen: Was auf Chrome-Nutzer zukommt

Google betreibt eine Suchmaschine, entwickelt Android und stellt zahlreiche äußerst praktische Apps und Dienste zur Verfügung. Google ist aber auch eine Werbefirma. Anzeigen machen das finanzielle Hauptgeschäft des Konzerns aus.

Mehr als deutlich wird das bei den geplanten Änderungen, die im nächsten Jahr auf den Chrome-Browser zukommen. Die neuen Regeln, die im Manifest V3 hinterlegt sind, sehen nämlich eine drastische Einschränkung für Adblocker vor. 

Dieses so genannte Manifest stellt das Regelwerk und die Spezifikationen der Schnittstellen dar, auf Basis derer die Browser-Erweiterungen entwickelt werden können. Ab Juni 2024 werden alle Chromium-basierten Browser - in erster Linie Google Chrome und Microsoft Edge - auf das neue Manifest V3 umgestellt

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Umstellung bedroht Adblocker

Beispielsweise wird in dem Regelwerk festgelegt, wie viele dynamische Regelsätze den Extensions erlaubt wird. So werden Regeln oder Anweisungen bezeichnet, die sich in Abhängigkeit von bestimmten Bedingungen oder Situationen ändern können. Zuvor wollte Google nur bis zu 5.000 erlauben, nun sind es doch 30.000 dynamische Regelsätze geworden. 

Das klingt vielleicht viel, für das effiziente Funktionieren von Adblockern soll das allerdings deutlich zu wenig sein. Der populäre Werbeblocker uBlock Origin arbeitet etwa mit gut 300.000 dynamischen Regelsätzen, um Werbeanzeigen und Tracker herauszufiltern. 

Schräge Argumentation

Google argumentiert die drastischen Einschränkungen mit verbesserter Privatsphäre und erhöhter Effizienz. Genau das Gegenteil sei der Fall, heißt es beispielsweise von der Datenschutzorganisation EFF (Electronic Frontier Foundation). 

Während es im derzeit aktiven Manifest V2 keine derartigen Restriktionen gibt, würden die Einschränkungen in erster Linie jene Extensions betreffen, die die User*innen vor Trackern schützen, so die EFF. "Users lose, Trackers win", erklärte ein EFF-Techniker gegenüber The Verge.

Ähnliches gilt für die Effizienz. Ein Blick in den Task-Manager des Chrome-Browsers zeigt, dass jene Tabs, in denen Google-Dienste geöffnet sind, durchschnittlichen 200 bis 300 MB an Arbeitsspeicher benötigen. uBlock Origin arbeitet derweil mit rund 80 MB

Zeit den Browser zu wechseln?

Google hat mit seinem Chrome-Browser im Desktop-Bereich derzeit einen weltweiten Marktanteil von mehr als 63 Prozent. Safari (13 Prozent), Edge (11), Firefox (6) und Opera (5) sind weit abgeschlagen. Welches Regelwerk schlussendlich tatsächlich implementiert wird und welche Auswirkungen dies auf das Funktionieren der Adblocker haben wird, wird sich erst zeigen.

Möglicherweise schlägt dann die Stunde der alternativen Browser. Der Firefox-Browser baut zwar auf Gecko und nicht auf Chromium auf, wird das Manifest V3 aber ebenso übernehmen. Allerdings wurde angekündigt, dass die Restriktionen der dynamischen Regelsätze im Hinblick auf Adblocker nicht übernommen werden sollen.

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