
Screenshot des umgebauten Bradley M2 Schützenpanzers
Russland kapert M2 Bradley Panzer und baut sowjetische Kanone ein
Der M2-Bradley Panzer wird von den USA seit 1981 eingesetzt. Infolge des Angriffskriegs von Russland auf die Ukraine wurden dieser auch Exemplare des Bradleys überlassen.
Einen dieser Panzer hat Russland im Rahmen der Kampfhandlungen offenbar fast unbeschädigt erbeutet. Ein Foto zeigt dieses Exemplar nun, allerdings mit einer bemerkenswerten Veränderung.
So wurde die 25-mm-Maschinenkanone Bushmaster M242 durch eine russische 30-mm-Kanone 2A72 ersetzt, wie twz berichtet. Diese stammt ursprünglich noch aus Zeiten der Sowjetunion und des Kalten Krieges.
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Die 2A72 im Einsatz
Die 2A72 ist als Hauptkanone des Radpanzers BTR-82 und des Schützenpanzers BMP-3 bekannt. Sie ist eine leichtere Weiterentwicklung der 2A42, womit mehrere russische Kampffahrzeuge, beispielsweise der BMP-2, bewaffnet sind.
Die Kanone kann 330 Schüsse pro Minute abgeben und hat eine Reichweite von rund 1,6 Kilometer. Im Vergleich dazu erreicht die M242 eine vergleichbar niedrigere Feuerrate von 200 Schuss pro Minute.
Zu der Munition, die für die Kanone 2A72 verwendet werden kann, gehören panzerbrechende Leuchtspurmunition (AP-T), hochexplosive Splitter- und Brandmunition (HEF-I) oder hochexplosive Leuchtspurmunition (HE-T).
Bushmaster M242
Für die M242 stehen mehrere Munitionsarten zur Verfügung. Am häufigsten werden hochexplosive Geschosse gegen Infanterie und leicht gepanzerte Fahrzeuge verwendet und panzerbrechende Geschosse. Letztere enthalten einen Pfeil aus abgereichertem Uran.
Obwohl die M242 nicht dafür gedacht ist, um sich mit stark gepanzerten Fahrzeugen anzulegen, hat die Ukraine bewiesen, dass es möglich ist. So wurde mit der 25-mm-Kanone gegen einen russischen Kampfpanzer T-90 ein "technischer Kill" erzielt.
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Die Munition ist gegurtet, so wie man es von Maschinengewehren kennt. Die M242 hat eine Doppelgurtzuführung. Dadurch kann zwischen 2 geladenen Munitionsarten umgeschaltet werden. Die Kanone nutzt weder Gasdruck noch das Rückstoßprinzip für ihre Funktion, sondern einen Elektromotor mit einem PS Leistung.
USA lieferten an die Ukraine
Seit April 2023 lieferten die USA der Ukraine mehr als 300 Stück der M2A2 ODS-Version des Bradley. Laut der Open-Source-Tracking-Gruppe Oryx sollen mindestens 12 ukrainische Bradleys von russischen Kämpfern erbeutet worden sein.
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Das folgende Video ist ein Hinweis, der darauf hindeutet, dass Russland die entwendeten Panzer im Krieg einsetzt. Zu sehen ist eine russische Truppe, die einen Bradley bedient. Das Fahrzeug wurde auch mit einem zusätzlichen Drohnenschutz ausgestattet.
Warum wurde umgerüstet?
Warum der Bradley umgerüstet wurde, ist nicht eindeutig geklärt. Laut twz könnte es sich um eine Testinstallation handeln, um zu prüfen, ob dieser Umbau möglich ist. Es könnte sich aber auch um Propaganda handeln, um zu zeigen, wie "erfolgreich" man in diesem Krieg ist.
Das wäre nicht das erste Mal. Denn in der Vergangenheit wurden bereits Bradleys in der ursprünglichen Version als Kriegsbeute ausgestellt. Russland hat mit erbeuteten Panzern wie diesen aber jedenfalls die Möglichkeit, westliche Panzer besser kennenzulernen.
Am wahrscheinlichsten ist aber, dass der Umbau aus praktischen Gründen gemacht ist. Russland nutzt nicht das Kaliber 25 × 137 mm der Bushmaster-Kanone und hat es deshalb, abgesehen von einer kleinen Menge erbeuteter Munition, nicht im Arsenal. Daher wurde vermutlich die 2A72-Kanone eines nicht mehr funktionsfähigen russischen Panzers eingebaut, für die ausreichend Munition vorhanden ist. Solche Modifikationen, bei denen unterschiedliche Waffensysteme zusammengeführt werden, nennt man Frankenstein-Mod.
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Wie stabil die Panzer sind
Der Vorstandsvorsitzende des russischen Rüstungskonzerns Rostec, Sergey Chemezov, kritisierte die Geländegängigkeit des Bradley sowie die fehlende Amphibienfähigkeit. Letzteres bedeutet, dass der Panzer sowohl an Land als auch im Wasser eingesetzt werden kann.
Man muss aber natürlich beachten, dass Rostec seine Rüstungsgüter verkaufen möchte und auch deshalb diese Meinung vertritt. Laut twz gibt es mehrere dokumentierte Vorfälle, in denen ukrainische Bradley-Panzer Volltreffer überstanden haben. Laut Oryx gibt es aber auch bereits dokumentierte Belege für 177 ukrainische Bradleys, die zerstört oder erbeutet wurden.
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