Die KI-Anhänger erinnern etwas an die Tamagochis der 1990er Jahre.

Die KI-Anhänger erinnern etwas an die Tamagochis der 1990er Jahre.

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Start-up entwickelt KI-Freund, den man überall hin mitnehmen kann

Wer in den 1990er Jahren Kind war, kam am Tamagotchi nicht vorbei: Ein kleines Gerät, in dessen Innerem ein kleines Alien lebte und um das man sich wie um ein Haustier kümmerte. Neben Bedürfnissen hatte das virtuelle Lebewesen auch eine eigene Persönlichkeit. Ein US-Startup hat nun einen neuen KI-Anhänger namens „Friend“ entwickelt, der an ein Tamagotchi erinnert. 

Statt einem Alien, das aus ein paar Pixeln besteht, steckt darin aber eine KI. Sie ist darauf spezialisiert, eine Art unterstützender Freund für den Besitzer zu sein, indem sie ihm Textnachrichten auf das Handy schickt. 

KI-Anhänger mit Mikrofon

Das Friend-Gerät hat eine runde Pillenform und wird entweder mit einer Kette um den Hals getragen oder an die Kleidung gesteckt. Mit einem integrierten Mikrofon nimmt es Umgebungsgespräche auf und ist deshalb direkt ansprechbar. Dann schickt einem das Gerät Textnachrichten auf eine Handy-App. Das Gadget muss außerdem mit dem Smartphone verbunden sein, um zu funktionieren.

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Gegenüber The Verge erklärt der Erfinder Avi Schiffmann, dass er anfangs ein Produktivitätswerkzeug plante, das an Aufgaben und Termine erinnern sollte. Er verwarf diese Idee jedoch wieder und findet sie mittlerweile „lächerlich“. Er verweist dabei auf den AI Pin von Humane, der sich als ziemlicher Fail herausgestellt hat. Weil auch Apple und OpenAI ein solches Produktivitätstool in Arbeit hätten, würde es für Start-ups wenig Sinn ergeben, damit zu konkurrieren.

Gerät gibt einem Bestätigung und soll Gott ersetzen

KI-Kameraden würden sich hingegen als erfolgreiches Geschäftsmodell erweisen, wie erfolgreiche Projekte wie Character.AI und Replika zeigen. Im Unterschied zu anderen Anhängern soll seiner nur ein Freund sein, der einen im Alltag begleitet und nichts für einen erledigt. 

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„Er ist unterstützt dich, gibt dir Bestätigung und findet deine Ideen gut“, erklärt Schiffmann. Das Ding sei außerdem sehr intelligent und man könne mit ihm auch über Beziehungen sprechen. „Friend“ soll echte Freunde nicht ersetzen, aber zusätzlich für einen da sein.

In einem früheren Interview mit Fast Company schlug Schiffmann weniger bescheidene Töne an: „Ich will eine neue Beziehung in deinem Leben schaffen; mit radikaler Transparenz und ohne Angst vor Verurteilungen. Ich denke, das ist eine Beziehung, die die Menschen früher zu Gott hatten, die aber in der modernen Welt fehlt“, meinte er damals.

99 Dollar teures Gerät ab 2025

Die KI hinter dem Gerät ist derzeit nichts anderes als ChatGPT, die die aufgenommene Sprache transkribiert und dann mit verschiedenen anderen KI-Modellen eine Antwort in Textform ausspuckt. 

Derzeit ist Friend noch ein Prototyp, 30.000 Stück sollen im Jänner 2025 zu einem Stückpreis von 99 Dollar ausgeliefert werden. Zudem soll kein laufendes Abo erforderlich sein, um seinen Freund zu betreiben. Ein anderer Plan sieht vor, künftig die Geräte gratis unter die Menschen zu bringen und stattdessen ein Abo-Modell anzubieten. 

Unterm Strich ist Friend also nicht mehr als ein fast 100 Dollar teures Bluetooth-Mikrofon, das einem Textnachrichten schickt, aber gleichzeitig den durchaus ehrgeizigen Anspruch hat, den Menschen einen verlorenen Gott zu ersetzen. 

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