Wie ein Elektroauto eine Basisstation versorgen kann
E-Autos können Handymasten bei Blackout mit Strom versorgen
“Wenn wir einen Stromausfall haben, sitzen wir im Dunkeln. Wenn die Telekommunikation ausfällt, dann sind wir blind und taub”, sagte ein Spanier im Rahmen des Blackouts auf der iberischen Halbinsel zu Christian Zeindlhofer. Er ist bei A1 für das Risiko- und Resilienzmanagement verantwortlich. Ein Blackout, wie jenes in Spanien und Portugal, ist ein Szenario, das man sich nur ungern vorstellt und das auch selten vorkommt. Doch im Ernstfall kann eine Vorbereitung auf einen großflächigen Stromausfall sehr sinnvoll sein. Genau das macht A1 in Zusammenarbeit mit Renault.
Kommt es zu einem Blackout, sollen E-Autos von Renault als mobile Powerbanks genutzt werden, damit die A1-Mobilfunkstation selbst dann online bleibt, wenn kein Strom mehr fließt. Getestet wird der Einsatz des Konzepts im Rahmen eines Pilotprojekts in der Gemeinde Raasdorf bei Wien.
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Die Basisstation als Bottleneck
Das Mobilfunknetz besteht aus verschiedenen Komponenten. Dazu gehören Übertragungsleitungen, Netzknotenpunkte und Datencenter. Diese sind aber bereits mit großen Notstromsystemen abgesichert, wodurch sie mehrere Stunden mit Strom versorgt werden kann.
Eine Schwachstelle sind die Basisstationen, also umgangssprachlich die Handymasten. Diese sind zwar auch mit einer Notstromversorgung ausgestattet, die hält aber nur wenige Minuten. “Das heißt, der Bottleneck für den Mobilfunk bei einem Stromausfall sind tatsächlich die Mobilfunkbasisstationen”, so Zeindlhofer.
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Elektroautos als Lösung
Bei länger andauernden Stromausfällen braucht es also andere Lösungen, die in diesem Fall Renault 5 E-Tech Electric und Renault 4 E-Tech Electric heißen. Beide Elektroautos sind mit dem Vehicle-to-Load-Standard (V2L) ausgestattet, wodurch die Basisstation mit einem üblichen 230-Volt-Schuko-Stecker mit Energie versorgt werden kann.
Ein E-Auto von Renault kann die Basisstation dann 12 Stunden mit Energie versorgen. “Ohne große Kenntnisse über Starkstromtechnik kann jeder die Basisstation mit Energie versorgen”, betont A1 CTO Christian Laqué. Über ein intelligentes Managementsystem wird der Verbrauch exakt gesteuert.
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Wie die Basisstation mit Strom versorgt wird
“Es macht natürlich Spaß zu zeigen, dass die Elektroautos nicht nur von A nach B fahren können, sondern auch im Krisenfall eine Anwendungsmöglichkeit haben”, sagt Ralf Benecke, Generaldirektor von Renault Österreich. An der Basisstation ist der Aufwand relativ überschaubar. Man braucht lediglich den Anschluss und eine Zufahrtsmöglichkeit für das Elektroauto.
v.l.n.r.: Christian Laqué (A1 CTO), Ralf Benecke (Generaldirektor Renault Österreich), Lukas Zehetbauer (Bürgermeister von Raasdorf), Christian Zeindlhofer (Leiter Risiko- und Resilienzmanagement A1)
© A1/APA/Hörmandinger
Wie das Netz gedrosselt wird
Kommt es zu einem großflächigen Stromausfall, würde natürlich nicht alles weiterlaufen wie bisher. Stundenlang streamen sollte man dann eher nicht. “Im Falle eines Blackouts fahren wir die Technik etwas herunter, damit vor allem die Sprachtelefonie und die wichtigsten Datendienste funktionieren”, erklärt Laqué.
Konkret bedeutet das Folgendes: Im Mobilfunknetz werden verschiedene Frequenzen verwendet. Kommt es zu einem Blackout, werden hohe Frequenzen vom Netz genommen. “Sie werden feststellen, dass Sie dann nicht ganz so schnell im Netz unterwegs sein können”, so Laqué.
So fokussiert man sich auf das, was in solchen Situationen wirklich notwendig ist. Das sind vor allem Telefonate, also um sich mit Familien und Freunden absprechen zu können. “Es gibt natürlich eine Bevorzugung für die Blaulichtorganisationen und Notrufe”, erklärt der CTO von A1.
Pläne für die Zukunft
Ziel des Projekts ist also, die wichtigsten Systeme so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. Es gibt auch schon einen 2. Masten in Österreich, an dem so ein System eingesetzt wird, und sukzessive sollen weitere Masten damit ausgestattet werden.
Insgesamt gibt es in Österreich 8.000 Standorte für Basisstationen von A1. Nicht alle müssen mit dieser Lösung ausgestattet werden. Würden rund 5.000 mit so einem System abgesichert werden, komme man bereits auf eine hohe Abdeckungsrate. Dafür braucht es aber auch einen Fuhrpark mit genügend geladenen E-Autos. Die 750-Einwohner-Gemeinde Raasdorf besitzt bisher nur ein Elektroauto. “Die Gemeindeinfrastruktur wird sich aber weiterentwickeln”, sagt Bürgermeister Lukas Zehetbauer. Und auch andere Elektroautos, die mit V2L ausgestattet sind, können die Basisstationen mit Strom versorgen.
“Wir wollen hier nicht haushohe Batterietürme hinstellen, die wir nur im seltensten Fall brauchen und somit weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll sind”, sagt Zeindlhofer. Sinnvoller sei es, auf Technologien wie Elektroautos zu setzen, die nicht nur für Mobilität sorgen, sondern auch zur Versorgungssicherheit beitragen können.
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