Der Satellit SJ-21 im Weltraum.

Aktive Übertragung von Signalen wird dank SAR-Satelliten und der neuen "smarten" reflektierenden Oberflächen-Kommunikaitons-Technologie überflüssig (Symbolbild).

© CNSA, Twitter, Screenshot

Militärtechnik

China arbeitet an “Telepathie-Funk” für das Militär

Einem Forschungsteam am chinesischen Aerospace Information Research Institute ist nach eigenen Angaben ein Durchbruch in der militärischen Kommunikationstechnologie gelungen. Das berichtet die SCMP. Durch das neuartige System sollen Panzer, Kriegsschiffe und Flugzeuge große Datenmengen übertragen können, ohne aktiv Signal auszusenden.

Durch diese Funkstille kann vermieden werden, dass sie vom Gegner entdeckt werden. Basis der neuen Technologie ist eine Oberfläche aus hunderten programmierbaren Kacheln aus einem Metamaterial. Dieses hat durch seine Struktur eine andere Durchlässigkeit für elektrische oder magnetische Felder als Materialien, die in der Natur vorkommen.

Funkstille dank codierter Kacheln

Wenn diese Kacheln von einem sogenannten Synthetic Aperture Radar (SAR) auf einem Satelliten, wie dem chinesischen Gaofen-3, angestrahlt werden, verändern sie geräuschlos die reflektierten Signale. Dabei wechseln sie zwischen 2 Stadien – entweder „an“ (0° Winkel-Veränderung) oder „aus“ (180° Winkel-Veränderung). So werden die zum Satelliten zurückgeworfenen Radarstrahlen zu codierten Nachrichten.

Eine aktive Übertragung elektromagnetischer Wellen werde dadurch überflüssig, wie das Forschungsteam laut SCMP im chinesischsprachigen Original-Artikel schreibt. „Dies gewährleistet die Verschleierung und Sicherheit der Kommunikation und reduziert das Entdeckungsrisiko erheblich“, heißt es dort weiter.

Denn immer, wenn aktiv ein Signal ausgestrahlt wird, kann dies mit den richtigen technischen Hilfsmitteln zum Ursprung zurückverfolgt werden. Durch entsprechend für elektronische Kriegsführung ausgerüstete Flugzeuge oder Drohnenkönnen so etwa Truppenverbände aufgespürt werden, selbst, wenn diese gut getarnt in einem Waldstück verborgen sind.

➤ Mehr lesen: China will "Jagd" auf Starlink-Satelliten machen

127 kbps Übertragungsgeschwindigkeit

Mit dem neuen System seien Übertragungsgeschwindigkeiten von 127 kbps möglich, was dem Link 16 Datendienst der NATO entspricht. Im Gegensatz zu diesem kann sich das neue chinesische System im natürlichen elektromagnetischen Hintergrund verstecken, weil es keine zusätzliche messbare Energie in seine Umwelt abgibt.

Ein unbeteiligter Kommunikationsforscher aus Peking erklärte der SCMP, dass die Technologie zukünftige Kriegsschauplätze fundamental umgestalten könnte. „Gewissermaßen scheint es wie Telepathie, sehr anders als existierende Kommunikationsmethoden“, wird er anonym zitiert. Natürlich sei es aber mit der Zeit auch möglich, Technologien zu entwickeln, die diese Art der Kommunikation aufspüren könne.

Stadtlärm und stürmische See

Elektromagnetischer „Lärm-Dschungel“ in großen Städten, Rückstreuungen von der Meeresoberfläche sowie Schiffsbewegungen bei stürmischer See waren große Herausforderungen in der Entwicklung. Ersteres bekam das Forschungsteam durch adaptive Algorithmen in den Griff, die das Signal-Rausch-Verhältnis um 300 Prozent verbessern konnten. Trägheitssensoren und Autofokus-Software könnten wellenbedingte Positionsfehler in Echtzeit korrigieren.

➤ Mehr lesen: Liaowang-1: Chinas riesiges Schiff jagt US-Satelliten

Bisher wurde das System nur unter Laborbedingungen getestet, doch die Forscher planen bereits weitere Untersuchungen für groß angelegte Anwendungen der Technologie. Sie wollen die passive drahtlose Kommunikation auf Basis von Metaoberflächen in anderen Satelliten-Sensoren einsetzen, um ein umfassendes Radarnetz zwischen Weltraum, Luftraum und Boden zu ermöglichen.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare