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NASA simuliert Mars-Besiedelung: „Habe einen Roboter ermordet“

Seit dem 25. Juni 2023 leben 4 Astronaut*innen am simulierten Mars. Im Rahmen des NASA-Projekts CHAPEA absolvieren sie eine Analog-Mission – also eine Simulation, bei der die Bedingungen einer realen Mars-Expedition realistisch auf der Erde nachgestellt werden.

Jetzt haben sie die Halbzeit erreicht. Denn das Ziel ist 378 Tage durchzuhalten. Dies sei laut der NASA die durchschnittliche Dauer von künftigen bemannten Mars-Missionen. Den 2 Frauen und 2 Männern geht es soweit gut – allerdings gibt es einen Verlust zu beklagen.

Rover wurde geköpft

In einem Podcast der NASA berichten sie über ihre bisherigen Erfahrung und Erlebnisse. Als es um bemerkenswerte Ereignisse in dieser Zeit geht, sagt Nathan Jones, der medizinische Offizier der Mission: „Ich habe wohl unabsichtlich einen unserer Roboter ermordet.“

Sowohl er als auch seine Crew-Mitglieder nehmen die Sache mit Humor. Nathan lacht: „Es war der traumatischste Tod, den man sich vorstellen kann.“ „Durch spontane Köpfung“, ergänzt Anca Selariu, die Wissenschaftsoffizierin der Mission: „Es braucht wohl einen Phönix-Moment, um den Rover wieder zum Leben zu erwecken.“ Flugoffizier Ross Brockwell ist zuversichtlich: „Das kriegen wir schon hin. Wir habe jede Menge Klebeband.“

Details zum Ableben des Rovers werden nicht genannt. Auch ist nicht klar, ob es wirklich nur ein Unfall war, oder ob etwa die NASA absichtlich eine Schwachstelle im Rover eingebaut hat, um zu sehen, wie die Crew mit so einem Defekt umgeht.

Ein Mini-Mars in einer Halle

Für CHAPEA wurde ein 160 Quadratmeter großes Habitat in einer Halle aufgebaut. Die Basis heißt „Mars Dune Alpha“. Das Ziel der Mission ist die psychischen Belastungen der Isolation auf die Crew und damit verbundene Leistungseinbußen zu erforschen. Auch die körperliche Gesundheit wird erforscht, etwa ob aufgrund der Ernährung Mangelerscheinungen auftreten.

Die Analog-Astronaut*innen müssen regelmäßig Aufgaben sowie psychische und physische Tests erfüllen. Auch Außeneinsätze am sandigen Mars werden simuliert, in Raumanzügen. Weil das simulierte Außenareal nur klein ist, kommen dazu technische Hilfsmittel zum Einsatz. So gibt es etwa eine Tretmühle und ein VR-Headset im Außenbereich, um längere Mars-Wanderung zu simulieren.

Statt ein Fenster hat die Mars-Basis einen Bildschirm. Die Anzeige ändert sich je nach Tageszeit, um etwa den Sonnenauf- und untergang und die Nächte am Mars darzustellen.

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Kommunizieren wie am Mars

Die Kommunikation zur Erde funktioniert so, als wenn sie wirklich am Mars wären. Eine E-Mail benötigt mindestens 22 Minuten. Sind Bilder oder andere Dateien angehängt, dauert es noch viel länger. Deshalb sind auch normale Interviews nicht möglich. Für den Podcast schickt die NASA die Fragen per Mail zur Mars Dune Alpha. Die Crew nimmt die Antworten als Audiodateien auf und schickt diese dann zurück.

Im aktuellen Podcast spricht die Crew auch darüber, was sie vermisst. Kelly Haston, leitende Offizierin der Mission, hätte gerne Kartoffelchips und Rotwein. Ross vermisst den Ozean. „Ich vermisse das Fahren. Ich vermisse Bäume zu sehen, Grün zu sehen. Ich vermisse die Farben, die Jahreszeiten“, sagt Anca.

Anstoßen mit Tomaten

Damit der Crew während den Aufgaben und Tests nicht langweilig wird, haben sie eine Gitarre, eine Ukulele, Brett- und Kartenspiele, eine PS4 und eine Festplatte mit Filmen und TV-Serien. „Wir sind die besten Filmkritiker*innen auf dem ganzen Mars“, scherzt Nathan: „Sicher die Top 4.“

Feiertage und besondere Anlässe werden mit den beschränkten Mitteln gefeiert, die ihnen zur Verfügung stehen. So gab es etwa ein improvisiertes kanadisches Thanksgiving und dekorierte Biskuitkuchen zu Geburtstagen.

Zum Neujahr steht ein besonderes Schmankerl an. Ein Teil des Gemüses, das im Habitat angepflanzt wurde, sollte bereit zur Ernte sein: „Wir werden mit Tomaten aus unserem Garten anstoßen“, sagt Kelly.

Nachdem die Mission nach 378 Tagen abgeschlossen ist, werden die Ergebnisse ausgewertet und das Szenario für die nächste Mission angepasst. Diese soll 2025 starten. Für 2026 ist die dritte CHAPEA-Mission angesetzt. Je nachdem, wie diese ausgeht, könnte die NASA weitere Analog-Missionen durchführen.

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