Digital Life

SPRINT: Bell baut futuristisches Faltrotor-Flugzeug für US Army

Ein Hubschrauber, der so schnell ist wie ein Flugzeug – und gleichzeitig so sparsam unterwegs sein kann, wie eine Propellermaschine. Dieser Spagat soll mit SPRINT gelingen.

Das steht für Speed and Runway Independent Technologies, also Technologien, die von Geschwindigkeit und Landebahn unabhängig sind. Das Projekt wurde von DARPA beauftragt, der Forschungsabteilung der US-Streitkräfte. Obwohl bei vielen Rüstungsprojekten der Rotstift angesetzt wurde, um Geld für Trumps „Superflieger“ F-47 freizuschaufeln, ist SPRINT noch im Rennen.

➤ Mehr lesen: Superflieger ist zu teuer: F-47 killt F/A-XX, A-10 und F-35

Bells Konzept für SPRINT in 3 Größten

Bell erreicht Phase 2 von SPRINT

Dies wurde jetzt durch eine Aussendung von Bell bekannt. Der hauptsächlich für seine Hubschrauber bekannte Konzern hat es in die zweite Phase der SPRINT-Ausschreibung geschafft. Jetzt geht es darum, das Design des neuen Flugzeugs zu vervollständigen, sowie den Bau und die Zertifizierung eines SPRINT-Demonstrators. Wenn alles zur Zufriedenheit der DARPA erledigt wurde, sollen in Phase 3 Flugtests stattfinden.

Das Ziel ist, einen Senkrechtstarter zu entwickeln, der eine Reisegeschwindigkeit zwischen 740 und 833 km/h erreicht und bei Bedarf über unpräparierten Oberflächen schweben kann, um Fracht oder Soldaten ohne zu landen abzusetzen.

Vorarbeit für SPRINT ist V-280

Bells Idee für SPRINT basiert auf dem V-280 Valor. Dabei handelt es sich um ein Kipprotor-Wandelflugzeug, das ab 2031 in Dienst gestellt werden soll.

Der V-280 soll in erste Linie bei der US Army den UH-60 Black Hawk ersetzen, der im Jahr 2031 bereits über 52 Jahre im Einsatz gewesen sein wird. Es gibt zudem Ideen, dass der V-280 Aufgaben des Kampfhubschraubers AH-64 Apache übernehmen könnte.

Auch die Ablöse des V-22 Osprey ist naheliegend, der ebenfalls ein Kipprotor-Wandelflugzeug ist. Der V-22 wurde aber, obwohl der Erstflug schon 1989 stattgefunden hat, erst 2007 in Dienst gestellt, weil die Entwicklung noch nicht abgeschlossen war. Im Vergleich zum Black Hawk ist der Osprey also noch jung.

So funktioniert ein Kipprotor-Wandelflugzeug

Kipprotor-Wandelflugzeuge können die Position der Rotoren verändern. Sie können entweder wie bei einem Hubschrauber horizontal ausgerichtet sein oder wie bei einem Flugzeug vertikal. Dadurch können diese Maschinen bei Bedarf wie Hubschrauber landen und starten. Im Flug kippen sie dann die nach oben gerichteten Rotoren nach vorne und fliegen wie ein Propellerflugzeug. Dadurch lassen sich höhere Geschwindigkeiten als bei Hubschraubern erreichen.

Ebenso ist die Effizienz und damit die Reichweite höher. Ein V-22 hat eine Überstellungsreichweite von 4.130 km (volle Tanks, keine Fracht), ein Black Hawk 2.221 km. Die Kampfreichweite beim Osprey liegt bei 720 km, mit einem üblichen Kampfgewicht von 19 Tonnen. Beim UH-60 ist die Kampfreichweite 590 km, das maximale Startgewicht liegt bei knapp 10 Tonnen.

