"Tiny Biome Tales": Was eine Frau während der Schwangerschaft isst, wirkt sich auf das Mikrobiom des Babys aus.

"Tiny Biome Tales": Was eine Frau während der Schwangerschaft isst, wirkt sich auf das Mikrobiom des Babys aus. 

© "Tiny Biome Tales"

Science

Gratis-Game erklärt das Mikrobiom und wieso es extrem wichtig ist

Der menschliche Körper besteht aus Zellen, Organen und Gewebe. Dazu gesellen sich unzählige Mikroorganismen, die 2 Kilogramm des gesamten Körpergewichts ausmachen. Die winzigen Lebewesen bevölkern sämtliche Teile des Körpers und verrichten dort lebenswichtige Dienste. Ein interdisziplinäres Forscherteam der TU Graz (Game Lab Graz und Institut für Umweltbiotechnologie) hat nun ein Computerspiel namens „Tiny Biome Tales“ entwickelt, das der Allgemeinheit mehr über die kleinen Bewohner unseres Körpers beibringen soll. 

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Mysteriöses Mikrobiom 

Wegen seiner enormen gesundheitlichen Bedeutung wurde das Mikrobiom in den vergangenen Jahren intensiv erforscht. Allerdings ist das Wissen darüber in der Allgemeinbevölkerung trotz der großen Relevanz noch immer gering. 

Auch der Informatikerin und Spieleforscherin Johanna Pirker wurde das bei einem Zusammentreffen mit der Mikrobiom-Forscherin Gabriele Berg bewusst: „Bei unserem Kennenlernen hat sie mir viel über das Mikrobiom erzählt, was ich selbst noch nicht wusste.  So kam es zur Entscheidung, das Thema im Spiel aufzubereiten“, erklärt Pirker der futurezone. Der Grundstein für das gemeinsame Projekt war gelegt. Technisch umgesetzt wurde das Spiel von Studierenden der TU Graz.

Im Spiel muss man laufend Entscheidungen treffen, die sich auf den Punktestand auswirken. Es wurde zusammen von Mikrobiom-Forschern und Spieleentwicklern umgesetzt.

Im Spiel muss man laufend Entscheidungen treffen, die sich auf den Punktestand auswirken. Es wurde zusammen von Mikrobiom-Forschern und Spieleentwicklern umgesetzt.

Spiel in 5 Lebensabschnitten

„Tiny Biome Tales“ ist eine hochwissenschaftliche Angelegenheit: Insgesamt wurden dort die Ergebnisse von 330 wissenschaftlichen Publikationen aus der Mikrobiomforschung aufbereitet und verlinkt. Jede Spielentscheidung in insgesamt 5 Lebenskapiteln wirkt sich auf das virtuelle Mikrobiom des Spielers aus, das gleichzeitig der Punktestand ist. 

Anfangs ist man noch nicht einmal geboren, doch schon die Entscheidungen der Mutter werden sich auf das künftige Mikrobiom des Babys auswirken. Anders als im echten Leben darf man hier als Spieler schon mitentscheiden: So wird die schwangere Mutter an einem kühlen Tag zu einem Picknick eingeladen. Wer einen Mantel anzieht, sammelt gleich positive Punkte für das Mikrobiom ihres Kindes. Man entscheidet, was sie essen soll: Pizza, einen vegetarischen Wrap oder Fisch und Gemüse? Mit jeder Wahl verändert sich der Punktestand. Stets kann man in einer Studie nachlesen, warum. Bei der Pizza steht, dass sie sich negativ auf das Mikrobiom auswirken wird, weil sie das Wachstum einer nachteiligen Bakterienart angeregt.

Nach jedem abgeschlossenen Kapitel erhält man eine Übersicht, was man richtig und was falsch gemacht hat.

Nach jedem abgeschlossenen Kapitel erhält man eine Übersicht, was man richtig und was falsch gemacht hat.

Händewaschen und Hundehaltung

Als 2-jähriges Kind spielt man später in einer Sandkiste. Wieder stehen Entscheidungen an: Nimmt man Desinfektionsmittel, wäscht die Hände mit Wasser oder lässt man das Waschen ganz bleiben? 

Erstaunlich: Ein Kind, das sich nicht die Hände wäscht, hat mehr Bifido-Bakterien. Wieder kann man in einer Studie nachlesen. Sie sagt, dass Kinder, die öfter mit Umwelt-Mikroorganismen in Kontakt kommen, ein geringeres Risiko für Asthma und Allergien haben. Ein Hund als Haustier senkt wiederum das spätere Diabetesrisiko.

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Nach jeder Entscheidung kann man nachlesen, was die zugrundeliegende Studie besagt.

Nach jeder Entscheidung kann man nachlesen, was die zugrundeliegende Studie besagt. 

 Spiel lehrt uns Faktencheck

„Wir wollten damit auch eine neue Art von Spiel entwickeln, mit dem man gegen die Wissenschaftsskepsis ankämpfen kann, die in Österreich herrscht“, erklärt Pirker. „Die Entscheidungen, die man im Spiel trifft, haben Auswirkungen. Aber jede Auswirkung wird mit einer Studie begründet.“ 

Zudem wollte das Forscherteam wissen, ob man dadurch etwas lernt. Deshalb stellten sie Testpersonen anschließend Fragen zu den vermittelten Inhalten.   „Beim Lernfortschritt konnten wir sehr positive Ergebnisse gegenüber einer Kontrollgruppe feststellen“, erklärt Pirker. Die meisten Spieler hätten das Spiel als nützlich zum Lernen empfunden. „Wir konnten zeigen, dass es eine spannende und effektive Lernmethode ist“, so die Spieleforscherin. 

Nun wollen sie den Prototypen weiterentwickeln und eine deutsche Übersetzung davon machen, denn derzeit ist das Spiel leider nur auf Englisch verfügbar. Um es zu spielen, benötigt man nur einen Computer und einen Internetbrowser. Zu finden ist das kostenlose Game unter microbiome.gamelabgraz.at.

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Jana Unterrainer

Überall werden heute Daten verarbeitet, Sensoren gibt es sogar in Arktis und Tiefsee. Die Welt hat sich durch die Digitalisierung stark verändert. Das interessiert mich besonders, mit KI und Robotik steigt die Bedeutung weiter enorm.

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Jana Unterrainer

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