Das Luftschiff von Kelluu kann auchh bei winterlichen Temperaturen fliegen
12 Meter langes NATO-Luftschiff könnte Grenze zu Russland überwachen
Immer wieder kam es in der Vergangenheit zu Vorfällen, bei denen Unterseekabel sabotiert wurden. Verdächtigt werden Akteure aus China und Russland. Die NATO legt deshalb einen Fokus auf die bessere Überwachung von Schiffen, um die maritime Sicherheit zu verbessern.
Dabei helfen könnte ein 12 Meter langes Luftschiff, das von dem finnischen Unternehmen Kelluu produziert wird. Im Rahmen der NATO-Übung Repmus 25 (Robotic Experimentation and Prototyping using Maritime Unmanned Systems) wurde das busgroße Luftfahrzeug bereits getestet und nahm Bilder von Schiffen und weiteren Objekten auf, wie twz berichtet.
In Zukunft könnte das Luftschiff auch dabei helfen, die Grenze zu Russland zu überwachen. Noch sei es aber zu früh, um zu bewerten, ob das Luftschiff für die NATO nützlich sein kann, heißt es von dem NATO-Sprecher Arlo Abrahamson.
12 Stunden in der Luft
Luftschiffe gibt es schon lange. Im 1. und 2. Weltkrieg wurden sie auch militärisch eingesetzt. Jenes von Kelluu ist aber nicht bemannt. Es fliegt autonom und kann pro Mission 12 Stunden in der Luft bleiben.
Das ist deutlich länger, als mit batteriebetriebenen Multicopter-Drohnen oder Hubschraubern möglich wäre. Dadurch soll das Luftschiff in der Lage sein, sehr lange ein bestimmtes Gebiet zu überwachen.
Weil es unter der Wolkendecke fliegt, führt das zu einer genaueren Datenaufnahme, im Vergleich zu Flugzeugen oder Satelliten. Außerdem ist eine lückenlose Satellitenüberwachung eines Gebiets oft nicht möglich, weil die Beobachtungssatelliten um die Erde kreisen und nur Fotos machen können, wenn sie gerade wieder über das Gebiet fliegen.
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Das Sensorsystem
Auf dem Luftschiff können verschiedene Sensoren oder Messgeräte angebracht werden. Die Nutzlast beträgt bis zu 6 Kilogramm. In der Standardausführung hat das Luftschiff von Kelluu eine Multispektralkamera, die detaillierte Bilder aufnehmen kann.
Beispielsweise können Aufnahmen in verschiedenen Wellenlängenbereichen, wie Infrarot, gemacht werden. Elektrooptische Kameras liefern hochauflösende Farbbilder, wodurch die maritime Überwachung von Schiffen besser gelingen soll.
Ebenso kann das Luftschiff mit seinen Sensoren elektromagnetische Emissionen, also beispielsweise Funksignale, überwachen. Das System wird auch eingesetzt, um die Umwelt, also zum Beispiel Wälder, zu überwachen und ein detailliertes 3D-Abbild dieser zu erhalten.
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Wasserstoff als Antrieb
Angetrieben wird das Luftfahrzeug mit Wasserstoff. Das führt auch dazu, dass es nicht nur sehr leise, sondern auch emissionsarm unterwegs ist. Auch als Traggas wird Wasserstoff genutzt.
Da es in der Vergangenheit zu tragischen Unfällen mit wasserstoffbetriebenen Luftfahrzeugen gekommen ist, hat das Unternehmen vorgesorgt. “Es ist sicher und explodiert nicht. Wir verfügen über eine eigene patentierte wasserstoffsichere Konstruktion, die genau das gewährleistet”, heißt es von Kelluu.
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Weitere NATO-Übungen geplant
Laut Kelluu kann das Luftschiff weltweit von Plattformen starten, ohne dass eine Landebahn nötig ist. Mit einem Luftfahrzeug soll ein Gebiet mit einem Durchmesser von bis zu 300 Kilometern überwacht werden können.
Um Deutschland flächendeckend zu überwachen bräuchte es also nur 5 dieser Luftschiffe, so Kelluu. Das Luftschiff war heuer auch schon bei einer Übung der finnischen Luftwaffe beteiligt. Die Grenze zwischen Finnland und Russland ist etwa 1.340 km lang. Eine Flotte aus 10 bis 15 Luftschiffen könnte eine 24-Stunden-Überwachung dieser Grenze ermöglichen.
Das Luftschiff soll im Oktober auch an der NATO-Übung DiBax (Digital Backbone Experimentation) in Lettland teilnehmen.
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