Symbolbild: Containerschiff

Symbolbild: Containerschiff

© via REUTERS / SUEZ CANAL AUTHORITY

Science

Extrem simple Idee reduziert Schiffsemissionen um 17 Prozent

Egal ob der auf Amazon bestellte Fernseher oder die Bananen aus dem Supermarkt: Viele Güter absolvieren ein Stück ihrer Reise um den Globus per Containerschiff. Schiffe haben den erheblichen Nachteil, dass sie viele Treibhausgase ausstoßen: Die Schifffahrt ist für rund 3 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich.

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Die Schiffe müssten nur anders fahren

Pläne, um die Abgase zu reduzieren, drehen sich meist um andere Antriebsarten. Die Organisation Blue Visby hat jedoch eine bessere Idee, wie Newatlas berichtet, frei nach der Floskel: "Owe vom Gas".

Bisher fahren die meisten Frachtschiffe nach dem Muster SFTW: sail fast, then wait. Sie sind möglichst schnell unterwegs, um zum Ziel zu kommen. Dann stehen sie aber vor oder im Hafen und verbrennen weiter Treibstoff, bis sie mit der Ent- und Wiederbeladung am entsprechendem Dock an der Reihe sind.

Die Idee von Blue Visby ist, dass sie stattdessen einfach vorher langsamer fahren. Anstatt unnötig zu warten, kommen sie dann pünktlich zum Termin im Hafen an. 

Vielversprechende Studien

Blue Visby rechnete etwa aus, dass 3.651 Panamax-Schiffe im Jahr 2022 20.580 Touren absolvieren. Durch die vorgeschlagene Anpassung der Fahrtgeschwindigkeit ließe sich deren Emissionsausstoß im Schnitt um 23,2 Prozent senken, ohne dass die fristgerechte Zustellung der Container darunter leiden müsste. 

Auch weitere Studienergebnisse legen nahe, dass der Tempo-Ansatz sehr vielversprechend ist. Eine Berechnung zeigt, dass wenn Lastschiffe durchschnittlich um einen Knoten (1,85 km/h) langsamer fahren, ihre Emissionen im Schnitt um 16 Prozent sinken.

Konkret ausprobiert hat Blue Visby das jetzt bei 2 Testfahrten mit Transportschiffen. Durch die etwas langsamere Fahrt konnte bei einer der CO2-Ausstoß um 28,2 Prozent reduziert werden, bei der zweiten um 12,9 Prozent. Durchschnittlich ergibt das eine Reduktion der CO2-Emissionen um 17,3 Prozent.

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So will Blue Visby alle zum Mitmachen motivieren

Der entscheidende Punkt ist allerdings, dass alle an einem Strang ziehen müssten, damit die Blue-Visby-Methode funktioniert. Hier dürfte vermutlich die Schwierigkeit liegen. Denn das schnelle Ansteuern des Hafens und anschließende Warten mit laufendem Motor gilt in der Schifffahrt als fest verankerter Standard. Es ist sogar in vielen Verträgen festgelegt, dass die Schiffe im Hafen warten müssen.

Neben den Schiffen müssten weltweit Häfen, Kanäle und Schleusen die Software nutzen, damit alles Hand-in-Hand gehen und die bestmögliche CO2-Ersparnis erzielt werden kann. Die Organisation Blue Visby hat sich deshalb ein mehrteiliges System aus Verträgen, einer Spezialsoftware und einem Vorteilsausgleich ausgedacht: So sollen etwa durch eine Aufteilung der Gewinne durch die einsgeparten Treibstoffkosten alle Stakeholder motiviert werden, an einem Strang zu ziehen.

Die Software soll den Schiffen beim Anpassen der Geschwindigkeit helfen, damit sie pünktlich entladen werden können, obwohl sie zunächst langsamer fahren. Blue Visby betont, dass sich die Softwarelösung mit existierenden Technologien umgesetzt und in das vorhandene regulatorisches Rahmenwerk integriert werden kann. Dies soll die Kosten der Umsetzung für die Reedereien gering halten.

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