Symbolbild Herzmassage

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Science

Erste Hilfe bei Herzstillstand: Können Alexa und Siri helfen?

12.000 Menschen sterben in Österreich jährlich an einem plötzlichen Herztod. Ein Teil von ihnen könnte durch die rasche Hilfe von Ersthelfer*innen vor dem Eintreffen des Rettungsdienstes gerettet werden.

Doch nur wenige trauen sich einzugreifen, aus Angst, etwas falsch zu machen. Allerdings betonen Rettungsorganisationen immer wieder, dass nur Nichtstun falsch ist. Denn der Disponent der Rettungsleitstelle unterweist die Ersthelferin bzw. den Ersthelfer telefonisch bei der richtigen, fachgerechten Durchführung der Basismaßnahmen, bis der professionelle Rettungsdienst eintrifft.

US-Forscher dreier renommierter Einrichtungen (Mass General Brigham, New York´s Albert Einstein College of Medicine, Boston Children´s Hospital) haben jetzt untersucht, ob auch Sprachassistenten einen einfachen Zugang zu wichtigen Notfallanweisungen bieten.

Dabei gehen sie von Situationen aus, in denen Rettungsdienste möglicherweise nicht verfügbar bzw. erreichbar sind. Sie testeten mit mehreren Fragen die 4 Assistenten Alexa (Amazon), Siri (Apple), Google Assistent und Cortana (Microsoft). Dieselben Fragen stellten sie auch der KI-Software ChatGPT.

Fazit der Studie, die im Fachjournal JAMA Network Open erschienen ist: Die Anweisungen der Sprachassistenten waren nicht aussagekräftig genug und wiesen Unstimmigkeiten auf.

Fast die Hälfte der Antworten der Sprachassistenten hatten keinen Bezug zum Thema Reanimation, auf Englisch "Cardiopulmonary Resucitation - CPR" (Herz-Lungen-Wiederbelebung). Dafür gab es unter anderem Infos zu einem Film mit dem Titel CPR oder auch einen Link zu den Colorado Public Radio News.

Nur in 28 Prozent der Antworten war der Vorschlag enthalten, die Rettung zu rufen. Nur 34 Prozent der Antworten enthielten Anweisungen bzw. weiterführende Hinweise (etwa Verweise auf Internetangebote) zur Herz-Lungen-Wiederbelebung. Konkrete verbale Anweisungen lieferten nur 12 Prozent der Antworten.

Die meisten relevanten Informationen auf alle Anfragen lieferte noch ChatGPT.

Was tun im Notfall? - Rufen - Drücken - Schocken

Laut dem Verein "Puls" zur Bekämpfung des plötzlichen Herztodes erhöht bei einem Herzstillstand effiziente Erste Hilfe die Überlebenswahrscheinlichkeit von rund 20 Prozent auf mehr als 70 Prozent. "Puls" hat dafür die einfache Formel "Rufen - Drücken - Schocken" etabliert:

"Wenn ein Mensch keine Reaktion und keine normale Atmung hat, liegt ein Herzstillstand vor. Schnelles Handeln kann dann Leben retten. Merke Dir daher diese einfache Formel: Rufen - Drücken - Schocken", heißt es auf der Website des Vereins "Puls":

Rufen
Wenn Du eine reglose Person ohne Atmung vorfinden, ist rasches Handeln wichtig: Rufe den Notruf 144!

Drücken
Lege Deine Hände übereinander und drücke kräftig und schnell mittig auf den Brustkorb: mindestens 100 mal pro Minute.

Schocken
Falls ein Defibrillator vorhanden ist, schalte diesen ein und befolge die Anweisungen.

Auf der Grundlage dieser Ergebnisse kamen die Autor*innen zu dem Schluss, dass die Verwendung bestehenderSprachassistenten die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Herzstillstand verzögern kann und möglicherweise keine angemessenen Informationen liefert.

Einige Beispiele aus der Studie für passende und auch gar nicht passende Antworten der virtuellen Sprachassistenten zeigt die nachstehende Grafik:

Zu den Einschränkungen dieser Studie gehört, dass nur eine kleine Anzahl von Fragen gestellt wurde und dass nicht untersucht wurde, ob sich die Antworten der Sprachassistenten im Laufe der Zeit verändert haben.

Mehr lesen: Siri, Cortana und Alexa: Warum Sprachassistenten weiblich sind

Die Autor*innen der US-Studie betonen, dass Ersthelfer die Rettung anrufen und sich nicht auf Sprachassistenten verlassen sollten. Grundsätzlich hätten Sprachassistenten das Potenzial, bei der Bereitstellung von Instruktionen im Falle eines Herzstillstandes zu helfen. Dafür aber müssten sie mehr standardisierte, evidenzbasierte Anleitungen in ihre Programme integrieren.

In Österreich gibt es seitens der Rettungsdienste immer nur die Empfehlung, bei einer Person, die nicht reagiert oder nicht normal atmet, immer zuerst den Notruf 144 zu wählen und damit professionelle Hilfe zu rufen, bevor man mit der Herzdruckmassage beginnt.

Bei einem leblosen Patienten nimmt die Überlebenswahrscheinlichkeit pro Minute um etwa zehn Prozent ab, heißt es beim Verein "Puls". "Die rasche Hilfe durch Laien, noch bevor der Rettungsdienst eintrifft, ist somit oft die einzige Möglichkeit, einen Menschen wieder ins Leben zurückzuholen."

 

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Ernst Mauritz

Seit 1992 Redakteur der Tageszeitung Kurier, derzeit im Ressort "Wissenschaft, Gesundheit, Family".

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