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Was wurde aus dem Hyperloop?

Sie sollen schneller, sicherer und umweltfreundlicher sein als andere Verkehrsmittel: Die Rede ist von Hyperloops. Das sind Hochgeschwindigkeitsverkehrssysteme, die vor allem im Jahr 2013 durch Elon Musk Aufmerksamkeit erregt haben. 

Damals stellte er Pläne vor, um solche Hyperloops Realität werden zu lassen. Er wollte ein Verkehrsmittel schaffen, mit dem man in nur 30 Minuten von San Francisco nach Los Angeles reisen kann - ein Flug dauert normalerweise 90 Minuten. Was ist also aus diese Zukunftsvision geworden?

Wie Hyperloops funktionieren sollen 

Hyperloops nutzen das Prinzip von Magnetschwebebahnen. Magnetische Kräfte halten den Zug in der Spur und lassen ihn schweben, anstatt dass Räder angetrieben werden, die auf einer Schiene rollen. Somit fällt der Reibungswiderstand der Räder weg.

Beim Hyperloop wird diese Magnetschwebebahn mit einer Röhre bzw. einem Tunnel umschlossen. Das sorgt nicht nur für weniger Lärm, sondern soll auch vakuumartige Bedingungen schaffen, wodurch der Luftwiderstand wegfällt und die Kapsel schneller fahren kann. 

Das Ziel dieser Technologie ist, sich beinahe so schnell wie die Schallgeschwindigkeit fortbewegen zu können, was einer Geschwindigkeit von 1.235 km/h entspricht. Es geht aber nicht nur darum, schneller, sondern auch umweltfreundlicher zu reisen. Hyperloops benötigen in der Theorie nur ein Zehntel der Energie eines Flugzeugs. 

Was bisher geschah

Mit seiner Ankündigung im Jahr 2013 hat Musk einen Hype um Hyperloops ausgelöst und die Hoffnung geschürt, dass es diese schnellen Züge eines Tages wirklich geben könnte.

Erfunden hat er diese Technologie aber nicht. Schon 1810 hat der englische Uhrenmacher und Erfinder George Medhorst ein Konzept vorgestellt, das die Basis für den heutigen Hyperloop bildet. 

Musk hatte die Pläne für seine Vision vom Hyperloop vor Jahren fallen lassen und sie der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Bei der Hyperloop Pod Competition, die von 2015 bis 2019 stattfand, konnten Studententeams und Unternehmen die von SpaceX entwickelte Hyperloop-Teststrecke nutzen, um ihre Konzepte für Hyperloops zu testen. 

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Die Teststrecke wurde 2016 fertiggestellt und war 1,6 Kilometer lang. 2017 hat Musk angekündigt, dass seine Firma Boring Company doch selbst eine kommerzielle Hyperloop-Strecke bauen werde. Das System soll Passagiere mit mehr als 965 km/h von Washington DC nach New York bringen, und das in 29 Minuten. Die Flugzeit beträgt normalerweise etwa 80 Minuten.

Daraus ist aber bisher nicht geworden. 2022 kündigte Musk nochmal an, dass Boring Company Hyperloop-Strecken in den nächsten Jahren bauen wird. Auch das wurde bisher nicht umgesetzt.

➤ Mehr lesen: Elon Musk will mit Boring Company einen Hyperloop bauen

Ende 2022 wurde dann die Hyperloop-Teststrecke am SpaceX-Firmengelände abgerissen. Ironischerweise wurde daraus ein Parkplatz für Pkw.

Konkurrenz in den USA? 

Seit Musks Interesse an Hyperloops abgenommen hat, arbeiten andere Unternehmen daran, den Hochgeschwindigkeitszug doch eines Tages Realität werden zu lassen. Zum Beispiel das US-amerikanische Unternehmen Hyperloop One. Dieses hat ebenfalls eine Teststrecke für Hyperloops in Nevada aufgebaut.  

Dort hat es im Testlauf einen Geschwindigkeitsrekord von 386 Stundenkilometern erreicht. 2020 führte Hyperloop One den ersten und einzigen Test mit menschlichen Passagieren durch. 

