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Science

Jahrhundertfluten könnten bald alle paar Jahre vorkommen

Noch passt die Bezeichnung "Jahrhundertflut" - denn extreme Überschwemmungen treten im Durchschnitt nur alle 100 Jahre auf. Allerdings wird sich dies bald ändern, wie Wissenschaftler*innen der University of Alabama nun berechneten. Bereits im Jahr 2050 könnten derartige Katastrophen durchschnittlich alle 9 bis 15 Jahre passieren. Ende des 21. Jahrhunderts rechnen Forscher*innen damit, dass extreme Fluten bereits jährlich auftreten werden.

Welche Auswirkungen derartige Überschwemmungen haben können, zeigt sich derzeit in Libyen: Schwere Unwetter sorgten für eine tödliche Flut. Allein in der Küstenstadt Darna gehen die Behörden von bis zu 20.000 Toten aus. Mindestens 30.000 Menschen haben ihr Zuhause verloren.

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Nach bisherigen Erkenntnissen ist oberhalb der Stadt nach sintflutartigen Regenfällen ein Damm gebrochen. Danach raste eine Flutwelle durch die Hafenstadt mit 125.000 Einwohner*innen. Ganze Straßenzüge wurden ins Meer gespült. Auch weitere Städte der Region sind von den Fluten getroffen worden.

Klima verändert sich

Als Ursache sehen die Autor*innen der neuen US-Studie Veränderungen des Klimas. "Der Schwellenwert, von dem wir erwarten, dass er durchschnittlich alle 100 Jahre überschritten wird, wird in einem wärmeren Klima viel häufiger überschritten, bis dies nicht mehr als Jahrhundertereignis gilt", wird Studienautor Hamed Moftakhari von der University of Alabama in einer Aussendung zitiert.

Was ist eine Jahrhundertflut?

Eine Jahrhundertflut ist ein extremer Wasserstand, der in einem bestimmten Jahr mit einer Wahrscheinlichkeit von einem Prozent überschritten wird und auf historischen Daten basiert.

Zwar können trotz der Bezeichnung "Jahrhundertflut" derartige Überschwemmungen dasselbe Gebiet mehrere Jahre hintereinander aufsuchen oder innerhalb eines Jahrhunderts überhaupt nicht auftreten. Die neue Studie kommt nun aber zu dem Schluss, dass künftig derartige Überschwemmungen im Schnitt häufiger werden.

An der Küste können extreme Überschwemmungen durch Wasser verursacht werden, das durch Stürme, Gezeiten und Wellen ins Landesinnere gedrückt wird. Die Forscher*innen befassten sich allerdings mit einer weiteren möglichen Ursache für Fluten: dem Anstieg des Meeresspiegels.

Je höher der Meeresspiegel an der Küste steigt, desto näher liegt die Küsteninfrastruktur am Wasser. Stürme, Gezeiten und Wellen haben dann also mit größerer Wahrscheinlichkeit Auswirkungen auf die Menschen, die in Küstenregionen leben. Weltweit leben mehr als 600 Millionen Menschen in tief gelegenen Küstenregionen.

Zunahme auch bei moderatem Szenario

Für die Berechnung der Wahrscheinlichkeit von extremen Überschwemmungen nutzten die Forscher*innen Daten von mehr als 300 Gezeitenmessungen der ganzen Welt. Sie führten Trendanalysen durch und schätzten zukünftige extreme Meeresspiegel, indem sie 2 CO2-Emmissionsszenarien berücksichtigten:

  1. Wenn die Kohlendioxidemissionen bis zum Ende des Jahrhunderts weiter ansteigen.
  2. Wenn die Kohlendioxidemissionen bis 2040 ihren Höhepunkt erreichen und dann zurückgehen.

In beiden Szenarien stellten sie fest, dass der Anstieg des Meeresspiegels an den meisten untersuchten Orte zu einer Zunahme von 100-jährigen Überschwemmungsereignissen führen wird.

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Die Unwetter zerstörten in Darna zahlreiche Gebäude und Fahrzeuge.

Die Forscher*innen setzen sich dafür ein, dass vorbeugend Maßnahmen hinsichtlich Landplanung, Stadtentwicklung und Küstenschutzmaßnahmen ergriffen werden, um Gemeinden zu helfen, Überschwemmungen zu reduzieren und Katastrophen zu vermeiden. Dies beginne bereits mit realistischen Prognosen der zukünftigen Küstenbedingungen.

Neue Berechnungsart notwendig

Bisherige Rechenmodelle können laut der aktuellen Studie nicht mehr herangezogen werden, da sie davon ausgehen, dass der Meeresspiegel gleichmäßig bleibt. Dies sei jedoch nicht mehr der Fall. Da sich das Klima verändere, führen wärmere Meerestemperaturen und Schmelzwasser von Gletschern zu einem Anstieg des Meeresspiegels, was die Häufigkeit und Schwere von Küstenüberschwemmungen erhöhe. Daher würden Ingenieur*innen genaue Schätzungen des künftigen Überschwemmungsrisikos benötigen.

Berechnungen, Designrichtlinien und ähnliche Tools, die genutzt werden, um Küstenregionen zu gestalten, müssten aktualisiert werden, um mit der Geschwindigkeit des Wandels Schritt halten zu können.

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Elisabeth Gerstendorfer

Redakteurin Gesundheit, Wissen Studierte Psychologie und Soziologie in Wien. Journalistenkolleg des Kuratorium für Journalistenausbildung in Salzburg. Seit 2013 bei KURIER im Ressort Lebensart. Zuvor u.a. tätig für Presse, Schaufenster und Österreichische Ärztezeitung.

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