
Holz (Symbolbild)
“Super-Holz” ist stärker als Stahl
Das US-Unternehmen InventWood steht kurz davor, mit der Massenproduktion eines neuartigen Baustoffs zu beginnen. Superwood ist ein Holz, das nach Angaben des Herstellers stärker als Stahl ist und dabei die natürlichen Eigenschaften von Holz bewahrt. Davon berichtet TechCrunch.
Superwood wird in einem mehrstufigen Verfahren aus gewöhnlichem Holz hergestellt, das zunächst mit Chemikalien behandelt wird. Dabei wird ein Teil des Lignins, das Holz seine Steifigkeit verleiht, entfernt. Anschließend wird das Holz unter Hitze und hohem Druck stark verdichtet. Die Zellwände kollabieren dabei völlig, die Zellulose-Nanofasern richten sich parallel aus. Dadurch wird eine dicht gepackte Struktur gebildet und neue Wasserstoffbrückenbindungen zwischen den Fasern entstehen. Das Ergebnis ist ein Material, das bis zu 12-mal stärker und 10-mal härter ist als das ursprüngliche Holz.
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Fester als Stahl
Die Festigkeit eines Materials in Megapascal (MPa) gibt an, wie viel Kraft pro Flächeneinheit das Material aushalten kann, bevor es bricht oder sich dauerhaft verformt. Das “Super-Holz” weist laut dem Hersteller eine Festigkeit von 600 Megapascal auf. Damit übertrifft das Material zum Beispiel Baustahl S235 und S355, die in etwa eine Zugfestigkeit von 400 bzw. 550 MPa aufweisen. Zum Vergleich: Gewöhnliches Eichenholz kommt auf 70 MPa.
Trotz der massiven Festigkeit bleibt bei Superwood die natürliche Optik, Haptik und Bearbeitbarkeit von Holz erhalten. Für den Zuschnitt und die Montage sind keine Spezialwerkzeuge erforderlich, übliche Holzbearbeitungsgeräte genügen, allerdings mit angepasster Technik. Zudem weise das Super-Holz brandhemmende Eigenschaften auf.
Preislich ist das Super-Holz eher im oberen Spektrum angesiedelt. Die Markteinführung erfolgt zunächst zu Premiumpreisen, vergleichbar mit hochwertigen Tropenhölzern oder Holzverbundwerkstoffen. Pro Pfund kostet Superwood laut einem Bericht bei Fastcompany etwa 12,50 bis 25 US-Dollar, während Stahl bei 1 bis 2 US-Dollar pro Pfund liegt.
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Geldgeber
Investoren glauben trotz des hohen Preises an den Erfolg. Das Unternehmen hat kürzlich 15 Millionen US-Dollar in einer Finanzierungsrunde erhalten und insgesamt über 50 Millionen US-Dollar Kapital eingeworben. Unterstützt wird InventWood von US-Behörden wie dem Energieministerium sowie privaten Investoren.
Die erste Produktionsstätte in Frederick, Maryland, soll ab dem 3. Quartal 2025 jährlich eine Million Quadratmeter Superwood herstellen. Zunächst sind Einsatzbereiche wie Fassadenverkleidungen, Innenausbau und hochwertige Wohngebäude vorgesehen. Später sollen auch tragende Bauteile wie Balken und Säulen folgen, sofern die entsprechenden Zertifizierungen vorliegen.
Neben InventWood arbeiten auch Universitäten in China, Finnland und den USA sowie Unternehmen in der Schweiz und Finnland an ähnlichen Verfahren, um Holz durch molekulare Modifikation als nachhaltige Alternative zu Stahl und Beton zu etablieren. Ziel ist es, die Bauwirtschaft durch solche Materialien nachhaltiger und klimaschonender zu gestalten.
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