Strompreis
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Ärger mit Smart Meter: Kunden haben Probleme bei flexiblen Tarifen

Mit intelligenten Stromzählern (Smart Metern) wird es möglich, als Kund*in einen flexiblen Stromtarif zu beziehen. Der Stromverbrauch wird bei einem „Opt-In“ in 15-Minuten-Intervallen erhoben und übermittelt.

Ein Anbieter, der schon seit längerem flexible Stromtarife anbietet, ist Awattar. Beim Tarif „hourly“ werden die Strompreise stündlich angepasst, beim Tarif „sunny“ lassen sich auch eingespeiste PV-Anlagen abrechnen. Bei beiden Tarifen gilt: Die Abrechnung des Verbrauchs passiert mit einer Monatsrechnung. Für Energiekund*innen ist das ein großer Vorteil, da sie einen regelmäßigen Überblick über ihre Energiekosten haben.

Datenabfragen funktionieren nicht

Doch Kund*innen berichten darüber, dass es immer wieder zu Problemen bei den Datenabfragen zum Stromverbrauch durch die Netzbetreiber kommt und die Daten nicht rechtzeitig an Awattar weitergegeben werden. Ein Kunde erzählt im Gespräch mit der futurezone etwa, was im widerfahren ist. Markus M. (Name geändert, der Redaktion bekannt) war im Februar nach Niederösterreich übersiedelt, in ein Haus, in dem es bereits einen vorinstallierten Smart-Meter gegeben hat. Das Freischalten der Smart-Meter-Werte habe „ewig gedauert“, berichtet er. „Zählerdaten für den alternativen Anbieter, den ich gewählt habe, gab es bis August keine“, so M.

„So bringt meiner Meinung ein Smart-Meter-Rollout nichts… Ich möchte die flexiblen Stundentarife nutzen, aber ohne Zählerdaten klappt das nicht. Ich hoffe, dass bei der Verrechnung dann alles korrekt abläuft, irgendwann…“, sagt der mittlerweile verzweifelte Kunde, der selbst im IT-Bereich arbeitet.

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Manueller Fehler eines Menschen ist Schuld

Die Netz NÖ bestätigt auf Nachfrage der futurezone, dass es bei dem Kunden zu einem Fehler bei der Datenübertragung gekommen war. „Bei der Stammdatenbereinigung ist ein manueller Fehler passiert. Das Gute ist: Es sind keine Daten verloren gegangen und es funktioniert jetzt wieder“, heißt es seitens der Netz NÖ. Unverzeihlich sei, dass das so lange niemandem aufgefallen sei. Man möchte sich zudem für die mangende Kommunikation entschuldigen, heißt es. M. hat seit Februar nämlich regelmäßig nachgefragt und immer wieder neue, teils kreative Antworten seitens der Netz NÖ erhalten. Gegengecheckt hat das offenbar bis zu unserer Anfrage niemand.

Probleme auch in anderen Bundesländern

M. ist nicht der Einzige, der von derartigen Datenübertragungsschwierigkeiten betroffen ist. Im LTE-Forum häuften sich im Juli zahlreiche Berichte von Betroffenen, deren Abrechnungsdaten von den Netzbetreibern nicht an Awattar übermittelt werden. „Bin seit 1. April bei Awattar und habe noch keine Rechnung erhalten. Habe schon 3x urgiert, aber die E-Netze Steiermark geben die Daten einfach nicht weiter. Ich habe auch direkt dort nachgefragt, stoße aber taube Ohren und werde nur vertröstet bzw. abgewimmelt. Eigentlich unglaublich, dass es sowas geben kann“, schreibt ein Nutzer in dem Forum.

Awattar muss auf die Daten warten, Geld vorstrecken

Wir haben auch bei Awattar nachgefragt, ob es derzeit gehäuft zu derartigen Problemen kommt, und wie man beim alternativen Energieanbieter damit umgeht. Die Fälle, bei denen die Verrechnung mehr als ein paar Monate nicht klappt, liegen im „niedrigen, einstelligen Prozentbereich“, heißt es. „Prinzipiell kommt es immer mal wieder vor, dass solche Probleme auftreten, aber die Netzbetreiber bekommen immer besser in den Griff. Es gibt aber auch ,Problemhäufungen' bei bestimmten Netzbetreibern. Woran die Probleme genau liegen, können die Netzbetreiber sicher besser einschätzen als wir. Wir müssen dann in so einer Situation auf die Daten warten und können die Kunden nicht verrechnen, obwohl wir ja die Energiekosten schon bezahlen müssen“, erklärt Simon Schmitz, CEO von Awattar gegenüber der futurezone.

Die Netzbetreiber haben laut Gesetz an und für sich die Verpflichtung, die Daten bereitzustellen. „Manchmal scheitert es aber an technischen Realitäten“, sagt Schmitz. Seitens der Netz NÖ bestätigt man das. Hier müssten oft Menschen in technische Systeme eingreifen, die gar nicht dafür vorgesehen seien, nur weil es bestimmte gesetzliche Regularien gebe, die das notwendig machen. „Und dort, wo Menschen sind, passieren eben auch Fehler“, heißt es seitens der Netz NÖ. An den Smart-Meter-Geräten würden derartige Probleme jedenfalls nicht liegen.

„Wir sind generell guter Dinge, dass die Prozesse sich bei den Netzbetreibern und auch die Zusammenarbeit zwischen Lieferanten und Netzbetreibern immer weiter verbessert“, sagt Schmitz von Awattar.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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