NETHERLANDS-US-TRANSPORT-TESLA-ACCIDENT
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Tesla-Horrorcrash: Immer Ärger mit dem Autopilot

Am Samstag starben in Texas zwei Männer, die mit einem Tesla Model S im Autopilot-Modus unterwegs gewesen sein sollen. Das Fahrzeug kam in einer Kurve bei hoher Geschwindigkeit von der Straße ab und knallte gegen einen Baum. Laut einer ersten Untersuchung der Polizei ist zum Unfallzeitpunkt niemand am Fahrersitz gesessen. Ein Mann saß am Beifahrersitz, der andere auf der Rückbank.

Viel versprochen

Nun stellen sich viele Fragen, etwa: Warum hat der Fahrer seinen Platz verlassen? Wie war es möglich, dass der Autopilot dennoch funktionierte? Warum hat der Autopilot nicht die Kurve erkannt? Wurde der Autopilot-Modus doch noch durch einen der Insassen aufgehoben? Antworten darauf kann man noch nicht geben, man kann sich jedoch sicher sein, dass National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) den Fall genau untersuchen wird. Bei der US-Behörde gibt es ein eigenes Spezialermittlerteam für derartige Unfälle. Bisher hat es bereits 27 Unfälle, bei denen der Tesla Autopilot aktiv war, untersucht.

UPDATE: Laut Tesla war der Autopilot zum Unfallzeitpunkt nicht aktiv. Bisher verfügbare Daten würden laut Elon Musk keinen Hinweis darauf liefern, twitterte er. Wie der Fahrersitz dennoch leer bleiben konnte, bleibt unklar.

Wie nach jedem Unfall, der mit dem Autopilot in Zusammenhang stehen könnte, wird nun erneut über die Fähigkeiten und Grenzen des Systems diskutiert. Verkehrsexperten betonen einmal mehr, dass der Name zu viel verspricht. Eigentlich sei es ein Assistenzsystem, nicht mehr. Tesla wiederum legt Daten vor, die beweisen sollen, wie zuverlässig sein System funktioniert. Mit aktiviertem Autopilot komme es in den USA nur alle 6,7 Millionen gefahrenen Kilometer zu einem Unfall. Der Durchschnittswert liege bei 779.000 Kilometer.

Allzeit bereit

"Dass ein Tesla mit aktiviertem Autopilot aus der Spur fährt, kommt normalerweise eigentlich nicht vor", meint Elektroautohändler Gregor Scheurecker. "Wenn aber die Linienführung unklar ist, etwa bei Baustellen, kann es schon sein, dass der Autopilot einen Fehler macht." In so einem Fall sollte der Fahrer sofort die Kontrolle übernehmen, meint Friedlich Eppel, Experte für automatisiertes Fahren beim ÖAMTC. "Der Fahrer hat die volle Verantwortung und muss immer aufmerksam sein." Solange Fahrzeuge den Automatisierungsgrad 2 nicht überschreiten, sollte er die Hände am Lenkrad lassen und jederzeit eingreifen können.

Der Autopilot überprüft normalerweise auch, ob die Hände am Lenkrad sind. Sind sie es nicht, wird der Fahrer audiovisuell gewarnt. Reagiert er nicht innerhalb weniger Sekunden, sollte das Auto mit Warnblinkanlage zum Stillstand kommen.

Dumme Ideen

Laut Gregor Scheurecker gibt es allerdings eine Reihe von Tricks, wie dieser Prozess ausgetrickst werden kann. Ob die Hände am Lenkrad sind, erkennt der Tesla nämlich anhand des Widerstands bei kleinen Lenkbewegungen. Den kann man aber u.a. auch erzeugen, indem man Fitnessgewichte an das Lenkrad schnallt. Tesla arbeitet an weiteren Überprüfungsmethoden (z.B. mittels Kamera), dabei gibt es aber noch rechtlichen Klärungsbedarf.

"Gerade bei monotonen Autobahnfahrten gibt es dann dumme Menschen, die anfangen, mit der Funktion herumzuspielen", meint Scheurecker. "Es gibt viele Online-Videos, in denen Fahrer auf die Rückbank klettern oder die Augen schließen und schlafen", ergänzt Eppel.

Fortschrittliche Fähigkeiten

Die Fortschritte am Gebiet des automatisierten Fahrens seien laut dem Experten enorm, man dürfe aber nie vergessen, dass ein Auto im Verkehr auf eine Vielzahl unbekannter Situationen stoßen könne. "Automatisierte Fahrzeuge haben keine kognitiven Fähigkeiten, das sind mathematische Systeme." Der Mensch könne im Vergleich dazu sehr effizient auf Neues reagieren.

In Elon Musks Aussagen zur Fahrsicherheit seiner Elektroautos schwingt aber immer die Überzeugung mit, dass ein Tesla seine Passagiere ohne ihr Zutun stets perfekt schützen könne. Die Webseite Tesladeaths.com zeigt unterdessen mit penibel gesammelten Daten auf, dass das nicht stimmt. In Deutschland ist es Tesla gerichtlich verboten, sein Assistenzsystem mit "Autopilot" zu bewerben, weil das irreführend sei. In Österreich darf der Autopilot derzeit nicht eingesetzt werden. Mit aktiven Fahrassistenzsystemen gab es laut dem Innenministerium hierzulande noch keinen einzigen tödlichen Unfall.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Energie, Mobilität und Klimaschutz. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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