Merkava Kampfpanzer

Merkava Kampfpanzer

© APA/AFP/JACK GUEZ / JACK GUEZ

Militärtechnik

Israels Merkava Kampfpanzer bekommt Schutz gegen Magnetbomben

Am 7. Oktober 2023 hat die Hamas Israel angegriffen. Dabei zeigte sich, dass der viel gelobte „beste Panzer der Welt“ mit einfachen Mitteln geschlagen werden kann. Merkava Kampfpanzer wurden mit improvisierten Bomben und Drohnen attackiert und kampfunfähig gemacht.

Seitdem rüstet die israelische Armee (IDF) die Merkava nach. Seit Oktober wurden die Panzer mit zahlreichen improvisierten Schutzvorrichtungen gesichtet. Jetzt sind Bilder von Merkava Mk3s aufgetaucht, bei denen die Schutzvorrichtung standardisiert, statt improvisiert aussieht.

ISRAEL-PALESTINIAN-CONFLICT

Ein Merkava-Kampfpanzer mit dem neuen Dach und Gummistreifen

Ein Zelt für den Turm

Dazu gehört das neue „Dach“ für den Turm. Dieser Schutz gegen von Drohnen abgeworfene Granaten und Sprengkörper sowie Kamikazedrohnen kam erstmals im Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine in großer Anzahl auf. Gerade zu Beginn des Konflikts waren diese oft improvisiert. Manche bestanden lediglich aus Holzbalken und Maschendrahtzaun. Die Idee ist, dass Sprengkörper mit Aufschlagzünder explodieren, bevor sie die dünne Panzerung der Turmoberseite erreichen.

Das Dach auf den Mk3s sieht sehr robust und nach einer standardisierten Massenfertigung aus. Es ist zeltförmig, mit einer zulaufenden Spitze. Dadurch sollen abgeworfene Handgranaten oder Sprengkörper mit Zeitzünder hinunterrollen und am Boden explodieren, statt über dem Turm.

Außerdem sind Stahlseile an den Außenseiten gespannt. Diese sollen wohl verhindern, dass Kabel, Äste oder ähnliche Hindernisse zwischen Dach und Turm hängenbleiben und so die Besatzung verletzen, wenn diese die Luken öffnet oder sie in den geöffneten Luken stehend fährt.

Schutz vor Magnetbomben

Eine weitere Schutzvorrichtung wurde in dieser Form nicht in der Ukraine gesehen. Die Schürzen der Mk3s haben Gummistreifen. Auch die Wanne zwischen Schürze und Turm hat diese Gummistreifen. Ob die Gummistreifen auch auf der Rückseite aufgeklebt wurden, ist nicht bekannt.

Merkava mit Gummistreifen, aber ohne Dach

Merkava mit Gummistreifen, aber ohne Dach

Im Vorjahr wurden einige der neueren Merkava Mk4s mit Gummischutz an der Schürze gesehen, diese wirkten aber deutlich mehr improvisiert und viel weniger standardisiert als die Gummibestreifung der Mk3.

ISRAEL-PALESTINIAN-CONFLICT

Ein Mk4 mit improvisierten Gummiflächen auf der Schürze

Der Hauptzweck der Gummistreifen ist der Schutz vor Haftbomben – speziell Magnetbomben. Das sind Sprengsätze, die mit starken Magneten bestückt sind, um direkt an der Wanne des Panzers klebenzubleiben und so ihre maximale Zerstörungskraft zu entfalten.

Magnetbomben kamen schon in den Weltkriegen zum Einsatz

Das Prinzip wurde schon in den Weltkriegen genutzt. Im Ersten Weltkrieg haben Kampftaucher magnetische Haftladungen an Schiffen in Häfen angebracht. Im Zweiten Weltkrieg hat die Wehrmacht sogenannte Hafthohlladungen produziert. 3 Hufeisenmagnete haben den Sprengkörper am Panzer fixiert.

Ausbildung an der Hafthohlladung

Ausbildung an der Hafthohlladung

Dies war eine schnelle Reaktion auf das Aufkommen der russischen Kampfpanzer KW-1 und T-34. Diese waren zu stark gepanzert, um von der deutschen Infanterie an der Ostfront effektiv bekämpft werden zu können. Später wurde die Hafthohlladung durch die Raketenwerfer Panzerfaust und Panzerschreck ersetzt.

Die Hafthohlladung kam aber noch beim „Volkssturm“ zum Einsatz – die letzten Bemühungen des Dritten Reichs, die Invasion von Deutschland abzuwehren. Dabei wurden große Teile der Bevölkerung zwangseingezogen und mit billigen Waffen ausgerüstet.

Kamikaze-Mission

Der Vorteil von Magnetbomben ist, dass sie recht günstig und schnell zu improvisieren sind. Sprengstoff, Zeitzünder, ein paar Magnete und fertig ist ein Sprengsatz, der einen Kampfpanzer tendenziell außer Gefecht setzen kann. Dazu muss aber die Sprengladung entsprechend schwer und groß sein, weshalb die Magnetbomben meist nicht geworfen, sondern direkt von einer Person am Panzer angebracht werden.

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Das funktioniert am besten in engen Häuserschluchten oder bei Überraschungsangriffen aus Tunneln heraus auf kurze Entfernung. Eine Person sprintet zum Panzer, bringt die Magnetbombe an und flüchtet. Das hat das Risiko, vorher entdeckt zu werden. Außerdem besteht bei den improvisierten Sprengsätzen immer die Gefahr, dass der Zeitzünder nicht korrekt funktioniert, sondern zu früh auslöst. In beiden Fällen geht das nicht gut für den Bombenträger aus.

Im Falle der Hamas gibt es mehrere Videos, in denen zu sehen ist, wie Magnetbomben an Merkavas angebracht werden.

Merkava Mk4 gilt als modernster Panzer im Einsatz

Bisher wurden die neuen Gummisteifen und das verbesserte Dach nur auf Merkava Mk3s gesichtet. Diese ist die ältere Version des Kampfpanzers. Der Mk3 ist im Auslaufen und wird vom IDF derzeit hauptsächlich bei Reserveeinheiten genutzt.

Es ist davon auszugehen, dass die aktuelle Version Mk4 ebenfalls den Schutz bekommen wird – oder vielleicht sogar schon erhalten hat und nur noch nicht damit fotografiert wurde. Der Mk4 hat zwar das Trophy-Verteidigungssystem, um Raketen und andere Geschosse abzuwehren, gegen Magnetbomben hilft es aber nicht.

In einem Video der Hamas sind zu Beginn 2 Clips zu sehen, die das Trophy-System in Aktion zeigen. Dabei werden 2 Mk4s mit Raketenwerfern beschossen. Das Trophy-System reagiert vollautomatisch und zerstört die Geschosse, bevor sie den Panzer erreichen.

Wegen des Trophy-Systems und moderner Elektronik, die das automatische Anvisieren der Beschussquelle ermöglicht, wird der Merkava oft als der fortschrittlichste und beste Kampfpanzer im Einsatz bezeichnet. Als Alleinstellungsmerkmal hat er noch einen 60mm-Mörser im Turm eingebaut, um indirekten Beschuss zu ermöglichen – etwa auf feindliche Stellungen hinter Hügeln oder Gebäuden.

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