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Aus für Internet Explorer: Woran der Kult-Browser scheiterte

Es gab eine Zeit, da war das blaue „e“ auf jeder Menüleiste zu finden. Inzwischen ist Microsofts Browser, der Internet Explorer, bei vielen Nutzer*innen verhasst. Am heutigen 15. Juni begräbt der Tech-Konzern den Explorer nun endgültig. Wer Windows 10 aktualisiert, deinstalliert den Browser automatisch. Ausnahmen gibt es bei der Windows-Firmenversion. 

Im Jahr 1995, als das Internet noch in den Kinderschuhen steckte, kam der Internet Explorer auf den Markt. Nur 0,4 Prozent der Weltbevölkerung nutzten damals das Internet, Mobiltelefone gab es kaum und Laptops waren nahezu so schwer wie Stand-PCs.

Explorer siegt im ersten "Browser-Krieg"

Damals hatte der Explorer nur wenig Mitstreiter. Der Browser „Netscape Navigator“ galt als größter Konkurrent. Netscape und Microsoft lieferten sich über die Jahre ein Kopf-an-Kopf-Rennen und versuchten einander mit immer besseren Versionen ihres Browsers zu übertreffen.

Über 100 Millionen US-Dollar pro Jahr gab Microsoft für die Entwicklung des Internet Explorers aus. Erst mit der dritten Auflage schaffte das Unternehmen es, Netscape zu überholen. 

Zur Jahrtausendwende lag der Marktanteil des Explorers bei rund 75 Prozent, wenige Jahre später sogar bei 90. Um die Verbreitung des Browsers voranzutreiben, lieferte Microsoft mit jedem neuen Windows-Betriebssystem auch den Explorer aus, wodurch andere Browser kaum Chancen auf mehr Zugriffe hatten.

Microsofts Vormachtstellung wackelt

Diese Praxis heimste Microsoft Kritik von Kartellbehörden ein. Trotzdem saß der Explorer fest im Sattel. Er verdrängte den Netscape Navigator fast zur Gänze, woraufhin Netscape die Code-Basis seines Browsers öffentlich machte. Aus dem Projekt gingen die gemeinnützige Organisation Mozilla und schließlich der Firefox-Browser hervor. 

Über die Jahre wurde Microsoft innovationsmüde. Es passte die Codebasis des Internet Explorers nicht an den vorherrschenden Standard an. „Er war immer ein Browser, der eigen war und nicht gut mit anderen Anwendungen zusammengearbeitet hat“, sagt Alois Schlögl vom Institute of Science and Technology Austria gegenüber der futurezone.

Der Internet Explorer adaptierte über die Jahre wenige aktuelle Webstandards, die von dem World Wide Web Consortium, eine Art Standardisierungsgremium, vorgegeben wurden. Das führte unter anderem dazu, dass bestimmte Webseiten vom Explorer nicht dargestellt werden konnten„Als Tool am Desktop hat das einigermaßen funktioniert“, sagt Schlögl. Mit den raschen Entwicklungen am Markt und innovativeren Akteuren habe der Explorer allerdings nicht mithalten können.

Überlegene Konkurrenz und Sicherheitslücken

2007 surften nur noch die Hälfte aller Nutzer*innen mit dem Internet Explorer, während Opera, Apples Safari und Firefox ihm zunehmend das Wasser abgruben. Ende der 2000er-Jahre brachte Google schließlich seinen Browser Chrome auf den Markt, der vor allem durch seine hohe Geschwindigkeit punkten konnte.

2012 wurde Chrome schließlich zum unangefochtenen Spitzenreiter. Nicht nur bei der Geschwindigkeit, sondern auch bei der Sicherheit hinkte der Explorer hinter. Aufgrund der weiten Verbreitung des Windows-Betriebssystems wurde er zum Einfallstor für Cyberkriminelle. Immer wieder werden kritische Sicherheitslücken ausgenützt, um beispielsweise Schadsoftware auf den Rechnern der Nutzer*innen zu installieren. Diesen muss Microsoft dann mit einem Patch beseitigen. Auch etwaige Updates konnten über die Jahre dieses Sicherheitsproblem nicht lösen.

„Die Security war der wesentliche Knackpunkt“, sagt IT-Experte Schlögl. „Der Sicherheitsaspekt bei der Entwicklung des Internet Explorers ist wahrscheinlich nie eine wesentliche Designentscheidung gewesen." Sicherheit sei bei der Entwicklung des Internet Explorers nicht von Anfang an mitgedacht worden, mutmaßt der Experte.

Neuer Standardbrowser

Microsoft versuchte vergebens, den Explorer wiederzubeleben. 2015 zog der Softwaregigant die Reißleine und führte den neuen Standardbrowser Edge ein. Edge fußt nun auf Chromium, jener Codebasis, auf die Googles Chrome aufbaut. Der Nachfolger des Internet Explorers kam bislang allerdings nicht in die Gänge.

Ganz verabschieden muss man sich von dem Kult-Browser noch nicht. Bis 2029 können Nutzer zudem in Edge in einem sogenannten „Internet-Explorer-Modus“ surfen. So lassen sich diese veralteten Anwendungen weiterhin nutzen.

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Lisa Pinggera

lisa_bingernda

Von 2021 bis 2023 bei futurezone. Erzählt am liebsten Geschichten über Kryptowährungen, FinTechs und die Klimakrise. Schreibt aber über alles, was erzählenswert ist.

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