➤ Mehr lesen: V-22 Osprey zerlegt Frachtcontainer beim Start

SPRINT hat zusätzlich Düsentriebwerke

Beim Bell SPRINT wird das Kipprotor-Wandelflugzeug-Konzept um die Komponente Düsentriebwerk erweitert. Bei Bedarf kann die Maschine im Flug die Rotorflügel einklappen und die Triebwerke aktivieren. Dass das funktionieren kann, hat Bell am Boden auf einem Schlitten erprobt. In dem Video ist zu sehen, wie der Wechsel vom Propeller- zum Düsentriebwerk-Modus erfolgt.

Wie Bells finales Design von SPRINT aussehen wird, ist noch unbekannt. Bisher gibt es nur Konzeptgrafiken. Besonders das V-förmige Heck erinnert an den V-280.

Der Rumpf und die Nase laufen beim SPRINT-Konzept sehr spitz zu, im Vergleich zum V-280. Die Lüftungsöffnungen für die Triebwerke liegen seitlich oder oben am Rumpf eng an. Das deutet auf den Versuch hin, die Maschine möglichst stromlinienförmig zu gestalten, um den Treibstoffverbrauch beim Düsentriebwerkflug zu senken. Außerdem sieht das Design sehr futuristisch aus.

Die unbemannte Version von SPRINT sieht besonders futuristisch aus

Mehrere Größen von SPRINT

Geht es nach Bell, könnte auch SPRINT eine ganze Familie an Fluggeräten entstehen. Neben der mittelgroßen bemannten Variante, ist eine größere und eine kleinere unbemannte Version angedacht.

Der kleine SPRINT soll für Aufklärung und elektronische Kriegsführung genutzt werden. Eine Bewaffnung ist laut Bells Konzept ebenfalls möglich. Bell schlägt vor, dass der kleine SPRINT autonom für Schwarmangriffe eingesetzt werden könnte. Dazu sei es möglich, SPRINT auf Plattformen im Meer zu stationieren und die Fluggeräte dann auf Befehl hin zu aktivieren, oder wenn etwa andere Sensoren Schiffe erkennen, die sich einem bestimmten Gebiet nähern.

Konzept für SPRINT, bei dem das Fluggerät auf dem Meer "geparkt" wird

Die große Version könnte autonom Fracht ausliefern, aber auch für Kampfeinsätze genutzt werden. Laut Bell wäre es möglich, das Konzept nach oben zu skalieren, bis zu einem maximalen Startgewicht von 45 Tonnen. Das wäre beinahe doppelt so viel wie beim CH-47F Chinook (25 Tonnen), dem größten Hubschrauber im Arsenal der USA.

Einsatz im Pazifik

Das Projekt SPRINT ist für den Einsatz im Pazifik zugeschnitten. Ein Großteil der US-Rüstungsstrategie ist derzeit auf einen potenziellen Krieg mit China ausgelegt, falls das Land seine Drohung wahrmacht und versucht Taiwan zu erobern. SPRINT könnte Transporte zwischen kleineren Pazifik-Inseln vornehmen, auf denen es keine Flugzeug-geeignete Landebahn gibt.

Konzeptgrafik für SPRINT

Durch die Düsentriebwerke wäre SPRINT dabei schneller als reguläre Hubschrauber und weit schneller als Versorgungsboote. Auch die Stationierung auf kleineren Inseln, um von dort aus Kampfmissionen zu fliegen, etwa mit weitreichenden Marschflugkörpern oder Antischiffsraketen, ist vorstellbar.

➤ Mehr lesen: Neuer Marschflugkörper für USA ist “10x billiger und 10x kleiner”

Ebenso könnte SPRINT unbemannte Kampfsysteme auf Inseln absetzen oder versorgen, wie etwa die NMESIS-Schiffsabwehrbatterien. U-Boote könnte ebenso mit Nachschub versorgt werden und feindliche U-Boote könnte mit Sonarbojen und Torpedos bekämpft werden.

Aufgrund der Senkrechtstartfähigkeiten wäre SPRINT zudem für den Einsatz auf Flugzeugträgern und amphibischen Angriffsschiffen geeignet. Für diese Zwecke nutzen etwa die US Marines und US Navy derzeit den V-22 Osprey.

Klicken Sie hier für die Newsletteranmeldung

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

mehr lesen