
Für Familien mit Kindern können Radreisen ein tolles Erlebnis sein. Allerdings müssen die Routen dann oft anders geplant werden als wenn eine Gruppe sportlicher Männer unterwegs ist.
App aus Österreich will Unsportliche für Radreisen begeistern
„Als mein Mann und ich eine lange Hochzeitsreise auf einem Stufentandem gemacht haben, sagten viele: Ich bin nicht so sportlich, ich habe Kinder oder ich weiß nicht, wie man so etwas organisiert“, erzählt Katharina Köglberger. Die studierte Architektin und erfahrene Radreisende fand es bedauerlich, dass so viele vor dieser Reiseart zurückscheuen.
Deshalb gründete sie zusammen mit anderen Radenthusiasten das Start-up Cyclebee und initiierte mit einem Partnerunternehmen das Forschungsprojekt Radreisen4All. Das von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG geförderte Projekt sollte Radreisen besser planbar und für mehr Menschen zugänglich machen. Das Ergebnis ist die Cyclebee-App, die alle für Radreisen begeistern soll, die grundsätzlich aufs Rad steigen würden – unabhängig von Alter und Fitnesslevel.
➤ Mehr lesen: Frolic: E-Bike wird in 45 Sekunden zum Lastenrad umgebaut
Nur Apps für fitte Kerle
An sich gibt es für die Routenplanung schon Apps. Diese seien aber oft nicht zum Planen von Radreisen geeignet, meint Köglberger: „Wer Google Maps schon einmal fürs Fahrrad ausprobiert hat, weiß, dass sich die Möglichkeiten dort in Grenzen halten und dass Radfahrer nicht das Zielpublikum sind.“
Auch spezielle Angebote wie Komoot oder Bikemap seien nichts für die breite Masse: „Diese Apps kommen entweder aus dem Mountainbike- oder dem Rennradfahrer-Bereich, und das spielt in deren Algorithmen-Entwicklung hinein. Bei den Marketingbildern stehen coole Typen am Berg und die Apps sind überwiegend auf männliche Sportler ausgerichtet“, so Köglberger.
„Man muss nicht jeden Tag 150 Kilometer und 1.000 Höhenmeter reinpacken, damit es eine Radreise ist.“
„Eine 50-jährige, vielleicht etwas übergewichtige Frau sagt aber: ,Das kann ich nicht, also bin ich für solche Reisen nicht geeignet’.“ Auch Familien, die mit dem Lastenrad unterwegs seien, würden sich damit schwertun.
„Wir möchten zeigen, dass es auch anders geht: Man muss nicht jeden Tag 150 Kilometer und 1.000 Höhenmeter reinpacken, damit es eine Radreise ist“, meint die Cyclebee-Chefin. Noch befinde sich ihre App in der Entwicklung, aber der Start stehe demnächst bevor.
Trekkingrad oder E-Bike?
In der App legt man zunächst ein Personenprofil an und gibt einige Basisinfos an, wie Geschlecht, Alter und Radfahrerfahrung. Dann kann man mehrere Fahrrad-Profile hinzufügen.
Auf dieser Grundlage berechnet der Algorithmus eine passende Route mit Etappen. Die App soll auch unterschiedliche Varianten vorschlagen, damit man jene auswählen kann, die am besten zu den eigenen Bedürfnissen passt. Im Fokus stehen mehrtägige Reisen mit Übernachtungen, aber auch Tagestouren kann man damit planen.
Cyclebee arbeitet zudem daran, dass man Radrouten mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder Shuttlediensten kombinieren kann – für mehr Flexibilität. „Es kann sein, dass man zwischendrin merkt, dass man es nicht schafft und eine Strecke überbrücken möchte“, sagt Köglberger.
➤ Mehr lesen: Dieses E-Bike lässt sich per USB-C aufladen
Faires Empfehlungssystem für Restaurants und andere Stopps
Bei der Entwicklung versuchte das Team, künftige Nutzer früh durch Umfragen und Nutzertests einzubinden. Ein weiterer Teil von Radreisen4All war die Technik: Sie versuchten z. B. ein möglichst faires Empfehlungssystem für Stopps entlang der Routen zu entwickeln. Dabei geht es etwa um die Frage, ob die Karte nur Gastwirtschaften anzeigen soll, die in aller Munde sind, oder auch unbekanntere. „Unser letzter Nutzertest zeigte, dass die meisten Leute eine Mischung wollen“, so Köglberger. All diese Daten sind am Ende in den Algorithmus zur Routenempfehlung eingeflossen.

Verschiedene Nutzergruppen unterscheiden sich in ihren Bedürfnissen. Welche sie haben, hat Cyclebee im Rahmen eines Forschungsprojektes untersucht.
© Getty Images/iStockphoto/monkeybusinessimages/IStockphoto.com
Bei Radreisen gehe es für Köglberger um mehr als Nachhaltigkeit. „Wenn man mehrere Tage am Rad gesessen ist, merkt man, dass der Kopf richtig frei wird und die Seele durchatmet. Man tut Körper und Geist was Gutes und kann entspannen“, sagt sie. Starten will Cyclebee mit Routen in Österreich, dazukommen sollen dann bald weitere europäische Länder.
Wann die App veröffentlicht wird, steht noch nicht fest. Interessierte können sich auf cyclebee.app anmelden und den Routenplaner vorab testen, den es künftig für iOS und Android sowie als Webversion geben wird.
Radfahren könnte Demenzrisiko senken
Radeln ist gut für die Gesundheit, weil es das Herz-Kreislauf-System in Schwung bringt und die Ausdauer fördert. Eine kürzlich veröffentlichte Vergleichsstudie von chinesischen und australischen Forschern zeigt nun auch, dass diese Bewegungsform das Demenzrisiko erheblich senken könnte.
Konkret sahen sich die Forscher an, ob es Zusammenhänge zwischen Fortbewegungsformen im Alltag und der späteren Entwicklung von Demenz oder Alzheimer gibt. Insgesamt werteten sie dafür Gesundheitsakten von fast einer halben Million Briten aus, die deren gesundheitliche Entwicklung über 13 Jahre hinweg dokumentierten. Daraus geht hervor, wie oft und auf welche Weise sich die Personen in ihrer Freizeit bewegten. Diese Angaben wurden dann mit medizinischen Befunden, wie z. B. MRT-Gehirnscans und Sterbeursachen, verglichen.
Schließlich teilten die Forscher die durchschnittlich 56-Jährigen in Gruppen ein: reine Auto- und Öffi-Fahrer, Spaziergänger, solche, die häufig ein motorisiertes Verkehrsmittel mit Spaziergängen kombinierten sowie Viel- und Gelegenheitsradler.
Die Ergebnisse zeigen, dass Personen, die in ihrer Freizeit regelmäßig Rad fahren, ein 19 Prozent geringeres Risiko für Demenz haben. Das für Alzheimer sinkt sogar um 22 Prozent. Am verblüffendsten ist die Korrelation mit der Entwicklung von Demenz vor 65, hier lässt sich das Risiko sogar um 40 Prozent senken. Insgesamt legen die Ergebnisse nahe, dass sich das Demenzrisiko durch regelmäßiges Radfahren erheblich reduzieren lässt.
Diese Serie erscheint in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG).
Kommentare