Klimademonstranten färben Brunnen grün: Ist das giftig?
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Klimaaktivist*innen demonstrieren diese Woche gegen die Gas-Konferenz, die in Wien stattfindet. Um Aufmerksamkeit zu erregen, haben sie die Donau und Brunnen in Wien grün gefärbt.
6 Brunnen wurden gefärbt. Laut der Stadt Wien würden dadurch Kosten von mehreren Tausend Euro pro Brunnen entstehen. Das Wasser muss abgelassen und die Brunnen müssen gereinigt werden. Die Wiener Wasserwerke haben gegenüber dem ORF angekündigt, die Klimaaktivist*innen anzuzeigen, damit diese die Kosten erstatten.
Während viele auf der Seite der Wasserwerke sind und harte Strafen für die Aktivist*innen fordern, finden andere die Reaktion der Stadt Wien amüsant. Bei dem Färbemittel handelt es sich nämlich um Uranin. Obwohl der Name so klingt, als würde es radioaktiv strahlen und es Wasser giftgrün färbt, ist es weitestgehend harmlos.
Ist Uranin ein pflanzliches Produkt?
Uranin ist das wasserlösliche Natriumsalz des Fluorescein. Hergestellt wird Fluorescein durch Phthalsäureanhydrid und Resorcin. Damit ist es eine organisch-chemische Verbindung. „Rein pflanzlich“ oder „bio“ ist Uranin also nicht.
Wie wirkt Uranin?
Uranin ist ein oranges bis dunkelrotes Pulver. Wird es mit Wasser verdünnt, färbt es dieses unter Sonnen- und UV-Licht gelbgrün bis grün. Es gibt auch andere Varianten, die das Wasser blau färben. Oft wird Uranin auch als Konzentrat verkauft, was die Handhabung erleichtert.
Wozu wird Uranin verwendet?
Uranin wird als Färbemittel genutzt, um Lecks zu finden und unterirdische Wasserverläufe zu verfolgen. Es kommt auch als Färbemitteln bei Badezusätzen und Shampoos zum Einsatz. Früher wurde es bei Schiffsunglücken genutzt, um das Wasser zu färben. Dadurch konnte man Schiffbrüchige leichter im Wasser finden. Bis 2003 wurde es genutzt, um den Chicago River am St. Patricks Day grün zu färben. Danach ist man auf ein rein pflanzliches Färbemittel umgestiegen.
Ist Uranin giftig?
Wird Uranin korrekt dosiert eingesetzt, ist es für Menschen, Tiere und die Natur ungefährlich. Daher ist es nicht als giftig oder toxisch eingestuft. Hannes Mikula, Leiter der Forschungsgruppe Molekulare Chemie und Chemische Biologie an der TU Wien, verweist im Gespräch mit der futurezone auf das Sicherheitsdatenblatt von Uranin, das die Ungiftigkeit bestätigt: "Dort heißt es: 'Für Mensch, Tier und Umwelt ist Uranin unbedenklich.'"
Beim Hantieren mit dem Pulver sollte man dennoch Handschuhe und Mundschutz tragen, um Haut- und Atemwegsreizungen auszuschließen. 10 Gramm Uranin reichen bereits aus, um 100 Kubikmeter Wasser grün leuchten zu lassen.
Kann man mit Uranin gefärbtes Wasser trinken?
Ja. Weil der Farbstoff so effektiv ist, kann es dann allerdings sein, dass auch der Urin grün erscheint. 2009 wurde etwa im deutschen Münster Uranin ins Fernwärmewasser gegeben, um die Dichtheit von Warmwasserspeichern zu überprüfen. Ist die Leitung undicht, gerät Fernwärmewasser in die Trinkwasserleitung. Dieses kam dann grün aus dem Wasserhahn. Betroffene Kund*innen konnten so die Schäden dem Versorger melden. Trinken konnten sie das grüne Leitungswasser auch – und selbst der mit Uraninwasser gekochte Kaffee war trinkbar.
Absichtlich in großen Mengen oder zu niedrig verdünnt sollte man es aber nicht konsumieren – genauso wie man eigentlich keine mit Lebensmittelfarbe gefärbten Getränke in zu großen Mengen zu sich nehmen sollte. Als Lebensmittelfarbstoff ist Uranin übrigens nicht gedacht, obwohl es als ungiftig gilt. Der Einsatz ist für „technische Anwendungen“ bestimmt.
Wie lange bleibt das Wasser grün?
Uranin ist in der Umwelt relativ unbeständig und löst sich dadurch von alleine auf. Je nach Dosierung sind das einige Stunden bis einige Tage. Wurde die Dosis zu hoch gewählt, kann es mitunter Wochen dauern, bis die Färbung verschwindet, weil sich etwa das Uranin-gefärbte Wasser in porösem Gestein abgelagert hat und erst nach und nach wieder rausgespült wird und dabei erneut das Wasser färbt.
"Die Zersetzung hängt jedenfalls nicht davon ab, ob es sich um ein fließendes Gewässer handelt oder nicht. Die Farbe verdünnt sich bei Flüssen und dergleichen nur deutlich schneller, weshalb die Färbung in einem Brunnen vergleichsweise länger angehalten hätte", sagt Mikula.
Kann sich die Stadt Wien das Reinigen der Brunnen also sparen?
"Die Stadt Wien hat entsprechend den Hinweisen im Sicherheitsdatenblatt absolut richtig gehandelt. Dort heißt es zwar, dass es sich bei Uranin um keinen gefährlichen Stoff handelt. Jedoch wird bei 'unbeabsichtigter Freisetzung' genau das empfohlen: Kanalisation abdichten, auffangen und eben abpumpen. Sicherheit geht in diesem Fall vor“, sagt Mikula.
Ob durch das Uranin Rückstände in den Brunnen bleiben oder dauerhafte Schäden auftreten, könne Mikula nicht sagen: "Es ist nicht bekannt, welche Reinheit das verwendete Uranin hatte. Die Wirkung etwaiger Verunreinigungen kann selbstverständlich nicht seriös abgeschätzt werden, weil es sich dabei eben um mögliche unbekannte Verbindungen handeln würde." Er geht allerdings davon aus, dass es in diesem Fall "keinerlei schädliche Wirkung hat". Weil Uranin eben auch zur Leckortung bei Rohren und Dichtungen zum Einsatz kommt, "spricht das gegen mögliche Materialschäden."
Was macht die Stadt Wien jetzt?
Die Brunnen wurden bereits abgepumpt, Wie Astrid Rompolt von Wiener Wasser gegenüber der futurezone bestätigt hat: "Zum Zeitpunkt der Entleerung war nicht bekannt, durch welches Mittel das Wasser verunreinigt wurde. Zudem tragen wir die Verantwortung für den Denkmalschutz der Brunnen. Ohne Auslassen des Wassers kann nicht festgestellt werden, ob es Rückstände auf den denkmalgeschützten Brunnen gibt. Derzeit sieht es so aus, als würde der Tausch des Wassers reichen."
Bevor das Wasser abgepumpt wurde, wurden Proben entnommen und an ein Labor geschickt. So will man herausfinden, welches Mittel wirklich verwendet wurde. Ein Ergebnis liegt noch nicht vor. Entgegen früheren Berichten werde man aber keine Anzeige gegen die Klimaaktivist*innen erstatten.
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