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Wohin würde ein Kompass im Weltall zeigen?

Seit mehreren Jahrhunderten wissen die Menschen, dass die Nadel eines Kompasses nach Norden zeigt. Diese Erkenntnis hat die Orientierungsfähigkeit revolutioniert und eine wetterunabhängige Navigation ermöglicht. Mithilfe des Kompasses konnten die Menschen bis in die entlegensten Winkel der Erde vordringen und auch wieder zurückfinden.  

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Mit dem Kompass durch das Weltall

Aber wie würde es im Weltraum aussehen? Könnten sich Astronauten in den dunklen Tiefen des Kosmos mithilfe eines Kompasses orientierten? Würden sie damit wieder zur Erde zurückfinden? Und wohin würde die Kompassnadel im All zeigen?

Dieser Frage ist LiveScience nachgegangen und hat sich dafür bei einem NASA-Forscher erkundigt. Die simple und verkürzte Antwortet lautet: Die Kompassnadel würde natürlich auch im Weltraum zu einem magnetischen Südpol zeigen. Die ausführliche Erklärung ist etwas vielschichtiger. 

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In Richtung des magnetischen Südpols 

Die Nadel eines Kompasses zeigt immer zum magnetischen Südpol. Befindet man sich auf der Erdoberfläche zeigt sie also in Richtung des geografischen Nordpols. In welche Richtung die Kompassnadel im Weltraum zeigt, hängt also zunächst in erster Linie davon ab, wo sich der Kompass befindet. 

Befindet man sich in der Nähe der Erde, könnte die Nadel noch immer auf das Erdmagnetfeld reagieren und dorthin zeigen. Wie weit das Magnetfeld der Erde reicht, hängt maßgeblich von der Sonne ab, erklärt die Nationale Ozean- und Atmosphärenbehörde der USA. 

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So sieht das visualisierte Erdmagnetfeld aus.

Bis über den Mond hinaus

Auf der Tagseite komprimieren demnach die Partikel des Sonnenwindes das Magnetfeld, sodass es etwas mehr als 60.000 Kilometer ins Weltall hinausragt. Auf der sonnenabgewandten Seite hingegen dehnt sich das Magnetfeld zu einem langen Schweif aus und reicht mehr als 360.000 Kilometer über die Erde hinaus - also ungefähr bis zum Mond. 

Das bedeutet aber nicht, dass ein Kompass auf dem Mond in Richtung Erde zeigen muss. Auch wenn der Erdtrabant keinen inneren Geodynamo hat, gibt es Magnetismus auf dem Mond - und zwar in der Oberflächenkruste. Solche Magnetfelder gibt es auch auf dem Mars, der seinen Geodynamo wohl vor mehreren Milliarden Jahren verloren hat. 

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Die Sonne beeinflusst die Ausdehnung des Erdmagnetfeldes.

Das riesige Magnetfeld des Jupiters

Von allen Planeten in unserem Sonnensystem hat der Jupiter das mit Abstand größte und stärkste Magnetfeld. Es ist ungefähr 10- bis 20-mal so stark wie das Erdmagnetfeld und kommt durch den metallischen Wasserstoff im Kern und durch die hohe Rotationsgeschwindigkeit zustande. 

Auf der Tagseite reicht das Magnetfeld des Jupiters bis zu 7 Millionen Kilometer weit ins All. Auf der sonnenabgewandten Seite ragt es mehr als 700 Millionen Kilometer weit bis zur Umlaufbahn des Saturn. 

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Das Magnetfeld des Jupiter

Magnetismus der Sonnenwinde

Auf einer interplanetaren Reise durch unser Sonnensystem ist es am wahrscheinlichsten, dass ein Kompass das riesige Magnetfeld der Sonne einfängt. Dieses ist aber höchst instabil und die Ausdehnung hängt maßgeblich von Sonnenwinden ab. Sie sind in der Lage, magnetische Teilchen bis über die Umlaufbahn des Pluto hinauszutragen. 

Auch wenn er auf der Erde noch immer ein unersetzliches Navigationsinstrument ist, wird ein Kompass im Weltraum also nicht allzu viel bringen. Auf dem Weg durch das Sonnensystem würde er sich immer nach dem jeweils stärksten Magnetfeld richten. 

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Polsprung auf der Erde

Auch auf der Erde wird sich dies in Zukunft ändern. Hier könnte die Kompassnadel bald in Richtung geografischen Südpol zeigen. Denn das Erdmagnetfeld kehrt sich periodisch um. Die letzte Magnetfeldumkehr fand vor 41.000 Jahren statt. Diese Umkehr hielt damals für etwa 440 Jahre an und wird als Laschamp-Ereignis bezeichnet.

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