ZFB-05 im Einsatz bei der russischen Armee

ZFB-05 im Einsatz bei der russischen Armee

© Vodograi / t.me/mag_vodogray

Militärtechnik

Russland setzt jetzt chinesische Fahrzeuge gegen die Ukraine ein

Russland geht das Kriegsgerät aus. Neben alten Panzern aus längst vergangenen Sowjetzeiten, muss der Kremlin auch auf Importe aus anderen Ländern zurückgreifen.

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Nur hat Russland aktuell nicht so viele Verbündete auf der Welt. So wurden bereits Raketen und Fahrzeuge von Nordkorea gekauft. Vom Iran bekam man die berüchtigte Shahed 136 Kamikaze-Drohne, was aber beide Länder bestreiten.

Jetzt kommt auch chinesisches Kriegsgerät zum Einsatz – obwohl China bestreitet, Russland militärisch zu unterstützen. An der Front wurden mehrere ZFB-05 Xinxing, auch Tiger genannt, gesichtet. Die Fotos wurden vom Telegram-Kanal Vodograi veröffentlicht.

ZFB-05 Xinxing

ZFB-05 Xinxing

Chinesisches Gegenstück zum amerikanischen Humvee

Bei dem ZFB-05 handelt es sich um ein gepanzertes Allrad-Fahrzeug. Der Tiger ist für den Einsatz von Personen gedacht. Die Crew besteht aus Fahrer und Beifahrer. Im Transportbereich haben, je nach Konfiguration, 7 bis 9 Soldaten Platz.

Damit kann er als Gegenstück zum bekannten Humvee der US-Streitkräfte gesehen werden. Auch der hat Platz für bis zu 8 Passagiere.

Trotz seiner Masse von 4,5 Tonnen ist der ZFB-05 in seiner Grundversion genügsam. Der Tank mit 124 Litern soll für eine Reichweite von 800 Kilometern sorgen. Die Höchstgeschwindigkeit auf der Straße liegt bei 115 km/h.

Käfig soll vor Drohnen schützen

Auf den Fotos aus der Ukraine ist erkennbar, dass der ZFB-05 zusätzlichen Schutz bekommen hat. Er scheint einen kompletten Antidrohnen-Käfig zu haben. Sichtbar ist das Gitter an der Front, der Motorhaube, den Seiten und dem Dach. Vermutlich wird auch die Rückseite damit ausgestattet sein. Sogar die Windschutzscheibe hat ein herunterklappbares Gitter bekommen.

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Diese Schutzmaßnahme wird auch Cope Cage genannt. Sie soll die Explosion einer Kamikaze-Drohne abschwächen, weil der Gefechtskopf auf dem Käfig und nicht direkt am Fahrzeug explodiert. Allerdings sieht es so aus, als ob das Gitter sehr nahe an der Karosserie des ZFB-05 ist, was den Schutzeffekt reduziert.

ZFB-05 Xinxing bei den russischen Truppen

ZFB-05 Xinxing bei den russischen Truppen

Über dem Maschinengewehrstand am Dach wurde ebenfalls ein Gitter montiert. Dies soll nicht nur vor Kamikaze-Drohnen schützen, sondern auch vor Drohnen, die Granaten abwerfen. Das Dach soll verhindern, da die Sprengkörper direkt durch die Luke in den Innenraum geraten.

Maschinengewehr im Turm

Das Maschinengewehr ist nicht eindeutig erkennbar, da sie mit Folie abgedeckt sind. Der Turm des ZFB-05 wurde für Maschinengewehre im Kaliber 12,7mm ausgelegt, weshalb es sich vermutlich um ein NSV oder Kord handeln wird.

Alternativ könnte auch eine 23mm-Kanone oder ein 35mm-Granatwerfer genutzt werden. Auf den Fotos deutet aber nichts auf diese Bewaffnung hin.

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Möglicherweise kommen die Fahrzeuge aus Tschetschenien 

Es ist das erste Mal, dass ZFB-05s tatsächlich im Einsatz bei russischen Truppen zu sehen sind. Im Juni 2023 waren 8 dieser Fahrzeuge in einem Video einer tschetschenischen Einheit zu sehen, allerdings ohne Antidrohnen-Käfig und ohne Bewaffnung. Damals sagte China, dass man Russland keine militärische Hilfe zur Verfügung gestellt habe und auch keine zur Verfügung stellen werde.

ZFB-05 bei einer tschetschenischen Einheit

ZFB-05 bei einer tschetschenischen Einheit 

Derzeit ist nicht bekannt, ob es sich bei den jetzt gesichteten ZFB-05s um dieselben handelt, die in Tschetschenien zu sehen waren, oder um neu beschaffte Fahrzeuge. Es wäre zumindest nicht das erste Mal, dass der tschetschenische Machthaber Ramsan Kadyrow russischen Truppen Fahrzeuge überlässt. So hat Kadyrow kürzlich behauptet, 2 Tesla Cybertrucks bewaffnet und an die Front geschickt zu haben.

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Der "Polizei-Trick"

Möglich wäre auch, dass Russland die Fahrzeuge mit einem Trick gekauft hat. Vom ZFB-05 gibt es offiziell eine Version, die für die Polizei gedacht ist, aber ebenso einen Turm für ein Maschinengewehr hat. Weil es die „Polizei-Version“ ist, würde China Russland keine militärische Hilfe zur Verfügung stellen, sondern Fahrzeuge für dessen Exekutive.

ZFB-05 in der Polizei-Variante

ZFB-05 in der Polizei-Variante

Dazu passt, dass kürzlich ein ähnliches Fahrzeug in Russland aufgetaucht ist. Im August wurde ein Dongfeng EQ2091XFB der Moskauer Metro gesichtet.

Dongfeng EQ2091XFB der Moskauer Metro

Dongfeng EQ2091XFB der Moskauer Metro

Auch dabei handelt es sich um ein gepanzertes Fahrzeug, auch dieses hat einen Turm für ein Maschinengewehr. Allerdings wurde das Dongfeng-Logo vom Kühler entfernt. Dongfeng bietet dieses Gefährt als „Antiterror-Fahrzeug“ für Polizei und Behörden an.

Der EQ2091XFB ist das mittlerweile vierte gepanzerte Fahrzeug der Moskauer Metro. Offiziell werden diese für Antiterror-Einsätze bereitgehalten.

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USA: China beliefert Russland

China wird schon länger vorgeworfen, Russlands Kriegsbemühungen heimlich zu unterstützen. US-Geheimdienste berichten, dass China Mikroelektronik liefert, um Lenkwaffen, Panzer und Flugzeuge zu bauen. Zudem sollen Werkzeuge und Know-How geliefert worden sein, um Drohnen in Russland herzustellen.

Auch soll China reichlich Cellulosenitrat liefern. Das wird etwa in Nagellack und bei manchen Klebstoffen genutzt, ist aber ebenfalls Hauptbestandteil von Schießpulver und Pulver für Treibladungen – also wichtig für die Herstellung von Munition. Außerdem kann es als Komponente von Raketentreibstoff genutzt werden.

Ebenfalls soll China militärische Zieleinrichtungen für Panzer, Antriebe für Drohnen und Triebwerke für Marschflugkörper geliefert haben. Wie schon zuvor reagierte China einigermaßen empört auf die Vorwürfe und betonte, dass man keine militärischen Güter an Russland liefere.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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Gregor Gruber

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