➤ Mehr lesen: Erste Hyperloop-Testfahrt mit Passagieren geglückt

Das versprochene Hochgeschwindigkeitssystem erreichte aber nur eine Geschwindigkeit von rund 160 km/h. Damit konnte es sein Versprechen nicht halten. Ende 2023 verkündete Hyperloop One, den Betrieb einzustellen.

Die Hoffnung stirbt zuletzt 

Für viele ist die Hoffnung auf Hyperloops in den vergangenen Jahren verblasst. Denn bis heute gibt es kein Hyperloop-System, das kommerziell genutzt wird, geschweige denn die versprochene Geschwindigkeit erreicht. 

Im vergangenen Jahr sorgte aber das niederländische Unternehmen Hardt für Hoffnung, als ein erfolgreicher Testlauf durchgeführt werden konnte. Dabei konnte aber nur eine Geschwindigkeit von 30 km/h erreicht werden. 

In den folgenden Jahren sollen Tests unter Vollvakuumbedingungen durchgeführt werden, wodurch die Geschwindigkeit erhöht werden soll. Das Unternehmen gibt an, dass sein Hyperloop bis 2030 für den Passagierbetrieb bereit sein wird.  

Chinas Magnetbahnen 

Auch in China hat man sich zum Ziel gesetzt, Hyperloops Realität werden zu lassen. Dort gibt es schon jetzt das größte Hochgeschwindigkeitszugnetzwerk. Das ist ein Netz von Magnetschwebebahnen, die Spitzengeschwindigkeiten von 431 km/h erreichen. 

2023 hat ein Hyperloop-System einen Test auf der 2 Kilometer langen Teststrecke bestanden, doch auch dort konnte nur eine Geschwindigkeit von 50 km/h erreicht werden. 2024 wurde vermeldet, dass ein neuer Rekord auf der Teststrecke erreicht wurde. Die genaue Geschwindigkeit wurde nicht genannt, jedenfalls sollen es mehr als 623 km/h gewesen sein.

➤ Mehr lesen: China vermeldet Geschwindigkeitsrekord bei Hyperloop-Zug

Offene Fragen

Selbst wenn China wirklich geschafft hat, dass Hyperloop-Züge mit 650 bis 850 km/h unterwegs sind, gibt es noch offene Fragen. Wie hoch ist die Passagierkapazität und wie viele Menschen müssen täglich eine Strecke befahren, damit die sich rentiert? Das gilt nicht nur für die reinen Baukosten, sondern auch die CO2-Bilanz. Wie viel CO2 wird mit jeder Fahrt, gegenüber einem Flug, eingespart und wie lange dauert es, dass damit die Emissionen wieder reingeholt werden, die beim Bau der Strecke entstanden sind?

China hat hier den Vorteil, dass bereits geplante Magnetschwebebahnstrecken zusätzlich mit Röhren versehen werden könnten. Womöglich könnten auch bereits bestehende Strecken teilweise nachgerüstet werden, falls eine Art Schleusensystem gebaut wird, um das Beinahe-Vakuum aufrechtzuerhalten. Es wurde aber auch schon laut überlegt, dass eine Hyperloop-Strecke die 150 km entfernten Städte Shanghai und Hangzhou verbinden könnte. Die Strecke könnte bis 2035 fertiggestellt werden.

In Europa und den USA müsste man Strecken und Röhren oder Tunnel, sowie die komplette Magnetschwebebahninfrastruktur, erst errichten, was gewaltige Kosten verursachen würde. Zudem müsste sich auch die Topografie für Hyperloop eignen. Wie "gerade" muss etwa die Hyperloop-Strecke sein, damit die hohe Geschwindigkeit möglichst lange gefahren wird - schließlich kann man die Röhren nicht einfach in einer Geraden von A nach B bauen, sondern muss Berge, Gewässer und bewohnte Gebiete miteinbeziehen.

Die Idee von Hyperloop ist also noch nicht tot. Aber eine Realisierung einer kommerziellen Strecke in Europa und den USA scheint aus heutiger Sicht unwahrscheinlich, oder zumindest mehrere Jahrzehnte entfernt.

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Sandra Czadul

Begeistert von Wissenschaft und stets auf der Suche nach Ideen, die uns voranbringen.

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