Ladoga

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Militärtechnik

Sowjetische Business Class: Extrem seltener Panzer in Ukraine gesichtet

Russland hat schon einige Raritäten in die Ukraine geschickt. Neben reaktivierten Uralt-Panzern gibt auch besonders seltenes Kriegsgerät, was dort zum Einsatz kommt.

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Jetzt wurde eines gesichtet, das selbst Rüstungexpert*innen erstaunt: ein Ladoga. Von diesem kuriosen Panzer, der für den Transport von VIPs gebaut wurde, sollen weniger als 5 Stück existieren.

Möglicherweise ist es jetzt sogar noch einer weniger. Die Videosichtung des Ladoga ist nämlich aus der Perspektive einer Kamikazedrohne, die ihn anscheinend attackiert hat. Ob der Ladoga dabei zerstört wurde, ist derzeit nicht bekannt.

Was die Aufgabe des Ladoga in der Ukraine ist (oder war), ist ebenso unbekannt. Üblicherweise wird der Panzer für den Transport von hochrangigen Regierungsmitgliedern genutzt. Dass er genau das machte, ist aber eher unwahrscheinlich. Rüstungsexpert*innen vermuten, dass er zweckentfremdet wurde und etwa als Kommandostand dient oder um wichtiges Material durch umkämpftes Gebiet zu transportieren.

Der Ladoga am Schlachtfeld sei einmal mehr ein Zeichen dafür, dass Russland das Kriegsgerät ausgehe. Deshalb würde die russische Armee alles an die Front werfen, was eine Panzerung hat und noch fahren kann. So wurde etwa schon 2022 der einzige T-80UM2-Prototyp zerstört, den Russland besitzt.

Rundum-Schutz für wichtige Regierungsmitglieder

Die Anforderung an ein stark gepanzertes Fahrzeug für den VIP-Transport geht auf das Ende der 70er-Jahre zurück. Es sollte auf einer bereits existierenden Plattform basieren und eine höchstmögliche Kompatibilität mit Komponenten aus einer bestehenden Serienfertigung haben. Es sollte nicht nur stark gepanzert sein, sondern auch die Insassen vor Strahlung, biologischen und chemischen Bedrohungen schützen.

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Als Plattform wurde der Kampfpanzer T-80 gewählt. Als Motor wurde die GTD-1250 Gasturbine eingesetzt. Die liefert 1.250 PS und kommt beim T-80U zum Einsatz, der 1976 in Dienst gestellt wurde.

Das Papamobil der Panzer

Die offensichtlichste Änderung ist, dass der Turm samt Bewaffnung entfernt wurde. Stattdessen gibt es einen ungewöhnlich hohen Aufbau. Das, in Verbindung mit dem Kettenantrieb, gab es bisher nicht im Sowjet-Arsenal. Am ehesten wäre das noch mit dem M577 der US Army zu vergleichen.

Wegen dieses Kanzel-artigen Aufbaus, wird der Ladoga scherzeshalber mit dem Papamobil vergleichen: „Wenn der Papst Panzer fahren würde“, liest man öfters in Kommentaren, wenn es um den Ladoga geht.

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Ladoga

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2-geteilte Kabine für Personal und VIPs

Immerhin hätte es der Papst darin bequem. Statt wie bei einem T-80 durch die Dachluke des Turms einzusteigen, gibt es eine Tür an der linken Seite, samt einer ausklappbaren Stiege. Die Kabine ist für insgesamt 4 Personen gedacht. Sie ist zweigeteilt. Ein Bereich ist für den Fahrer und vermutlich einen Funker, bzw. Mitarbeiter des Kremls, vorgesehen. Es sind Instrumente vorhanden, um bei Tag und Nacht fahren zu können.

In der Kabine des Ladoga

In der Kabine des Ladoga 

Der zweite Bereich ist für die VIPs. Die Innenausstattung, samt Ledersesseln und kleinen Tischen zum Arbeiten, erinnert mehr an die Business-Class eines 80er-Jahre Passagierflugzeugs als an einen Panzer. Für die VIPs sind eigene Kommunikationseinrichtungen vorgesehen.

