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Digital Life

Netflix-Konto teilen: Vorerst keine Kontrollen in Österreich

Das Teilen des eigenen Netflix-Kontos mit Freunden und Bekannten aus anderen Haushalten ist weit verbreitete Praxis und wird – obwohl es offiziell den Nutzungsbedingungen widerspricht – als Kavaliersdelikt angesehen. Laut Umfragen teilen etwa ein Drittel der Netflix-Nutzer ihr Konto mit Personen eines anderen Haushalts. Vom Dienst wurde das bislang weitestgehend toleriert. Das dürfte sich nun aber ändern.

Wie mehrere Nutzer aus den USA berichten, bekommen sie beim Einloggen in fremde Accounts folgende Fehlermeldung: „Wenn du nicht mit dem Besitzer dieses Kontos in einem Haushalt lebst, brauchst du einen eigenen Zugang, um weiterzusehen“. Anschließend gibt es die Möglichkeit, das Konto per E-Mail oder SMS zu verifizieren – also sich dort einen Zahlencode zusenden zu lassen, den man beim Einloggen benötigt. Hier beginnt das Problem, denn wenn man einen geteilten Netflix-Account verwendet, hat man zwar in der Regel das Passwort, selten aber den Zugang zu Mail oder Telefon des Inhabers.

Gegenüber der futurezone heißt es auf Anfrage: „Dieser Test soll sicherstellen, dass Netflix-Konten nur von Personen verwenden werden, die dazu berechtigt sind.“ Auf Österreich oder Deutschland soll der Probelauf laut einem Unternehmenssprecher vorerst nicht ausgeweitet werden.

Offiziell nicht gestattet

Offiziell ist die Sache klar, wie aus den Netflix-Nutzungsbedingungen hervorgeht. Dort heißt es in Punkt 4.2:

Der Netflix-Dienst und sämtliche Inhalte, die über den Dienst angesehen werden, sind ausschließlich für Ihre persönliche und nicht kommerzielle Nutzung bestimmt und dürfen nicht mit Personen, die nicht im gleichen Haushalt leben, geteilt werden.

Netflix | Nutzungsbedingungen

Wer dagegen verstößt, läuft Gefahr, dass sein Konto gesperrt wird. Durchgesetzt wurde diese Regel aber bisher nicht. Netflix-Chef Reed Hastings meinte 2016, man müsse damit leben, da es schwierig sei zwischen legitimen – etwa mit Partnern oder Kindern – oder unrechtmäßigem Teilen zu unterscheiden.

Die Bedenken sind berechtigt. So kann Netflix zwar anhand der IP-Adresse registrieren, wenn von verschiedenen Orten aus auf seine Server zugegriffen wird, allerdings kann dies auch völlig legitim sein. Etwa dann, wenn der Account-Inhaber von seinem Smartphone, einem Hotel oder seinem Arbeitsplatz auf den Dienst zugreift.

Netflix-Chef Reed Hastings (li) und Content-Chef Ted Sarandos

Mit der Lösung des Verifizierens per Mail oder SMS geht man einen Mittelweg: Die Nutzung von verschiedenen Standorten aus bleibt weitgehend möglich, das Teilen des Accounts wird aber erschwert. Man müsste sich etwa einen eigenen E-Mail-Account anlegen und allen Nutzern des Accounts ebenfalls darauf Zugriff geben.

Billige Konten im Netz

Probleme hat Netflix nicht nur durch das Teilen unter Freunden und Bekannten. So werden auf mehreren Marktplätzen im Netz vergünstigt Accounts verkauft, die man „mitbenutzen“ kann. Ein aktuelles Angebot liegt etwa bei knapp 26 Euro für ein Jahr, ein Bruchteil des regulären Preises für ein Abo.

Falls man derartige Angebote wahrnimmt, sollte man sich auch immer bewusst sein, dass diese Konten jederzeit komplett gesperrt werden können. Dass man dann sein Geld zurückbekommt, ist zumindest fraglich. 

Wie viel Geld dem Streaming-Dienst durch die geteilten Accounts entgeht, ist nur schwer abschätzbar. Eine Studie aus 2019 kam zum Schluss, dass der jährliche Umsatzentgang 2,3 Milliarden Dollar beträgt. Mittlerweile dürfte der Betrag jedenfalls noch höher sein. So hat der Streaming-Dienst während der Pandemie ein enormes Wachstum verzeichnet und Anfang des Jahres die Marke von 200 Millionen Abonnenten geknackt.

Bei Netflix wächst nicht nur die Zahl der Nutzer sondern auch die der teuren Eigenproduktionen. Damit will man sich unabhängig von Lizenzinhabern anderer Filme und Serie machen, um frei entscheiden zu können, in welchen Märkten man die Inhalte anbieten darf. Bei zugekauftem Content ist es oft so, dass Netflix ihn nur in bestimmten geografischen Regionen ausspielen darf. Alleine 2020 wurden von Netflix 14,5 Milliarden Euro in Eigenproduktionen gesteckt.

Starke Konkurrenz

Trotz des Wachstums bekommt Netflix auch zunehmend Konkurrenz. War man vor einigen Jahren noch fast der alleinige Marktbeherrscher, drängen nun zunehmend andere Dienste auf den Markt. Darunter etwa Disney+, das erst vor wenigen Tagen die Marke von 100 Millionen Abonnenten geknackt hat. Analysten zufolge wird Disney bis 2026 Netflix überholen. Ebenfalls stark im Geschäft ist Amazon mit Prime Video, das vor allem durch die Kombination mit Versandvorteilen beim dazugehörigen Online-Händler punktet.

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Apples Streaming-Dienst Apple TV Plus hat aufgrund des starken Ökosystems zwar einen Startvorteil, hatte bislang aber kaum nennenswerte Marktanteile. Da Apple aktuell beim Kauf eines neuen iPhones oder iPads jeweils ein Jahr kostenlose Mitgliedschaft dazu gibt, dürfte die Zahl an Abonnenten zuletzt allerdings stark gewachsen sein. Mit HBO Max, dem Streaming-Dienstes des bekannten US-Fernsehnetzwerks HBO, steht außerdem ein neuer Player am Markt

Besonders Amazon und Apple dürften mit dem Teilen von Accounts weniger Probleme haben als Netflix. So sind die Streaming-Konten jeweils fix mit dem Amazon- bzw. Apple-Konto verknüpft – Zugänge, die man weniger leichtfertig weitergibt.

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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