Gerüchten zufolge sollte der Ladoga in den 80er-Jahren so auch als Kommandostand genutzt werden können, um Atomschläge zu befehligen. Dafür gibt es aber keine Bestätigung.

VIP-Bereich des Ladoga

VIP-Bereich des Ladoga 

Für die interne Kommunikation wird die russische Panzerhaube genutzt, die Kopfhörer und Mikrofon eingebaut hat. Weil es ein VIP-Transporter war, besteht diese nicht aus dem üblichen Stoff, sondern aus Leder – passend zur Lederinnenausstattung.

Panzerhaube mit Headset des Ladoga

Panzerhaube mit Headset des Ladoga

Kamera für 360-Grad-Ansicht

Der damaligen Zeit voraus war die Idee eines Rundum-Sichtsystems. Zumindest ein Ladoga hat dazu eine Kamera auf einem Mast montiert. Der Mast kann gedreht werden. So ist es möglich über die Bildschirme im Inneren zu sehen, was sich rund um den Panzer tut.

Kamera-Mast des Ladoga

Kamera-Mast des Ladoga

Dies soll sicherstellen, dass der Ladoga möglichst nie geöffnet werden muss. Dadurch soll ein umfassender ABC-Schutz gewährleistet werden. Gegen radioaktive Strahlung hat er eine „Anti-Neutronen-Beschichtung“. Ob es sich dabei einfach um Blei handelt, ist nicht bekannt.

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Der Panzer kann luftdicht verschlossen werden. Die Luft kommt dann entweder durch eine Filteranlage ins Innere oder durch einen eigenen Lufttank, der an der Außenseite montiert ist. Letzteres soll sicherstellen, dass keine biologischen und chemischen Bedrohungen eindringen können. Ebenfalls an der Außenseite gibt es eine zusätzliche Gasturbine mit 18-kW-Leistung. Damit können die Systeme mit Strom versorgt werden, auch wenn der Ladoga parkt und der Hauptmotor abgeschaltet ist.

VIP-Panzer fährt sich wie ein T-80

Trotz der Modifikationen und Zusatzausstattung ist der Ladoga mit 42 Tonnen etwas leichter als der T-80 (46 Tonnen). Fahreigenschaften und Geländegängigkeit sollen gleich wie beim T-80 sein. Ein Fahrer, der einen T-80 steuern kann, kann also auch Chauffeur im Ladoga sein.

Anfang der 80er-Jahre war der erste Prototyp fertig. Dieser ist in verschiedenen Gebieten der Sowjetunion getestet worden, inklusive in der Wüste von Turkmenistan. Die genaue Zahl der produzierten Ladoga ist unklar. Inklusive des Prototyps sollen es 4 bis 5 Stück sein, wobei ebenso unklar ist, wie viele davon noch einsatzfähig sind.

Ladoga

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Einsatz in Tschernobyl

Die bisher prominenteste Sichtung des Ladoga war nach dem Super-GAU von Tschernobyl. Im Mai 1986 wurde der Ladoga mit der Wagennummer 317 von Leningrad nach Kiew verlegt. Bis Herbst 1986 wurde der Ladoga dort von einer Sonderaufklärungseinheit genutzt, die die Folgen des Atomunglücks untersuchen sollte. Nach der Dekontaminierung wurde 317 zurück nach Leningrad gebracht.

Ladoga mit der Nummer 317 in Tschernobyl

Ladoga mit der Nummer 317 in Tschernobyl

Seitdem sind die Ladoga nicht mehr in Erscheinung getreten – bis eben vor kurzem in der Ukraine. In Russland hat man sie zuvor nur in Museen gesehen.

Hubschrauber statt Panzer

Statt Panzer nutzt der Kreml derzeit spezielle Hubschrauber, um im Falle eines Angriffs VIPs in Sicherheit zu bringen. Dazu gibt es den Mi-35MS, der auf dem Kampfhubschrauber Mi-24 Hind basiert.

Der Mi-35MS kann als fliegender Kommandostand genutzt werden. Solange diese Eigenschaft nicht benötigt wird, kommt er in Russland als VIP-Lufttaxi zum Einsatz, etwa für den Verteidigungsminister. 

Mi-35MS

Mi-35MS

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